Testen, testen, testen – das ist eine der Strategien zur Bekämpfung der Pandemie. Die Gemeinde Quierschied hat mit einem privaten Unternehmen ein Pilotprojekt in Kitas gestartet. Geplant ist ein Testzentrum. Bürgermeister Lutz Maurer kann sich als Perspektive auch ein Impfzentrum vorstellen.
Herr Maurer, warum hat sich die Gemeinde Quierschied entschieden, mit einem privaten Anbieter bei Tests aktiv zu werden?
Vor etwa 14 Tagen hat die saarländische Landesregierung den Entschluss gefasst, dass den Erzieherinnen und Erziehern in Kindertagesstätten, einhergehend mit der Öffnung der Kitas, zweimal wöchentlich Corona-Schnelltest angeboten werden sollen. Das haben wir als Gemeinde natürlich begrüßt, schließlich kann so das Infektionsrisiko für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst, aber auch für die Kinder und ihre Eltern und Erziehungsberechtigten deutlich reduziert werden. Allerdings war eine zeitnahe Umsetzung dieser Vorgabe nicht so leicht zu gewährleisten. Zum einen stellte sich die Frage, wer die Tests durchführen sollte und zum anderen die nach der Verfügbarkeit dieser Test-Sets. Man könnte also sagen, dass die Umsetzung dieser guten Idee in den ersten Tagen eher schleppend angelaufen ist.
Woran lag das?
Beispielsweise wurden über die Kassenärztliche Vereinigung die jeweiligen Hausärzte angefragt, ob sie die Tests durchführen würden. Nun ist die Situation bei uns in Quierschied aber beispielsweise so: Wir haben drei gemeindeeigene Kindergärten mit insgesamt etwa 80 Erzieherinnen und Erzieher. Wenn alle zweimal pro Woche getestet werden, fallen dabei etwa 160 Tests pro Woche an – für eine Hausarztpraxis ein nicht unerheblicher Mehraufwand. Insofern entstand die Idee, einen externen Dienstleister hinzuziehen. Einen Schnelltest durchzuführen ist ja keine Leistung, die von hochqualifizierten Ärzten erledigt werden muss. Das richtige Vorgehen wie auch die dazugehörige Dokumentation lassen sich durch die Teilnahme an einer entsprechenden Schulung schnell, einfach und sicher erlernen.
In der letzten Zeit hat die Kritik beim Thema Testen in Deutschland stark zugenommen. Sie nehmen das als Kommune jetzt selbst in die Hand. Was läuft da schief?
Wie schon gesagt, ist es nicht meine Art, bei jedem kritischen Thema mit dem Finger auf andere zu zeigen und rückblickend alles besser gewusst zu haben. Das Thema Schnelltests ist im Vergleich zu anderen, komplexeren Themen wie beispielsweise dem Impfen vergleichsweise trivial. Dafür brauchen wir nur einen Raum, jemanden, der den Test durchführt, und natürlich ein Test-Set. Während sich eine konkrete Umsetzung von offizieller Seite offenbar nicht kurzfristig darstellen lässt, ist es für uns vergleichsweise unproblematisch, zusammen mit einem lokal angesiedelten Unternehmen eine Alternative aufzubauen. Die wesentlichen Dinge hatten wir innerhalb eines Tages geklärt.
Welche Voraussetzung braucht es dafür?
Den organisatorischen Aufwand sowohl für ein eigenes Test- als auch perspektivisch für ein Impfzentrum können wir gut und gerne leisten, auch die Kosten hierfür sind durchaus darstellbar. Aber allein die zu erwartende Anzahl der Testungen und der damit einhergehende steigende Personalbedarf legt nahe, für die Verwirklichung eines solchen Projekts einen Dienstleister hinzuzuziehen.
Wie sieht das aus mit der Finanzierung?
Im Moment tritt die Gemeinde Quierschied in Vorleistung, weil es zum Startzeitpunkt unseres Pilotprojekts noch keine Durchführungsregelungen gab. Grundsätzlich wird sich das Land an den Kosten beteiligen.
Wie läuft es jetzt konkret ab?
Die in unserem Gemeindebezirk Fischbach-Camphausen ansässige Unternehmensgruppe Gregor Lehnert (UGL) bietet die Durchführung von Schnelltests schon seit einiger Zeit an und hat auf diesem Gebiet schon Erfahrungen gesammelt. Aus gemeinsamen Überlegungen entstand schließlich die Idee zu dem Pilotprojekt, wonach die Tests zweimal pro Woche direkt in den jeweiligen Einrichtungen durchgeführt werden könnten. So haben die Erzieherinnen und Erzieher die Möglichkeit, sich morgens beim Dienstbeginn testen zu lassen. Das Ergebnis steht nach kurzer Zeit fest und wird dokumentiert. Wenn ein Test positiv ist, muss das Gesundheitsamt mit eingeschaltet werden, und es muss ein PCR-Test erfolgen. Mit unserem Angebot unterstützen wir als Arbeitgeber unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verhindern mögliche Ausfälle im Betreuungsangebot. Gerade in den Kitas ist das ein großer Vorteil gegenüber dem Testen in einem Impfzentrum. Dadurch, dass viele Erzieherinnen und Erzieher selbst zu den sogenannten vulnerablen Gruppen gehören oder selbst Eltern von Kindern sind, die während der Pandemie nicht wie gewohnt betreut werden können, gibt es immer wieder personelle Engpässe. Ein Test, der direkt vor Ort durchgeführt wird, entspannt diese Situation deutlich und sichert das Betreuungsangebot.
Gibt es auch Pläne, das auszuweiten?
In einem weiteren Schritt wollen wir für alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Quierschied die Möglichkeit schaffen, sich möglichst wohnortnah testen zu lassen. Vor dem Hintergrund, dass es zunehmend erforderlich ist, beispielsweise beim Grenzübertritt nach Frankreich ein negatives Testergebnis vorzuweisen, wäre ein solches Angebot für viele Menschen – wie beispielsweise Berufspendler – sehr willkommen und eine sehr gute Ergänzung zu den bisherigen Testmöglichkeiten – wie beispielsweise in den Hausarzt-Praxen. Darüber hinaus könnte ich mir ein solches Vorgehen auch mit Blick auf das Impfen vorstellen. Sobald genügend Impfdosen vorhanden sind, versteht sich.
Das heißt, Sie stellen sich darauf ein, dass wir noch länger mit dieser Situation klarkommen müssen?
Ich denke, dass die Kombination von Tests und Impfungen noch eine Weile unseren Umgang mit der Pandemie prägen wird. Im Moment stagniert der Fortschritt durch den Engpass beim Impfen, was an bestimmten Stellen nachvollziehbar, an anderen weniger nachvollziehbar ist. Doch statt in dieser Situation zu erstarren und mit dem Finger auf andere zu zeigen, wollen wir anpacken und dort helfen und tätig werden, wo wir es können und dürfen. Das Pilotprojekt ist ein erster Schritt in diese Richtung, der auch zeigt, dass man mit Ideen und Initiative auch mal schnell und unbürokratisch handeln kann.
Es gibt die Diskussion, dass der Zugang zu bestimmten Dingen an negative Tests gekoppelt ist. Wird uns das im Sommer noch intensiver beschäftigen?
Auch wenn sich viele diesem sensiblen Thema sehr lange eher verschlossen haben, scheinen solche Regelungen wohl doch Einzug zu halten. Egal, ob es um einen Urlaub oder ein Konzert- oder Kinobesuch geht – um diese Branchen nicht im ewigen Lockdown verharren zu lassen, werden wohl immer häufiger Nachweise negativer Tests und auch der Impfnachweis herangezogen werden. Insofern denke ich, dass man über eine ehrliche und breitangelegte öffentliche Debatte nicht herumkommen wird. Auch, wenn es vielen vielleicht nicht angenehm ist, darüber zu diskutieren.
Seit Anfang März gibt es die ersten kleinen Öffnungsschritte. Wie schätzen Sie es auch aus Sicht der Gemeinde ein, wohin die Entwicklung gehen wird?
Aus meiner Sicht ist es in keinster Weise mehr nachvollziehbar, dass man auf dem bisherigen Niveau der Maßnahmen verharrt. Die Terminvergabe im Einzelhandel sollte vernünftig funktionieren, aber selbst das würde weitere, enorme Umsatzeinbußen nicht verhindern. Weitere Schritte, wenn auch kleine, werden also dringend erforderlich sein. Dies gilt natürlich auch für die Gastronomie, den Kulturbetrieb und andere Bereiche, die von den Einschränkungen von Anfang an in besonderem Maße betroffen waren und es auch immer noch sind. Die lassen sich ohnehin nicht mehr kompensieren. Man muss sicherlich nach wie vor schrittweise vorgehen und die Größe der Schritte behutsam wählen. Einfach monatelang auf dem aktuellen Stand der Dinge zu verharren, kann nicht zielführend sein.