Normalerweise bietet „Maltes Kochscheune" individuelle Kochkurse für Gruppen. Seine Scheune in Medelsheim ist der perfekte Ort dafür. Derzeit ist aber auch er – wie so viele Köche und Gastronomen – weitgehend zum Nichtstun verurteilt.
In dieser Woche führt mich mein Weg mal wieder in den schönen Bliesgau, genauer gesagt zu „Maltes Kochscheune" in Medelsheim. Am Rande der Buchenwälder hat bereits die Bärlauchsaison begonnen, links und rechts der Blies begrüßt uns eine einmalige Auenlandschaft. Im Sommer blühen in dieser Kulturlandschaft seltene Orchideen. Diese sanft-hügelige Landschaft hier hat eine besondere Anziehungskraft auf mich. Es ist eine einmalige Kulturlandschaft mit einer besonders großen Artenvielfalt in diesem Teil des südlichen Saarlandes.
Medelsheim wurde erstmalig 888 urkundlich erwähnt. Die Kirche St. Martin ist weithin sichtbar und bildet den Ortsmittelpunkt. Sie steht auf römischen Fundamenten, und in ihr findet man gotische Wandmalereien aus der Zeit um 1430. Genau gegenüber dieses historischen Baus befindet sich „Maltes Kochscheune".
Das Anwesen mit 2.000 Quadratmeter Land dahinter kaufte Malte Mehler im Jahr 2010. Von Anfang an stand für ihn fest, dass in die alte Scheune seine Kochschule kommen sollte. Zuerst musste er das Haus aber kräftig renovieren. Vor vier Jahren begann er, in der Scheune und dahinter zu baggern und schuf eine herrliche, mediterran anmutende Terrasse. Anschließend baute er die Scheune aus und hat daraus wirklich ein ganz besonderes Juwel gemacht.
Normalerweise – also in den Zeiten vor Corona – ist in seiner Kochscheune immer jede Menge los. Malte Mehlers Geschäftsmodell sind Kochkurse, konzipiert für kleine Gruppen. „Das finde ich einfach viel persönlicher", erzählte der Hausherr. „Ich mag keine großen Gruppen von 20 oder gar 30 Leuten. Da geht zu viel vom Kochkurs verloren", betont er. Die Kurse bietet er nicht nur in seiner „Kochscheune" an, sondern auch im privaten Rahmen. Oder er kocht auch mal bei Betriebsfeiern. Manchmal macht er auch Produktvorführungen, zusammen mit der Firma Bora etwa, die ein einmaliges Abluftsystem für Herde entwickelt hat. Deren Abluftsysteme gehen nach unten statt nach oben – sehr revolutionär, was Firmengründer Willi Bruckbauer da erfunden hat! Auch Kochshows hat Malte Mehler schon gemacht, und er wird auch immer wieder gern von Möbelhäusern gebucht, um dort dann in einem Küchenstudio zu kochen. Auch auf großen Messen ist er immer wieder zu finden – zumindest in normalen Zeiten.
In „Maltes Kochscheune" läuft es dagegen wie erwähnt meist etwas intimer ab. Beispielsweise mit einer Gruppe von acht Leuten, die einen schönen Abend verbringen und gemeinsam kochen möchten. „Im Herbst 2019 hatte das in der Kochscheune angefangen", erzählt Mehler. „Ich bekam immer mehr Anfragen. Einfach so zum Kochen oder weil Menschen ihren Geburtstag in Form eines Kochkurses feiern wollten." Mehler bereitet in solch einem Fall alles vor, und jeder kann sich so einbringen, wie er möchte. Lebensmittel und Getränke sind selbstverständlich nach vorheriger Absprache bereits eingekauft. Der Gast darf dann, mithilfe des Meisters, selbst kochen. Oder alle, die möchten, kochen mit! Da kommen Kindheitserinnerungen bei mir hoch. So war das mal früher mit Oma oder Mutter in der Küche.
Auch Kochkurse für Kinder im Angebot
Mittlerweile gibt es bereits eine ganze Zeit lang auch reine Männerkochkurse. Im vergangenen Sommer hatte er zum ersten Mal ein Candle-Light-Diner angeboten, draußen auf der herrlichen Terrasse. Fürs laufende Jahr gibt es solche Buchungen auch schon – für die Zeit, in der es wieder möglich sein wird. Ein solcher Kochkurs hat seinen ganz besonderen Reiz. Die Teilnehmer lernen dabei nicht selten Handgriffe oder Tricks, die zwar für jeden Koch selbstverständlich sein mögen, die sie selbst aber häufig nicht kennen.
Dazu ist Malte Mehler einer der wenigen saarländischen Spitzenköche, die sich auf Kochkurse mit Kindern spezialisiert haben. Entsprechend gern gesehen ist er auch auf Kindergeburtstagen. „Ich kann jonglieren, das kommt meistens auch sehr gut an", erzählt er und lacht. Neben seinem Kochberuf hat Malte Mehler eine pädagogische Ausbildung als Heilerzieher absolviert. Oft kocht er mit Kindern in Schulen, auch im Rahmen eines größeren Projektes oder eines Ferienprogramms. Auch der Verein Slow Food fragte schon bei ihm an, und er erinnert sich gern an die gemeinsame Arbeit mit Holger Gettmann. Dabei geht es Mehler nicht nur ums Kochen, er will auch die soziale Kompetenz der Kinder stärken. Die Kinder lernen, selbstorganisiert zu arbeiten. Da darf auch mal etwas schiefgehen, denn aus Fehlern lernt man bekanntlich. Und Fehler macht jeder, also ist das gar nicht schlimm. Am Ende gibt es dann immer eine Runde, in der jedes Kind seine eigene Arbeit beurteilen darf.
Drei Aspekte sind Mehler dabei sehr wichtig: Sauberkeit, den Anweisungen des Kochs zu folgen und Teamfähigkeit. Das alles läuft natürlich spielerisch. In der Kochscheune wird er weiter Kinderkochkurse anbieten, und da er auf seinem Grundstück auch fünf Bienenvölker hält, gibt es für die Kinder eine Menge zu entdecken. Etwa, wie man Honig macht. Er selbst empfindet es als eine absolute Bereicherung, mit Kindern zu kochen.
Nach einem Spaziergang durch den Garten und einem Besuch besagter Bienenstöcke gehen wir in die Kochscheune, wo uns Malte Mehler ein kleines Menü zaubert: Spinat-Ravioli mit Kräuteröl und getrockneten Datteltomaten, Hühnersuppe, hausgemachte Königin-Pastetchen mit Frikassee und Wurzelgemüse, dazu gebutterter Basmatireis. Spinat-Ravioli mit Kräuteröl und getrockneten Datteltomaten war unser Amuse-Gueule und ein perfekter Einstieg. Die Hühnersuppe macht er aus einem Huhn aus Freilandhaltung, das er von einem benachbarten Bauernhof, kurz hinter der Grenze zu Rheinland-Pfalz bekommen hat und bereits einen Tag zuvor im kalten Wasser angesetzt hat. Er liebt klare Suppen. Er erwärmt sie langsam, zuerst nur mit Zwiebeln, Lorbeerblättern und Nelken. Die Schalen lässt er dran, der Farbe wegen, wie er erklärt. Wenn die Suppe dann 90 Grad Celsius erreicht, bildet sich auf der Oberfläche ein Schaum, den er entfernt. Anschließend gibt er die geschnittenen und geputzten Zutaten dazu: Sellerie, Lauch und Karotten. Er lässt alles ungefähr anderthalb Stunden simmern und würzt – ohne Salz. Dazu gibt es eine Maultasche und ein Ravioli. Die Maultasche mit gemischtem Hackfleisch, Petersilie, Knoblauch und Zwiebeln, der Ravioli eher mediterran mit Rosmarin aus dem heimischen Garten und angedünstetem Fenchel.
Erfahrungsschatz aus Reisen um die Welt
Malte Mehler ist auch gelernter Metzger. Dazu hat er einen riesigen Erfahrungsschatz aus mehreren Kontinenten, die er kulinarisch bereist hat. Er erzählt von Thailand und Indien, von Südamerika, aber auch von der Schweiz und Spanien, wo er lange kochte. Die thailändische Küche ist bis heute ein Grundpfeiler seiner Kochkunst.
Dann präsentiert er ein selbst gemachtes Pastetchen mit Frikassee. Den Blätterteig sticht er selbst aus und pinselt ihn mit Eigelb ein, das Fleisch stammt von einem Biohuhn. Das Suppenhuhn will er dazu nicht verwenden, da es zu trocken würde, wie Mehler betont. Dazu gibt es ein Hautsegel, also die Haut so gebraten, dass er sie aufstellen kann, mit Basmatireis und Wurzelgemüse. Lecker.
Zum Essen stellt der Hausherr zwei Weine auf den Tisch: einen Grauen Burgunder vom Weingut Fritz Walter aus Niederhornbach und einen Gelben Muskateller von Lergenmüller.
Noch ein kleiner Tipp: Menschen wie Malte Mehler, deren ganzer Geschäftsbereich aufgrund der Corona-Pandemie gerade weggebrochen ist, freuen sich, wenn Interessierte jetzt bei ihm Gutscheine kaufen. Andere Einnahmen hat er gerade nicht. Damit macht man nicht nur ihm eine Freude, sondern auch den Kindern, seinen Freunden oder sich selbst, wenn man einen seiner Kurse belegt, sobald dies wieder möglich ist