„Radio Schlagerparadies" in Auersmacher ist ein bundesweit erfolgreicher Sender für Schlagerfans. Erstaunlich, dass er im Saarland kaum bekannt ist. Heike Betz, Moderatorin und Marketing-Chefin, will das ändern.
Dass sie mal beim Radio landet, auf die Idee wäre Heike Betz nie gekommen. Doch als die Saarländerin vor ein paar Jahren in ihrer Funktion als Veranstalterin zusammen mit dem Radioprofi Charlie König eine Messe moderiert, meint der danach: „Du musst Radio machen!" Er erzählt ihr von einem Radiosender in Auersmacher, der gerade noch Moderatoren sucht. Also macht sich Heike Betz auf zum „Radio Schlagerparadies" und wird prompt als Moderatorin verpflichtet.
„Es war am Anfang sehr aufregend", erinnert sich die 53-Jährige. So präsent zu sein, ist für Heike Betz erst mal sehr ungewohnt. „Als Veranstalterin stehe ich ja normalerweise hinter der Bühne", sagt sie und lacht. „Vorne zu stehen war für mich schon immer emotional viel Arbeit. Das ist mir nicht leicht gefallen. Aber am Mikrofon oder auch vor der Kamera ist es viel leichter für mich als vor Publikum." Zunächst muss sie sich vor allem in die Studiotechnik einfuchsen. „Man fährt seine Sendung komplett selbst, es gibt keinen Tontechniker, der helfend beispringt."
Nach einer gewissen Zeit stellt Programmchef Frank Brach fest, dass seine neue Moderatorin mit ihrer Erfahrung im Veranstaltungsbereich auch fürs Marketing des Senders sehr hilfreich wäre. „Das ist mein Metier", sagt Heike Betz.„Ich habe viele Kontakte zu Künstlern und früher auch viele Schlager-Veranstaltungen gemacht." Mittlerweile leitet Heike Betz die Marketingabteilung des Senders.
Ihren Weg ins Veranstaltungsmanagement findet sie als junge Frau über eine Ausbildung zur Rechtsanwalts-Fachangestellten. „Ich bin dann bei einer Firma für Licht- und Tontechnik gelandet. So fing das Ganze an." Der Showbereich gefällt ihr und ein paar Jahre später wechselt sie in ein Tourneebüro nach Dortmund. „Ich habe dann zum Beispiel die Tournee von Tom Gerhardt geplant." Irgendwann zieht sie es wieder ins Saarland zurück, und sie arbeitet für die Firma Kultour, die sie schließlich irgendwann übernimmt.
Anschließend gründet Heike Betz ihre Firma Basima GmbH, mit der sie bis heute immer wieder mal Veranstaltungen auf die Beine stellt. Jedoch nicht mehr in dem Umfang wie früher. Ihre neue Liebe, das Radio, nimmt die Kulturfrau mittlerweile Vollzeit in Beschlag.
Dass der Sender immer größer und bekannter wird, macht sie stolz. Und dabei fängt das Ganze erst mal klein an, 2005 mit dem MRM-Radio, ein Internet-Radio, das Mainstream-Musik sendet und mit Schlagern erst mal gar nichts am Hut hat, wie Programmdirektor Frank Brach erzählt. „Irgendwann haben die Moderatoren gesagt, sie würden auch mal gern einen Schlager spielen. Ich habe dann gesagt, dass das irgendwie nicht passt, Roy Black und Iron Maiden", sagt Frank Brach und lacht. „Doch die haben nicht lockergelassen." Also schaltet Brach einen zweiten Stream frei für Schlagermusik und nennt ihn „Schlagerhölle". „Ich hab mich noch darüber lustig gemacht, wer da moderiert, muss in die Hölle", erinnert er sich und lacht wieder. Doch dann die Überraschung. „Die haben uns nach einem Jahr mit der Hörer-Zahl überholt! Ich dachte: Was ist denn jetzt los?"
So rückt der andere Sender in den Hintergrund und der neue Schlagersender wird nach und nach in ganz Deutschland bekannt. Die Hölle im Namen kommt allerdings nicht überall gut an. Und so wird irgendwann aus der Hölle logischerweise das Paradies.
Auch die Moderatoren werden mancherorts immer prominenter. „Vor drei Jahren war ich in Augsburg bei einer Zeltveranstaltung, bei der wir unseren Sender präsentiert haben", erzählt Heike Betz. „Da kamen die Leute an unseren Stand und wollten von mir ein Autogramm." Die Moderatorin ist verblüfft. „Ich hab’ das erst gar nicht verstanden, was die von mir wollen. In Augsburg, dort erkennt man mich, und hier lauf’ ich durch die Stadt und es interessiert niemanden", sagt sie und lacht: „Das fand ich ein Phänomen."
Mickie Krause sang Howard Carpendale
Dass das Schlagerparadies auch im Saarland mehr Aufmerksamkeit erfährt, ist das große Ziel von Frank Brach und Heike Betz. Der saarländische Markt soll ordentlich „aufgemischt werden", wie Heike Betz sagt.
Viele Stars der Szene geben sich beim „Schlagerparadies" sozusagen die Klinke in die Hand. Von Helene Fischer, Roland Kaiser, Nino de Angelo bis hin zu Andrea Berg – so ziemlich alle waren schon hier zum Interview.
Auch Heike Betz hat schon den einen oder anderen bekannten Sänger in ihrer Sendung gehabt. An ein Highlight erinnert sie sich gern. „Schon im ersten Lockdown und dann auch im zweiten hatten wir eine Aktion, die nannte sich ‚Stars frei Haus‘. Wir hatten mittags in der Sendung einen Künstler als Co-Moderator zugeschaltet. Und ich bekam eines Tages Mickie Krause. Mit dem hatte ich noch nie vorher zu tun." Sie solle einfach ein paar Späßchen mit ihm machen, sagt ihr Chef Frank Brach. Heike Betz lacht bei der Erinnerung. „Ich bin nicht so der Späßchen-Macher." Doch dann ist sie überrascht. „Man kennt ihn ja als Party-Sänger. Doch dann war er hier sehr ernsthaft und erzählte mir, dass er als Cover-Sänger mit Howard Carpendale-Songs angefangen und auch in Altenheimen gesungen hatte." Heike Betz, eingefleischter Carpendale-Fan, nutzt die Gelegenheit. „Ich hab ihn dann dazu gebracht, dass er in meiner Sendung Carpendale gesungen hat. Das fand ich cool. Da bin ich noch heute stolz drauf."
Auch eine Begegnung mit Roland Kaiser fällt ihr ein. Heike Betz erlebt den Künstler, dem nachgesagt wird, er wäre sehr eigen, als überaus freundlich. „Er hat einen Dackel und wir haben uns eine halbe Stunde über Hunde unterhalten." Wie zur Bestätigung kommt Heike Betz’ schwarzer Mops Noah um die Ecke. Der zehnjährige Rüde begleitet sie täglich zur Arbeit. Heike Betz schätzt beim „Radio Schlagerparadies", dass „wir Moderatoren noch viele Freiheiten haben, mehr als bei öffentlich-rechtlichen Sendern, weil wir hier auf Persönlichkeit setzen. Jeder darf hier so sein, wie er gern sein möchte." Das zieht auch Moderatoren von anderen Radiostationen an. „Wir haben hier viele Kollegen, die von anderen Sendern abgesprungen sind."
Auch der Bezug zum Hörer gefällt Heike Betz und ihren Kollegen. „Wir duzen die Hörer. Dadurch bekommen wir ein engeres Verhältnis. Und wir haben auch die Möglichkeit, Hörer zum Beispiel über Facebook anzusprechen. Da haben wir einen Club, und wenn ich eine Sendung mache, schreibe ich vorher in den Club rein. So nach dem Motto: Hallo, ich hoffe, ihr seid alle dabei. Dann bekommt man da auch mal ein Feedback. Im Grunde gehe ich da so ran, als würde ich mit meinen Freunden eine Sendung gestalten."