Wer wie unser Kolumnist sehr bewusst einkauft, kommt um den „Bauernmarkt" am St. Johanner Markt in Saarbrücken nicht herum. Fast jeden Samstag ist er hier zu finden und deckt sich mit regionalem Fleisch, Wurst, Käse sowie Obst, Gemüse und anderen Leckereien ein.
Am Wochenende gehe ich in der Regel auf einen der zahlreichen Märkte in Saarbrücken, um meinen Wochenendeinkauf zu machen. Beispielsweise samstags auf den St. Johanner Markt. Dort verweile ich in normalen, also Nicht-Corona-Zeiten gerne auch etwas länger, denn meistens treffe ich dort Freunde und Bekannte, die genau wie ich Wert auf gute und frische Produkte legen. Das gilt für Lebensmittel und Blumen gleichermaßen, die hier zu finden sind. Die Auswahl, um den Garten oder den Balkon zu verschönern, ist samstags auf dem St. Johanner Markt wirklich gut.
Ich beginne meine samstägliche Tour meistens am Stand von Christa Welsch und ihren freundlichen Mitarbeiterinnen. Welsch stammt aus Lisdorf und bringt Gemüse und Blumen mit zum Bauernmarkt. Gemeinsam mit ihrem Mann Herbert und ihrem Schwager Clemens betreibt sie Gemüseanbau in Lisdorf. Sie ziehen dort auch Pflanzen vor und verkaufen sie auf dem Markt. Ihr Stand bringt das mit, was in Lisdorf schon lange Tradition ist. Außer Saarbrücken besucht sie noch Dudweiler, den Bauernmarkt in Saarlouis, den Markt in Ottweiler, und einmal in der Woche ist sie bei unsern französischen Nachbarn in St. Avold. Dort ging schon ihre Großmutter in den 1930er-Jahren hin, wie sie erzählt.
Christa Welsch hat ihren festen Platz auf dem Saarbrücker Bauernmarkt. Seit dessen Gründung vor 25 Jahren steht sie hier regelmäßig und bietet ihre Waren an. „Anfangs waren es noch deutlich mehr Stände", erzählt sie. „Doch mit der Zeit wurden es weniger. Heute sind wir eine eingeschworene Gemeinschaft von Händlern. Wir bezahlen der Stadt Saarbrücken Standgeld, doch einen Marktmeister gibt es hier nicht. Wir organisieren diesen Markt selbst, und das klappt die ganzen Jahre über ohne Probleme."
Neben dem Gemüse- und Blumenstand von Christa Welsch steht ein Bäcker aus St. Avold. „Le Grignon" hat das Stammhaus in der 27, Rue Principale im lothringischen Städtchen. Er steht ebenfalls jeden Samstag mit seinen Backwaren hier. Bei ihm wird noch immer auf alte, traditionelle Art gebacken, mit dem richtigen Mehl, wie er mir erklärt. Auf der anderen Seite steht „Maries Ziegenhof" aus dem Merziger Land, die dort Ziegen und Schafe halten. Sie vermarkten vor allem Ziegen- und Schafskäse, aber aus dem Fleisch der geschlachteten Ziegen wird auch Fleisch und Wurst angeboten.
Nebenan steht der „Keimbacher Hof" aus St. Wendel. Die Betreiber des Hofs lassen ihr Fleisch beim Wendelinushof schlachten und verkaufen es auf verschiedenen Märkten. Bei meinem samstäglichen Rundgang treffe ich auch Ulla Trautmann, die am Stand von Metzgermeister Martin Ernst aus Blieskastel-Seelbach steht und einkauft. Ulla kann sehr gut kochen, wir kennen uns seit mehr als 40 Jahren, und auch sie kauft regelmäßig hier ein. Am Stand von Metzgermeister Ernst etwa, da gibt es Wild, Lamm, Rind, Huhn und verschiedene Wurstspezialitäten. Ernst beliefert auch verschiedene Restaurants bei den Bliesgau-Lammwochen mit seinen Lämmern. „Wir sind Selbstvermarkter, eine echte Landmetzgerei", erzählt er. „Wir produzieren alles selber, und bei uns wird alles ohne chemische Zusatzstoffe gemacht. Das wissen die Leute zu schätzen. Viele Menschen essen mittlerweile lieber nur noch zweimal die Woche Fleisch, dafür aber gutes. Wir haben viele treue Kunden hier auf dem Markt, die ganz bewusst unsere hohe Qualität suchen."
Regionaler Spargel und Erdbeeren auch bereits zu finden
Übernommen hat Martin Ernst das Geschäft von seinem alten Lehrmeister, Hans-Werner Scherer, bei ihm ging er in die Metzgerlehre. Seit drei Jahren ist er jetzt auch hier auf dem Markt. Sein Hofladen in Seelbach ist ja auch noch vier Tage die Woche über offen, auch samstags. Ein paar Schritte weiter steht Remy Timmer aus Perl-Eft mit echtem deutschem Bienenhonig. Daneben gibt es Spargel und Erdbeeren vom Erdbeerland sowie den Wagen der „Hirztaler Käserei". Zumindest Butter kaufe ich da regelmäßig, häufig auch noch etwas mehr.
Ich schlendere weiter und treffe Ruth Spitzhorn am Stand von „Rosen-Brill" aus Schiffweiler wieder. Ruth erzählt: „Der Samstag beginnt für mich immer mit dem Gang auf den Bauernmarkt. Wir genießen gerade die Farben, das Obst und die Gemüsesorten, die hier vielfältig angeboten werden. Etwa am Stand von Christa Welsch, da gibt es eine Mitarbeiterin, Frau Isolde, die für die Blumen zuständig ist. Wenn im Bauerngarten jetzt die Blumen wieder sprießen, bindet sie Sträuße und verkauft sie hier." Bei „Rosen-Brill" hat es Ruth aber auf etwas anderes abgesehen – auf Ranunkeln und Kräuter. Schönere Frühlingsgrüße gebe es keine, sagt sie und zeigt mir Bilder von einer Vase in ihrer Wohnung, in denen die Ranunkeln aufgegangen sind. Wirklich ein echter Blickfang.
Wir spazieren weiter und setzen uns auf einen Kaffee in eines der vielen ansprechenden Lokale am St. Johanner Markt. Dabei erzählte Ruth Spitzhorn mir folgende Geschichte: „Gegen 14 Uhr erscheint erst die Fischfrau, Frau Borger. Lustig dabei finde ich, dass sich lange, bevor sie erscheint, an ihrem festen Standort eine lange Schlange gebildet hat." Die Stammkunden wissen eben, was gut ist.
„Gut Klosterberg" bietet herrlich alte Apfelsorten an
Ruth Spitzhorn steht auf und geht zur Mitte des Marktes. Dort steht das „Obstgut Klosterberg" aus Merzig. Hier gibt es die vielleicht besten Äpfel und Birnen, die man im Saarland erstehen kann. Hier findet man viele alte Sorten, die eine große Fangemeinde auf dem Markt haben. Nicht weit von diesem Stand findet sich auch regelmäßig ein Biostand aus der Pfalz mit Gemüsen, der sich auch einer treuen Stammkundschaft sicher sein kann. Wegen Corona zurzeit nicht am Start ist ein Weingut von der Mosel. Dieses darf gerade keine Verkostungen machen, deshalb lohnt die Anreise nicht. Vor vielen Jahren waren auch saarländische Winzer aus Perl hier auf dem Markt, doch irgendwie hat das nicht geklappt. Oder sie müssen samstagmorgens in Perl sein, da an diesem Morgen viele Kunden die Weingüter ansteuern, um dort einzukaufen. Trotzdem, der Markt ist dennoch breit gefächert in seinem Angebot. Man kann hier sehr gut fürs Wochenende einkaufen. Und was es hier nicht gibt, findet man problemlos am und rund um den St. Johanner Markt. Beispielsweise zwei Filialen von zwei Bäckereien, die der „Feinschmecker" zu den besten des Saarlandes gekürt hat: Stefan Anstadt hat gewonnen und auch „Brot und Sinne" wurde von dem Fachmagazin ausgezeichnet. Beide Geschäfte finden sich nur ein paar Meter vom Marktplatz entfernt.
Zum Abschluss führt mich mein Weg noch zu Bauer Rose. Über ihn habe ich kürzlich an dieser Stelle berichtet. Sein „Faulenberger Hof" liegt vor den Toren von Mainzweiler im Landkreis Neunkirchen. Auf dem Saarbrücker Bauernmarkt verkauft er Eier, Rindfleisch und Suppenhühner, aber auch Wurst. Verarbeitet wird das Fleisch von seinem Hof von zwei kleinen handwerklichen Betrieben: den Dorfmetzgereien Schiller in Ottweiler und Vogel in Illingen, die noch nach handwerklichen Regeln arbeiten. Deshalb sind diese Produkte auch auf den Märkten so erfolgreich! Für heute habe ich die Tour geschafft. Ich habe alles, was ich brauche. Ich muss noch in die „Brasserie Terminus", Terrine abholen. Chef Geoffroy Muller hat mir nämlich für heute eine Waldterinne versprochen. Diese besteht aus Schwein, Huhn und Pilzen und schmeckt wahnsinnig gut. Ein echter Traum. Die gehe ich noch abholen, dann kann das Wochenende kommen. Übrigens: Der Bauernmarkt auf dem St. Johanner Markt beginnt samstags immer um 9 Uhr.