Mir konstatierte man im Medienwesen schon vor Jahrzehnten, dass ich absolut keine Ahnung von Frauen habe, nur weil ich nicht wie meine Vorgesetzten gnadenlos alles flachlegte, was nicht bei drei auf dem Baum war. Die Eagles sangen über solche Umtriebe schon Ende der 70er-Jahre („King of Hollywood") und nun „singen" auch andere, seitdem Harvey Weinstein vor Gericht gestellt und das Thema damit erstmals in größerem Maße öffentlich diskutiert werden konnte.
Doch natürlich beschränkt sich derartige Übergriffigkeit „kleiner Könige" nicht auf die Mediensparte. Amelie Fried zog es in ihrem Roman vor, nicht die eigene Branche zu besudeln, sondern die Wissenschaft, in der es natürlich ebenso zweifelhafte Charaktere gibt, die Ruhm und weitere „Vorzüge" auf Kosten Dritter einsacken. Ein eigentlich sehr löbliches Anliegen, da manchem das Thema vielleicht als Roman eher nahezubringen ist denn als Politikum. Doch stellt sich die Protagonistin wirklich ausgesprochen empathielos bis psychotisch an – man wird an „Drüberleben" von Kathrin Weßling erinnert, worin auch das Leben einer freien Journalistin geschildert wird, jedoch unter ganz anderem Vorzeichen. Das bringt der „Heldin" in Amelie Frieds Roman „Die Spur des Schweigens" dann unter anderem einen erst nach Wochen löschbaren „Racheporno" bei Youtube ein (und dem Verlag vermutlich eine Klage von Google, weil Youtube den Upload derartigen Materials niemals dulden würde) – und einen Journalistenpreis. Und dies, nachdem die Akteurin es zuvor zwar geschafft hat, ihren Nachnamen als Internet-Domain zu registrieren und auch zu halten, doch sonst keinen nennenswerten Erfolg in ihrer Branche vorzuweisen hatte.
Das macht das Buch – neben ganzen Kapiteln in Kursivschrift – nicht ganz so locker lesbar, weil man pausieren und eine Runde in die Tischkante beißen muss ob der Blödheit der Akteure. Spannend ist es dennoch – und ohne Zweifel wertvoller als die rosarote Plüschware.