Wie hätte diese Saison sonst enden sollen – der 1. FC Kaiserslautern spielt auch im letzten Saisonspiel nur ein Unentschieden, dieses Mal gegen den starken Aufsteiger aus Verl. Der Blick geht aber jetzt schon nach vorne.
Nach einer turbulenten Saison mit Abstiegskampf und Insolvenz richtete Trainer Marco Antwerpen den Blick lieber nach vorn als zurück. „Ich bin nicht der Typ, der lange einen Klassenerhalt feiert. Ich wünsche mir, dass unsere nächste Saison anders ausschaut“, betonte der Trainer des 1. FC Kaiserslautern nach dem 1:1 gegen den SC Verl im Saisonfinale der 3. Fußball-Liga.
Mit 43 Punkten beendeten die Roten Teufel die Corona-Spielzeit 2020/21 auf einem insgesamt enttäuschenden 14. Platz. Dem eigenen Anspruch, eine Spitzenmannschaft der Liga sein zu wollen, wurden sie nie gerecht. Am Ende steht die tabellarisch schlechteste Spielzeit in der rund 121-jährigen Geschichte des Traditionsvereins.
Für die Pfälzer gilt es nun, die Lehren aus dem gerade noch verhinderten Absturz in die Regionalliga zu ziehen. Schließlich brauchte es dafür mit Antwerpen nach Boris Schommers und Jeff Saibene den dritten Trainer der Saison. Erst der 49-Jährige brachte die Mannschaft nach seinem Amtsantritt Anfang Februar in die Spur. In den letzten zehn Spielen kassierte der FCK nur noch eine Niederlage und holte 17 Punkte.
Im Sommer steht wohl wieder ein größerer personeller Umbruch an. Bei der Zusammenstellung der neuen Mannschaft hängt einiges davon ab, wie viele der sieben Leihspieler gehalten werden können. Während ein Verbleib von Jean Zimmer, Daniel Hanslik, Anas Ouahim, Marvin Senger und Felix Götze noch offen ist, haben Adam Hlousek und auch Top-Torjäger Marvin Pourié wohl keine Zukunft auf dem Betzenberg. Pourié stand gegen Verl schon zum zweiten Mal in der abgelaufenen Saison aus disziplinarischen Gründen nicht im Kader. „Das begleitet Marvin schon seine ganze Karriere. Es gibt immer wieder Vorkommnisse, die nicht in Ordnung sind. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt“, sagte Antwerpen.
Ex-Kapitän Carlo Sickinger und Simon Skarlatidis, deren Verträge auslaufen, werden den Club im Sommer ziemlich sicher verlassen. Auch Alexander Winkler, zuletzt kaum mehr berücksichtigt, dürfte sich nach einer neuen Herausforderung umschauen. Hendrick Zuck soll seinen Kontrakt verlängern, Philipp Hercher könnte sich mit starken Leistungen im Saison-Endspurt in den Fokus anderer Vereine gespielt haben.
Viele Personalien sind in den nächsten Tagen zu klären
Was potenzielle Neuzugänge angeht, sucht der FCK unter anderem einen kopfballstarken Stabilisator für die Abwehr. „Da haben wir Defizite. Kopfballstark, robust, ein Leader, der den ganzen Laden zusammenhält“, so Antwerpen, der davon ausgeht, dass die Mannschaft zum Trainingsauftakt am 14. Juni noch nicht komplett sein wird: „Auf einen guten Spieler warte ich auch mal gerne.“
Auch die sportliche Leitung spielt derzeit noch auf Zeit: „Ich hoffe, dass nächste Woche etwas mehr Bewegung reinkommt. Wir haben wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Da gibt es wegen Corona noch sehr viele Fragezeichen. Zum Beispiel, ob wir nächste Saison mit Zuschauern spielen können“, sagte Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen.
Auch wenn es erneut nur ein Unentschieden gab, so hatten die Fans, die sich um das Stadion versammelten, doch noch Grund zu feiern. Zum einen bedeutete das 19. Unentschieden einen Rekord – zum anderen hätten die Wenigsten noch mit dem Klassenerhalt gerechnet. Und nun war er sogar schon vor dem letzten Spieltag klar. „Wir kennen das ja aus den vergangenen Wochen“, sagte Trainer Marco Antwerpen nach der Partie. „Unsere Fans sind einfach außergewöhnlich.“ Doch lange feiern will der 49-Jährige nicht: „Ich wünsche mir, dass unsere nächste Saison anders ausschaut.“
Auch bei den Akteuren herrschte Erleichterung: „Wir sind froh, dass wir dringeblieben sind. Die ganze Stadt ist glücklich, dass wir in der Liga geblieben sind, weil hier unglaublich viele an diesem Verein hängen“, wird Hendrick Zuck bei „Der Betze Brennt“ zitiert. „Die Saison müssen wir abhaken, und nächstes Jahr wollen wir wieder angreifen.“ Auch Torhüter Matheo Raab, der gegen Verl ein starkes Spiel machte, lobte die Fans: „Die Fans sind Wahnsinn, die können sich auf die Schulter klopfen, so sehr wie sie für uns da waren, als es um den Klassenerhalt ging. Chapeau, was die hier abziehen.“ Damit die Fans in der kommenden Saison bessere Gründe zum Jubeln haben, sollen die drei Leihspieler Zimmer, Götze und Senger unbedingt gehalten werden. Antwerpen sagt dazu: „Mein Wunsch ist es, dass alle drei bleiben, weil sie Qualität in unseren Kader bringen, auch die Leidenschaft, sich für diesen Verein einzusetzen.“ Das seien Attribute, „nach denen wir auch die künftigen Spieler aussuchen werden“, so der FCK-Coach. „Wir müssen aber zum einen mit dem Verein selbst sprechen, dann mit den Spielern und mit den Beratern. Solche Gespräche dauern auch mal länger als ein oder zwei Tage.“ Hier wird der FCK also Geduld mitbringen müssen. Positive Signale gab es hingegen von Jean Zimmer. „Letzte Woche war schon pure Erleichterung, da ist es zu der ein oder anderen Träne gekommen“, sagte FCK-Kapitän Jean Zimmer nach dem Spiel: „Ich bin einfach glücklich, dass wir es geschafft haben.“
In der Stunde des Jubels dachten die Spieler an die Fans
Zu seiner Zukunft sagte der für das letzte halbe Jahr von Fortuna Düsseldorf ausgeliehene Rechtsverteidiger: „Jetzt gilt es sich zusammenzusetzen mit beiden Vereinen. Den Schritt hätte ein anderer, der die Liebe zum Verein vielleicht nicht so wie ich hat, vielleicht nicht gemacht. Ich bin glücklich, dass ich es gemacht habe.“ Vielleicht folgt in den kommenden Wochen das endgültige Bekenntnis. Es wäre ein wichtiger Mosaikstein zu einer besseren Zukunft auf dem Betzenberg.