Die Zweitliga-Saison ist Geschichte, die Auf- und Absteiger stehen fest. Während der VfL Bochum und Greuther Fürth künftig Bundesliga spielen, ist der Katzenjammer in Würzburg, Braunschweig und Osnabrück groß. Auch Kiel ist enttäuscht.
Der VfL Bochum führte über einen Großteil der Saison die Tabelle der zweiten Bundesliga an, am letzten Spieltag folgte dann die Krönung. Zwar war durch die Niederlage von Holstein Kiel klar, dass der VfL in die erste Bundesliga marschiert, doch mit dem eigenen Sieg über den SV Sandhausen, die gleichzeitig den Klassenerhalt feiern konnten, machte der VfL alles klar. Für Cheftrainer Thomas Reis ist es der bisherige Höhepunkt seiner Trainerlaufbahn. Nach einigen Stationen in der Jugend und als Co-Trainer übernahm er seinen Herzensverein in einer sehr prekären Lage und führte ihn binnen kürzester Zeit von einem Abstiegsplatz in die Erste Liga.
Und das nach elf Jahren in der Zweiten Liga. „Es ist eine Qual gewesen. Jetzt sind wir oben, und wir wollen noch ein bisschen länger oben bleiben", sagte Urgestein Michael „Ata" Lameck. Und auch für Edel-Fan und Hymnen-Sänger Herbert Grönemeyer, der sich aus der Hauptstadt zu Wort meldete, ist der Aufstieg seines Vereins etwas ganz Besonderes: „Ich bin VfL-Fan durch und durch. Da laufen alle Auf- und Abstiege noch mal an einem vorbei. Der Himmel hier in Berlin weint Freudentränen." Die Prognosen für die Bundesliga sind gut. Alle Leistungsträger haben gültige Verträge und werden aller Voraussicht nach das Projekt Klassenerhalt an der Castroper Straße angehen. Über Neuzugänge wurde noch nicht viel bekannt, auch hier spielen die finanziellen Gegebenheiten eine große Rolle. Dass ein Klassenerhalt auch mit einem kleinen Etat möglich ist, zeigte in dieser Saison Arminia Bielefeld.
„Es ist eine Qual gewesen. Jetzt sind wir oben"
Das Abenteuer Bundesliga wird ebenfalls Realität für die Spielvereinigung Greuther Fürth. Dabei hätte der Aufstieg spektakulärer nicht sein können. Mit dem jüngsten Kader aller Zweitligisten sprach zur Halbzeit des letzten Spieltags eigentlich alles gegen das Kleeblatt. Bochum (1:0 gegen Sandhausen) und Kiel (1:0 gegen Darmstadt) führten jeweils, während Fürth nicht nur mit 0:1 gegen Düsseldorf zurücklag, sondern nach einem berechtigten Platzverweis gegen Anton Stach auch noch in Unterzahl weiterspielen musste. „Nach der Roten Karte waren wir down", erinnerte sich Kapitän Branimir Hrgota hinterher bei „Sky". „Aber wir haben uns gesagt, wir gewinnen dieses Spiel, egal wie." Was folgte war ein Spiegelbild der gesamten Saison – es folgte ein beispielloses Comeback. Selbst ein erneuter Rückstand konnte den Aufstieg nicht mehr verhindern. Julian Green und Dickson Abiama drehten das Spiel – und sorgten für wilde Jubelstürme. „Was die Jungs geleistet haben, da habe ich keine Worte für, mit welcher Überzeugung sie in der zweiten Hälfte Fußball gespielt haben", sagte Trainer Stefan Leitl. „Unglaublich" konnte es auch Hrgota kaum in Worte fassen. „Wir waren die bessere Mannschaft und der Teamgeist war da. Nur deshalb sind wir aufgestiegen." Sportchef Rachid Azzouzi pflichtete mit Tränen in den Augen bei: „Es ist unfassbar. Ich bin stolz und habe größten Respekt. Das zeichnet diese Mannschaft aus, ein brutaler Charakter. Auch die Jungs, die schon woanders unterschrieben haben, haben sich bis zum Schluss für diesen Verein reingehauen. Auch heute ist es uns nicht leicht gemacht worden. Was für eine Moral, unfassbar. Dass wir das geschafft haben, ist ein Fußballwunder!" Dieses Fußballwunder soll jetzt in der Ersten Liga weitergehen. „Es ist kein Urlaub angesagt", legte Cheftrainer Stefan Leitl unmittelbar nach dem Aufstieg die Weichen. Denn offene Baustellen gibt es genug. Mergim Mavraj hat noch keinen gültigen Vertrag für die Erste Liga, im Hauptfokus stehen aber die beiden Toptorjäger Hrogta und Havard Nielsen, deren Arbeitspapiere ebenfalls auslaufen. David Raum (1899 Hoffenheim), Paul Jaeckel (Union Berlin) und Sebastian Ernst (Hannover 96) verloren die Fürther bereits ablösefrei. Leitl mahnte: „Wir haben schon noch ein paar offene Themen."
In Fürth steht ein größerer Umbruch an
Zu den offenen Themen gehört auch Marco Meyerhöfer. Der Ex-Saarbrücker wird sowohl von der Bundesliga als auch von der Premier League umworben. Klar ist für Rachid Azzouzi aber eines: „Wir werden trotzdem auch in der Bundesliga unseren Weg weitergehen und nichts Verrücktes machen." Passend dazu machte Fürth in der vergangenen Woche die ersten beiden Neuzugänge offiziell. Von Waldhof Mannheim kommt Tim Christiansen, der schon in Ingolstadt unter Leitl spielte und in allen drei Profiligen Erfahrungen sammeln konnte. „Er gehörte zuletzt in Mannheim zu den Leistungsträgern und Stammspielern und hat bei uns nun die Chance, wieder Bundesligafußball zu spielen", berichtet der Cheftrainer über die Drittliga-Eindrücke, die er von seinem ehemaligen Schützling gewonnen hatte. Zudem wurde Nils Seufert von Arminia Bielefeld verpflichtet. Seufert konnte sich schon in dieser Saison in der Bundesliga zeigen und schlussendlich sogar den Klassenerhalt feiern. „Nils konnte schon Erfahrung in der 1. Bundesliga sammeln, die er nun bei uns einbringen soll", zeigte sich Azzouzi davon überzeugt, dass Seufert mit „seiner Art und seinem fußballerischen Potenzial" zu den Fürthern passen würde. Kiels Hoffnungen nach dem 1:0-Sieg in Köln im Hinspiel der Relegation wurden im Rückspiel jäh gebremst. Nach dem 1:5 gegen den FC bleibt Kiel weiter zweitklassig.
Mit ganz anderen Problemen muss sich Absteiger Eintracht Braunschweig derweil herumschlagen. Nach dem Aufstieg folgte nun der direkte Abstieg – auch deshalb hatte Noch-Cheftrainer Daniel Meyer trotz gültigem Vertrag keinen großen Kredit mehr bei der Eintracht. Unmittelbar nach dem feststehenden Abstieg am Sonntag kündigte Sport-Geschäftsführer Peter Vollmann an: „Wir werden in den nächsten Tagen die Zukunft ins Auge nehmen und gemeinsam mit ihm schauen, welche Maßnahmen für Eintracht Braunschweig die Besten sind." Dazu zählte offenbar die umgehende Freistellung von Meyer. Ein Nachfolger stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest. Innerhalb des Kaders deutet sich ein großer Umbruch an: 18 der 29 Spieler haben auslaufende Verträge oder Verträge, die in der 3. Liga keine Gültigkeit besitzen. Somit stehen aus der aktuellen Mannschaft mit Lasse Schlüter, Nick Proschwitz, Martin Kobylanski, Felix Dornebusch, Fabio Kaufmann, Niko Kijewski, Iba May, Njegos Kupusovic, Brian Behrendt und Jannis Nikolaou derzeit nur zehn Spieler unter Vertrag. Die Lizenz für die 3. Liga hat der BTSV ohne Auflagen erhalten, steigt aber mit einem Verlust im mittleren sechsstelligen Bereich ab – vor allem aufgrund der fehlenden Zuschauereinnahmen. Der letzte Abstieg brachte zum Vergleich noch 2,6 Millionen Gewinn. 2018, nach dem Abstieg in die 3. Liga, kam es fast zum direkten Durchmarsch in die Regionalliga. Am Ende verhinderte ein einziges Tor den Abstieg. Das soll dieses Mal nicht mehr passieren.
Meyer muss in Braunschweig gehen
Bereits länger in den Planungen für die kommende Saison sind die Würzburger Kickers, wie FORUM bereits berichtete. Denn die Kickers stehen schon lange als erster Absteiger fest. Unter Felix Magaths Federführung wurden in Würzburg drei Trainer verschlissen und schlussendlich chancenlos der Abstieg besiegelt. „Die Saison war sehr kompliziert, es tut weh, extrem weh. Wir werden das in aller Ruhe und Sachlichkeit analysieren. Es muss sich jeder hinterfragen", hatte Sport-Vorstand Sebastian Schuppan nach dem abschließenden 1:1 gegen den SC Paderborn via „Sky" erklärt. Und Schuppan ließ noch wissen: „Es wird auf jeden Fall ein neuer Cheftrainer kommen." Torsten Ziegner soll den Neuaufbau in der 3. Liga leiten. „Wie auch wir als Verein legt Torsten großes Augenmerk auf den Ein- und Aufbau von jungen, hungrigen Spielern", sagte Schuppan über den neuen Coach. „Ich stecke voller Energie, die Aufgabe ab sofort anzugehen", meinte Ziegner. Während Ziegner als Coach das sportliche Zepter übernehmen wird, ist die Zeit von Felix Magath beim FWK schon wieder vorbei. Seine Tätigkeit – ein einziges Missverständnis – endet zum Saisonende. Runter muss auch der VfL Osnabrück, der 3:1-Sieg im Relegationsrückspiel gegen den FC Ingolstadt reichte nach dem 0:3 im Hinspiel nicht.