Auch Männer müssen gegen sprachliche Ungerechtigkeiten ankämpfen
Seit unserer Wahl zum Frauenbeauftragten eines Männerstammtischs liegt uns eine gendergerechte Sprache besonders am Herzen. Daher begrüßen wir die vielen derzeitigen Versuche, die Bevorzugung männlicher Sprachformen in unserer Muttersprache (??) zumindest zu minimieren.
Da das Binnen-I wie bei „MitgliederInnen" von böswilligen Interpreten als Phallussymbol diskreditiert wird, Gendersternchen wie bei „Mitglieder*innen" ein bisschen wie Kindergeburtstag aussehen kann und beide akustisch kaum wahrnehmbar sind, plädieren wir für die Kombination aus weiblicher und männlicher Form wie „Mitgliederinnen und Mitglieder". Denn das generische Femininum wäre auch keine Lösung: Denn wer würde schon Robert Lewandowski als deutsche Torschützenkönigin bejubeln?
Durch die kombinierte Verwendung von weiblicher und männlicher Form kann man seinen Emanzipationswillen deutlich hörbar zum Ausdruck bringen und als Mann zudem noch bei anderen Geschlechtern punkten.
So genießen wir seit einiger Zeit die bewundernden Blicke unserer weiblichen Bekannten, wenn wir berichten, dass wir an der „Fußgängerinnen- und Fußgängerampel" etwas warten mussten, weil dort „Autofahrerinnen und Autofahrer" Vorrang hatten. Bei unserer Bürgermeisterin sind wir bereits vorstellig geworden, damit sie sich künftig wählerinnen- und wählerwirksam korrekt „Bürgerinnen- und Bürgermeisterin" nennt. Verwerflich ist auch, dass unser Ministerpräsident sprachlich die Kabinettsmitgliederinnen einfach ausschließt, anstatt sich gendergerecht als „Ministerinnen- und Ministerpräsident" zu bezeichnen.
Warum sprechen sogar Fußballreporterinnen nach strittigen Spielunterbrechungen von „Schiedsrichterball", selbst wenn deutlich erkennbar eine Frau als Unparteiische fungiert und „Schiedsrichterinnenball" deutlich zutreffender wäre! Dass manchmal über eine Frauen-Nationalmannschaft berichtet wird, obwohl dort kein einziger Mann schafft, ist ein Unding. Oder klingt für einige Unverbesserliche „Frauschaft" zu sehr nach Haushalt?
Ein bisschen sprachliche Gendergerechtigkeit täte auch unserem Sport echt gut. Man braucht ja nicht unbedingt neben dem „Tor des Monats" auch noch eine „Torin des Monats" einzuführen. Aber warum gibt es beim Schach nicht längst auch Springerinnen? Und was hält uns eigentlich davon ab, bei zunehmender Öffnung der Berufe für jederlei Geschlecht statt von der „Maurerkelle" künftig von der „Maurerinnen- und Maurerkelle" zu reden? Oder von der „Arbeiterinnen- und Arbeiterklasse"?
Ein kleines Problem sehen wir allerdings bei der Bezeichnung gewisser Ladengeschäfte. Konsequenterweise müssten wir uns nämlich von der „Bäckerei" ebenso verabschieden wie von der „Metzgerei", weil hier „alter-weißer-Mann-mäßig" nur die männliche Berufsbezeichnung zum Tragen kommt. An „Bäckerinnen- und Bäckerei" und „Schreinerinnen- und Schreinerei" werden wir uns wohl gewöhnen müssen, auch wenn das zu erhöhtem Platzbedarf auf den Ladenschildern führt.
In unserer Metzgerei verlangen wir jedoch schon seit einiger Zeit vorbildlich „Schwarzwälderinnen- und Schwarzwälder-Schinken", weil wir einen nicht unerheblichen Bevölkerungsanteil Baden-Württembergs nicht übergehen möchten. Und wenn unser Lieblingslokal wieder öffnen darf, werden wir als Erstes ein Jägerinnenschnitzel bestellen.
Zugegebenermaßen sind wir gendersprachlich immer noch etwas inkonsequent: Noch sträuben wir uns, statt „Handtuchhalter" und „Wäschetrockner" jetzt gleichberechtigt „Handtuchhalterin" und „Wäschetrocknerin" mit zu verwenden.
Eines verstehen wir aber nicht: Dass Frauen bei der Bezeichnung eines ihrer weiblichsten Kleidungsstücke ausschließlich die männliche Form dulden: Der „Büstenhalter" müsste längst die „Büstenhalterin" heißen, selbst wenn beim Ablegen besagten Teils häufig eine gewisse männliche Komponente nicht verschwiegen werden darf. Dass aber jede BH-Trägerin sich üblicherweise täglich mit zwei BH-Trägern herumschlagen muss, legt der sprachlichen Gerechtigkeit gewissermaßen ein faules Ei ins Körbchen!