Wenn Menschen anderen Menschen Grausames antun, versucht man Antworten zu finden, mit denen sich das Unfassbare erklären und verarbeiten lässt. Doch was genau ist das Böse – und existiert es überhaupt?
Rudolf Pleil vergewaltigte und tötete in den 40er-Jahren eine Reihe von Frauen, manche enthauptete er. Gero Kroll ermordete in den 70er-Jahren 14 Menschen, meistens junge Frauen und Mädchen, darunter auch ein vierjähriges Kind, das er in Salzwasser kochte, weil er es essen wollte. David Parker Ray brachte in den USA mehrere Frauen durch lange und bestialische Foltermethoden in einer eigens eingerichteten Kammer um.
Brutale Verbrechen, die sprachlos machen, entsetzliche Grausamkeiten, die für normale Menschen unvorstellbar sind. Doch Gewalttätigkeit und Mord treten nicht nur bei Serienkillern in Erscheinung. Ständig werden wir mit Meldungen konfrontiert, wo ein Mensch einem anderen etwas Schreckliches angetan hat. Es scheint, als ob das Böse direkt unter uns existiert.
Der Mensch ist ein aggressives Wesen
Die Frage nach Gut und Böse hat die Menschen schon immer beschäftigt. Wissenschaftler und Philosophen streiten sich darüber, ob es das Böse, so wie wir es definieren, überhaupt gibt. Begeht ein Mensch eine furchtbare Tat, macht es das Ganze leichter, wenn man sagt: Der ist böse, ein Teufel, ein Monster! Doch ist es so einfach? Der Mensch ist ein aggressives Wesen, daran dürfte niemand ernsthaft zweifeln. Unsere geschaffenen Kulturen mit Regeln und Gesetzen, das Gefühl für Moral und das Vermögen zur Empathie, halten die meisten in der Regel auf dem richtigen Kurs. Doch manchmal werden auch aus scheinbar normalen Bürgern grausame Verbrecher. So geschehen zum Beispiel während des Nazi-Regimes oder im Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien. Doch das Böse zeigt sich nicht nur in schockierenden Verbrechen oder Massenmorden in Kriegen. Es blitzt auch im Alltag hier und da auf, bricht in bestimmten Situationen bei ganz normalen Menschen durch. Sei es im Straßenverkehr, beim Fußball, in der Ehekrise, beim Nachbarschafts-Streit. Schlimme Gedanken hat sicher jeder mal. Doch wenn es überhaupt das Böse gibt, dann steckt es in den Handlungen. Wie sagte schon der Erfinder Thomas Alva Edison: „Das, was du bist, zeigt sich an dem, was du tust."