Luxemburg meldet eine gestiegene Geburtenrate, das Statistische Bundesamt signifikant mehr Geburten seit Februar, und der Kalender von Pfarrern im Saarland ist wieder deutlich voller mit Taufterminen. Was wir schon ahnten: Corona muss auch für irgendwas gut sein. Wobei sich mathematisch einfach ergibt, dass der Zuwachs auf Zeiten der ersten Lockdown-Lockerungen zurückgeht. Also lag es gar nicht daran, dass die Leute zu Hause waren, und damit an Corona? Oder eben doch, weil ohne Lockdown keine Lockerungen? Oder war alles nur ein zeitlich zufälliger Zusammenhang?
Wenn es zusammenhängen würde, dann ließe sich auch erklären, warum derzeit so viele Impftermine ausfallen. In Zeiten von Lockerungen haben die Leute halt was anderes im Sinn, und da geht schon mal ein gebuchter Impftermin unter.
Verständnis und Freude über die Bekämpfung des Bevölkerungsrückgangs sind also eher angebracht als mal wieder Diskussionen über Bußgelder. Die würden zwar vielleicht aktuell coronabedingte Haushaltslöcher ein bisschen stopfen, umgekehrt sind dafür auf lange Sicht die Renten etwas sicherer.
Corona hatte keiner auf dem Plan bei den Horroszenarien aussterbender Länder. Die zunehmende Rate ausgefallener Impftermine war dagegen schon vorhersehbar. Je breiter die Angebote, umso schneller greifen Menschen zu und warten nicht wochenlang. Das ist beim Impfen kaum anders als bei Angeboten einschlägiger Discounter. Und mit einem gewissen Leichtsinn angesichts niedriger Zahlen war auch zu rechnen. Dem ist mit Bußgeldern ebenso wenig beizukommen wie mit netten Appellen.
Die Bußgeldforderung war ein Reflex, der vielleicht gut war für ein paar Schlagzeilen, aber auch abgelenkt hat von den eigentlichen Fragen. Gibt es wirklich so viele „Impfschwänzer" oder eben unterlassene Absagen nach einer Impfung andernorts? Was ärgerlich wäre, uns trotzdem beim Ziel der Herdenimmunität weiterbringen würde. Und bei aller derzeitigen Erleichterung sollten Untersuchungen aus Israel (dort ist man schon weiter) über die Delta-Variante und die Wirksamkeit von Impfstoffen ausreichend Warnung sein, sich von der aktuell erfreulichen Situation nicht blenden zu lassen.