Normalerweise ist der Tag, an dem Parteien ihre Listen bei den Wahlbehörden vorlegen müssen, nicht besonders dick in den Kalendern journalistischer Beobachter markiert. Routine im eingespielten demokratischen Betrieb. Entscheidender ist da schon, wenn die Zulassungen zur Wahl verkündet werden. Auch das ist selten spannend, hat allenfalls schon mal einen kuriosen Moment, wer da so alles auf den Wahlzettel kommt. Die eingespielte Routine war offenbar einigen zu langweilig. Die Grünen haben es bis zuletzt darauf ankommen lassen, ob sie überhaupt eine Liste einreichen. Wäre die Sache nicht so ernst, ließe sich spotten, da wäre einigen nur eine einzige Liste ein bisschen wenig vorgekommen, weshalb gleich zwei aufgestellt wurden. Für ein paar Momente schien es dann, als würden sie, wie der berühmte Esel zwischen zwei Heuhaufen, verhungern. Sollten politische Mitbewerber Schadenfreude ob der Turbulenzen empfunden haben, waren sie zumindest klug genug, sich damit zurückzuhalten. Stattdessen gab es sogar Sätze wie: „Ich wünsche euch, dass ihr das hinkriegt:" Was ein bisschen nach saarländischer Solidarität in der Not klang, war aber auch nicht ganz ohne Eigeninteresse. Die Folgen für das Ansehen des gesamten politischen Betriebs könnte ein Kabarettist leicht zuspitzen: Früher liefen die Wähler den Parteien weg, jetzt scheint’s, dass Parteien vor Wahlen weglaufen.
Leidtragende sind die, die sich aus ernster Überzeugung vor allem vor Ort für ein Thema einsetzen, das unstrittig die absehbar größte Herausforderung ist, vor der wir stehen. Deren Engagement wird ramponiert. Und letztlich färbt das auch auf alle anderen ab, denen es aus Überzeugung um inhaltliche Anliegen geht und die sich trotz gesellschaftlich schwierigeren Bedingungen dafür einsetzen. „Politik ist mehr als Mandate und Prozente", schrieb kürzlich eine Gliederung der Linken. Die Partei schlägt sich ebenfalls mit heftigen internen Konflikten um ihre Liste herum.Für die Menschen im Land ist es am Ende immer noch dieses „Mehr", das entscheidet, ob es sich lohnt, überhaupt wählen zu gehen. Parteien, die ernst genommen werden wollen, soltlen das eigentlich wissen.