Ein stolzes Jubiläum: Seit 75 Jahren ist Gerd Ernst Welschhans Mitglied im SV Saar 05. Der 92-Jährige ist ein vielfach interessierter Tausendsassa.
Aktiver Leichtathlet, passionierter Förderer von Saar 05, erfolgreicher Geschäftsmann, engagierter Rodenhofer Bürger. Die Liste lässt sich noch ergänzen mit: liebevoller Vater, verlässlicher Ehemann, konstruktiver Ideengeber im nachbarschaftlichen Miteinander und großzügiger Förderer kultureller Einrichtungen, wie zum Beispiel von Kinderchören.
Die Rede ist von Gerd Ernst Welschhans, einem Rodenhofer Urgestein und seit stolzen 75 Jahren Mitglied im SV Saar 05. Im Corona-Jahr 2020 wurde er 90 Jahre alt. Die geplante Feier fiel ins Wasser. Damals dachte er: „Kein Problem, feiere ich halt ein Jahr später." Doch wieder machte Corona dem Tausendsassa einen Strich durch die Rechnung.
Abhalten von seiner Grundidee, mit seiner Geburtstagsfeier etwas Gutes zu tun, lässt er sich nicht. Das passt zu dem umtriebigen Menschen, der in seinem Leben viele Höhen und Tiefen meistern musste. Doch dazu später.
Er musste viele Höhen und Tiefen meistern
Geboren 1930, absolvierte Gerd Ernst Welschhans in den letzten beiden Kriegsjahren 1944 und 1945 eine Lehre in der Fliegertechnischen Vorschule in Dessau. Sein Interesse an technischen Dingen war geweckt, er entschied sich dann nach Kriegsende für eine Ausbildung zum Elektroinstallateur. Nach erfolgreicher Meisterprüfung wagte er 1959 den Schritt in die Selbstständigkeit. Er gründete seine Firma, die er bis zu seinem Ruhestand auf zwölf Mitarbeiter ausweitete. Dank seiner Fachkompetenz war er bis kurz vor seinem Ruhestand für den Gesellenprüfungsausschuss der Handwerkskammer tätig. Als einer der ersten eröffnete er 1959 einen Waschsalon in der Heinrich-Köhl-Straße auf dem Rodenhof, war damit Pionier auf dem Servicesektor. Denn Anfang der 60er-Jahre gab es noch nicht in jedem Haushalt eine Waschmaschine, eine Schleuder oder einen Trockner. „Die Leute kamen scharenweise zu mir in den Waschsalon, wo ich sie immer mit einem Witz auf den Lippen empfing." Eine Eigenart, die er sich bis ins hohe Alter bewahrt hat. Noch heute fragen ihn Nachbarn oder Freunde: „Hey Gerd, kannst Du uns einen Witz erzählen?"
Neben seinen beruflichen Erfolgen fand der hochgewachsene durchtrainierte junge Mann im Sport seine zweite Berufung. Zum 1. September 1946 wurde er Mitglied im SV Saar 05. Dem Verein hält er bis heute die Treue. Sein Schwerpunkt lag auf der Leichtathletik. Damals war das Saarland noch teil-autonom, also noch kein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. „Wir saarländischen Sportler traten bei Länderkämpfen gegen deutsche, luxemburgische, französische Sportler an. Wir haben an vielen internationalen Wettkämpfen teilgenommen."
In guter Erinnerung hat er auch die vielen Straßenstaffelläufe rund ums Rathaus Saarbrücken, bei denen er immer vorneweg lief. Auch in Paris flitzte er durch die Straßen rund um den Eiffelturm, kam mit seiner saarländischen Mannschaft auf den zweiten Platz. Mit dem Ausnahmesportler und späteren zweifachen Olympiasieger- und Europameister Armin Hary lief er als Jugendlicher zusammen über die Tartanbahn. Als er ihn Jahrzehnte später in den 90er-Jahren bei einer Sportlerehrung in der Congresshalle traf, „umarmte er mich, erinnerte sich an alte Zeiten und war so gar nicht übergeschnappt, war immer noch einer von uns", freut sich Gerd Ernst Welschhans.
Der Höhepunkt seiner sportlichen Karriere war das Jahr 1953. „Bei der Eröffnung des Ludwigsparkstadions war ich dabei, und im Länderkampf Saarland gegen die Schweiz stand ich als Dritter auf dem Siegerpodest. Im Stadion waren 30.000 Zuschauer. Das war ein Wahnsinnsgefühl."
Neben seiner Arbeit schlägt sein Herz für den Chorgesang
Bei diesem Wettkampf lernte er auch seine Frau Ursula kennen. Die elegante Fechterin gefiel ihm auf Anhieb. Die beiden heirateten 1959 und blieben bis zu ihrem Tod im Jahr 2010 unzertrennlich. Auch wenn das Schicksal seiner Frau ihn hart traf. „Unsere Kinder waren gerade zwei Jahre alt, als meine Frau an der 1961 im Saarland grassierenden Kinderlähmung erkrankte. Sie saß danach im Rollstuhl, das war bitter. Doch hängen gelassen hat sie sich nie. Sie hat in meiner Firma die Büroarbeit erledigt, unsere Familie und noch ihre Eltern mitbekocht, beim Hausanbau mitgeholfen, wo sie konnte. Sie war ein Juwel. Eine hübsche Frau", schwärmt er noch heute. „Wenn wir mit dem Wohnwagen in den Urlaub gefahren sind, war ihr nichts zu viel. Sie hat sogar den Bootsführerschein gemacht und das Boot gefahren, während ich und die Kinder auf Wasserski standen." Dass er „seine Ursel" sehr vermisst, daran lässt er keinen Zweifel.
Neben seiner Arbeit und seinem Sport schlägt sein Herz für den Chorgesang. Eine Leidenschaft, die in seiner Grundschulzeit geweckt wurde, und die er bis ins hohe Alter nicht verloren hat. Während er seine Sportschuhe des Berufes und der Familie wegen an den Nagel hängte, sang er in den vergangenen Jahrzehnten in verschiedenen Chören mit. 1983 war er einer der Initiatoren der „Interessengemeinschaft Rodenhofer Bürger", dem Vorläuferverein des heutigen Kultur- und Bürgervereins Rodenhof. In dieser Tätigkeit setzte er sich federführend für die Gründung des Kinderchores und des gemischten Chores auf dem Rodenhof ein.
„Als ich dann Ende 2020 in der Zeitung las, dass die CDU anregt, in jedem Ort einen Kinderchor zu gründen, war ich sofort Feuer und Flamme für diese Idee. Ich habe einen Brief an den Saarländischen Chorverband geschrieben. Darin habe ich angeboten, für alle drei Schulen auf dem Rodenhof, in deren Fördervereinen ich Mitglied bin, einen Chorleiter zu suchen. In dem Antwortschreiben steht, dass erst einmal die Rahmenbedingungen hierfür geklärt werden müssen."
Auch wenn das dauert, es schreckt Gerd Ernst Welschhans nicht ab. „Ich bleibe dran. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, suche ich nach Wegen, um ans Ziel zu kommen."
Ein Weg zum Ziel führt bekanntermaßen über die Klärung der Finanzen. Das weiß er nur zu gut. Und da kommt die Geburtstagsidee von ihm zu seinem (coronabedingt abgesagten) 90. und 91. Jubeltag wieder ins Spiel. Statt Geschenke bittet er für die geplante Feier zum 92. Geburtstag um Spenden, mit denen er Gutes tun will.