Isabell Krohn (25) ist eine vielseitige Singer-Songwriterin, die solo unter dem Künstlernamen „Easy" – abgeleitet von einer Kurzform ihres Vornamens „Isi" – auftritt. Mit Band erlebt man sie demnächst in Homburg.
Frau Krohn, wann haben Sie ihr erstes Instrument erlernt?
Mit vier Jahren fing ich an, Geige zu lernen. Meine Großeltern hatten damals einen Artikel in der Zeitung über eine neue Methode zur musikalischen Früherziehung namens „Suzuki Methode" gelesen. Dabei lernen Kleinkinder Musik wie ihre eigene Muttersprache – durch Hören und Nachahmen. Ich bin meinen Großeltern sehr dankbar, dass sie sich die Zeit genommen hatten, mich so an die Musik heranzuführen.
Beherrschen Sie noch weitere Instrumente?
Hauptsächlich Geige und Gitarre. Weniger professionell spiele ich auch ein bisschen Mandoline, Ukulele, Cajon und Bass.
Ende Juli haben Sie Ihre Solo-EP „Rockstarlife" mit fünf Eigenkompositionen veröffentlicht. Wäre ein Leben als berühmter Rockstar für Sie erstrebenswert oder ziehen Sie ein ruhigeres Leben abseits der Öffentlichkeit vor?
Die Vorstellung ist schon verlockend. Als Musiker ist es sehr schwer, zwischen den vielen anderen talentierten Künstlern herauszustechen und Erfolg zu finden. Die Musikindustrie ist ja nicht gerade eine Branche, die eine sichere Karriere garantiert. Berühmt zu sein, ist natürlich schon eine Art von großem Erfolg und in dem Sinne auch erstrebenswert. Aber ich glaube, als Person des öffentlichen Lebens erfährt man auch sehr viele Einschränkungen, gerade was die Privatsphäre angeht. Ich bin mir deshalb nicht so sicher, ob ich das wirklich wollen würde.
In dem Eröffnungssong der EP, „Get Me Out", wirkt der Saarbrücker Musiker Sebastian Bungert alias Early Retirement mit. Darin wird scheinbar ein Date beschrieben, das schiefgeht.
Naja, ich würde nicht sagen, dass er von einem richtigen, geplanten Date handelt. Es geht darum, nach einer langen Zeit wieder seine Freunde sehen zu können und gemeinsam eine richtig gute Zeit zu haben – um eine Situation, die viele Leute mit Sicherheit schon einmal erlebt haben: Stellt euch vor, ihr seid auf eine tolle Party eingeladen und freut euch, mit euren Freunden da eine gute Zeit zu haben und dann seht ihr dort genau die eine Person, die ihr auf gar keinen Fall sehen wolltet. Aus dieser Situation will man dann einfach nur noch fliehen. Daher der Titel „Get Me Out".
Auf der Bühne stehen Sie entweder allein oder begleitet von der Band Vincent & The Strangers. Wovon hängt ab, in welcher Konstellation Sie Ihre Songs präsentieren?
Von den Gegebenheiten der Veranstaltung. Manchmal ist nur eine Singer-Songwriterin gefragt, weil etwa die Location nicht so viel Platz bietet. Manchmal ist eine ganze Band gewünscht, die richtig laut sein darf und eine größere Fläche beschallen kann.
Die Band und ich haben uns vor circa einem Jahr zusammengeschlossen, als ich meinen ersten eigenen Song „Move On" veröffentlichte. Vincent ist damals auf mich zugekommen, weil er bemerkt hatte, dass der Song für eine komplette Band produziert wurde, ich aber gar keine Band habe, die den Song mit mir live spielen könnte. Da seine Band zu diesem Zeitpunkt Mitglieder suchte, und wir relativ ähnliche Musik machen, haben wir uns zusammengeschlossen und spielen jetzt Konzerte als Vincent & The Strangers feat. Easy. Zum Programm gehören sowohl meine als auch Vincents Songs. Das garantiert Abwechslung und eine spannende Show.
Sie wurden im letzten Jahr Berufsmusikerin – mitten in der Pandemie, die dem Kulturbetrieb sehr zugesetzt hatte – und es immer noch tut. Außenstehende mögen das als absolutes Himmelfahrtskommando interpretieren.
Ja, von außen betrachtet sieht das sehr gewagt aus. Der Plan, mich 2020 selbstständig zu machen, stand für mich allerdings schon vor Corona fest. Ich wusste ganz genau, dass ich das unbedingt machen möchte, weil es der einzige Beruf ist, den ich mir für mich vorstellen kann. Der Zeitpunkt war nicht ideal, aber noch länger zu warten, machte für mich einfach keinen Sinn.
Würden Sie sich als mutig bezeichnen?
Ich weiß nicht. Ich hatte das große Glück, dass mich meine Großeltern in jener Zeit, in der ich absolut kein Einkommen hatte, finanziell unterstützt hatten. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar, denn nur so konnte ich auch während der Lockdowns weiter an meiner Musik arbeiten.
Wie wichtig war für Ihre Karriere das Studium der Musikwissenschaft an der Universität des Saarlandes?
Die Inhalte des Studiums an sich haben keine größere Bedeutung für meine Arbeit als Musikerin, denn im Studium ging es hauptsächlich um Theorie und Musikgeschichte. Durch die Freiheiten in dieser Zeit habe ich allerdings auch nebenbei schon einige Konzerte mit meinem Berufsmusikerkollegen und gutem Freund Andreas Sittmann spielen können. Durch ihn habe ich einen großen Einblick in die Welt der Selbstständigkeit als Musiker erhalten. Das hat mir so gut gefallen, dass ich gegen Ende meiner Studienzeit beschloss: Das will ich auch machen! Insofern hat mir mein Studium oder zumindest die Zeit des Studiums geholfen, zu erkennen, was ich machen möchte.
Sie musizieren aber nicht nur, Sie produzieren auch Musikvideos. Wie kam es dazu?
Eine Faszination für Videos und Videoproduktion hatte ich schon immer. Tatsächlich habe ich mich nach dem Abitur sowohl nach musikalischen Studiengängen als auch nach Filmschulen umgesehen. Die Filmschulen, die ich damals gefunden hatte, waren allerdings alle privat. So fiel meine Entscheidung auf die Musikwissenschaft. Als Studiennebenfach belegte ich Englisch, für das ein Auslandsaufenthalt von drei Monaten obligatorisch wurde. Ich entschied mich für London und dafür, als Teil meines Praktikums für eine junge Londoner Szeneband sowie einen Berufsmusiker einige Musikvideos zu drehen. Das war eine tolle Erfahrung, weil ich zwei meiner größten Leidenschaften miteinander vereinen konnte: Musik und Film. Seitdem biete ich für befreundete Musiker und Bands nebenbei auch Musikvideoproduktionen an. Meine eigenen Musikvideos sind ebenfalls alle selbst produziert.