Das Golf-Emirat Dubai startet eine Weltausstellung für grüne Technologien
Von oben betrachtet sieht es aus wie eine Raumstation auf dem Mars. Ein 130 Meter breites Sonnendach, dessen Struktur einem Schneckenhaus ähnelt, ist mit rund 5.000 Solarpaneelen bedeckt. Das Gebäude erzeugt vier Gigawattstunden Strom pro Jahr. Frischwasser wird aus feuchter Luft gewonnen. Der Energie- und Wasserverbrauch wird zu 100 Prozent aus dem eigenen Haus gedeckt. Eine ökologische Oase mitten im Ölland Vereinigte Arabische Emirate (VAE). Ein paar Kilometer entfernt beginnt die hellbraune Wüste des Golf-Emirats Dubai.
Der mit Solartechnik gespickte Pavillon Terra ist eines der Leuchtturm-Projekte der Weltausstellung Expo 2020 in Dubai. Sie wurde wegen der Corona-Krise von 2020 auf 2021 verschoben. Startschuss war am 1. Oktober, Schlusspunkt ist der 31. Mai 2022. Insgesamt 25 Millionen Besucher werden in den sechs Monaten im Stadtteil Dubai South erwartet. Ein Tagesticket gibt es für umgerechnet 23 Euro. „Es ist das größte internationale Massen-Event der Welt seit Beginn der Pandemie", sagt die Botschafterin der VAE in Berlin, Hafsa Al Ulama. Auf einer Fläche von rund 4,4 Quadratkilometern verteilen sich 192 Länder-Pavillons. Dubai hat die Expo als weltweites Schaufenster für grüne Technologien und grüne Mobilität plakatiert. So baute Siemens Energy die erste Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff aus Sonnenergie in Arabien. Sie soll den Antrieb für Busse auf der Expo liefern.
Herzstück der Expo 2020 ist der Al-Wasl-Dom, eine futuristisch anmutende Kugel aus Stahl. Auf der 360-Grad-Projektionsfläche werden Laser-Shows gezeigt. Der Pavillon der Gastgeber ist ein spektakulärer Bau des spanischen Star-Architekten Santiago Calatrava. Wie bei einem „Falken im Flug" legen sich weiße Flügel über das Dach, schreibt das Expo-Büro der VAE. Mit den hydraulisch einklappbaren Finnen lassen sich Sonneneinstrahlung und Schatten am Gebäude regeln. Den Strom für Hydraulik und Licht liefern Photovoltaikanlagen.
Singapur lädt dagegen in einen tropischen Regenwald, die Niederlande wiederum haben mit einer vertikalen Pilzfarm ein Mini-Biotop geschaffen, in dem das Klima auf natürliche Weise kontrolliert wird. Im deutschen Pavillon ziehen sich diese Themen bis zu Fragen beim Mobiliar, Teppichen und Sitzkissen im Restaurant. Das Ziel: Mit so wenig Bauteilen und Gebäudemasse wie möglich einen möglichst großen Raum schaffen.
In den Emiraten, wo zusammen mit den Golf-Nachbarn Bahrain, Katar und Kuwait pro Kopf so viel Energie verbraucht wird wie in wenigen anderen Ländern, ist das Klima jetzt allgegenwärtiges Schlagwort. Das Emirat Dubai will bis 2030 etwa den größten Solarpark weltweit bauen, der dann geschätzt ein Viertel des gesamten Energiebedarfs decken soll. Bereits heute speist sich der Energieverbrauch der VAE laut offiziellen Angaben zu 5,4 Prozent aus erneuerbaren Quellen, vor allem Sonnenenergie. 6,7 Prozent kommen demnach aus zwei Atomreaktoren. Die mit Abstand größte Primärenergie liefert immer noch Öl. Die Regierung peilt aber bis 2050 an, den Anteil der Erneuerbaren auf 50 Prozent hochzuschrauben.
Dubai ist jedoch immer auch ein Emirat der Superlative. In der Glitzer-City am Persischen Golf steht der Burj Khalifa, mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt. In der Skihalle neben der Einkaufsmeile Mall of the Emirates kann man auch im Sommer bei 50 Grad Außentemperatur Wintersport machen. Der Energieaufwand hierfür ist ebenso gewaltig wie für die Klimaanlagen, die die Apartments und Villen der drei Millionen Einwohner Dubais herunterkühlen.
Heute setzt Dubai hingegen Nachhaltigkeit ganz oben auf die Agenda. Sollten sich nach der Expo keine Nachmieter finden, könnten die meisten der insgesamt 192 Länderpavillons problemlos ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.
So ganz ohne Superlative geht es jedoch auch 2021 nicht. So zeigen die Emirater auf der Expo den weltgrößten Personenaufzug, der bis zu 160 Menschen gleichzeitig befördern kann. Und noch ein Highlight gibt es. Auf der künstlich aufgeschütteten Insel Bluewaters Island wird Mitte Oktober Ain Dubai eröffnet, das größte Riesenrad der Welt. 250 Meter hoch wird es in den Himmel ragen. Das weltberühmte London Eye, immerhin 135 Meter hoch, stellt Ain Dubai damit locker in den Schatten.