In Berlin ruckelt sich eine Regierung zusammen, die CDU sucht einen neuen Chef samt Inhalt, hierzulande formieren sich die Parteien für den Wahlkampf, einige sind schon voll im entsprechenden Modus. Die neueste Jugendstudie signalisiert, dass unser Bild von „der Jugend" mal wieder nicht so recht stimmt. Zu besprechen gäbe es genug an Glühweinständen und Vorweihnachtsfeiern.
Aber das ist alles irgendwie im Konjunktiv, ein bisschen irreal. So wie das, was wir an Krisenmanagement erleben, falls wir das Wort vom Krisenmanagement für das verwenden wollen, was einige als Kommunikationsdesaster einordnen. Eigentlich ist es müßig, auch an dieser Stelle zu notieren, was täglich in so gut wie allen Gesprächen ohnehin ausgetauscht und reichlich kommentiert wird: Es nervt. Das Hin und Her der Ankündigungen, Maßnahmen, deren innere Logik sich kaum erschließt, Aufforderungen zu etwas, was in der Praxis nicht realisierbar ist. Kurzum, ich habe keinen getroffen, der mir erzählt hätte, den Eindruck zu haben, dass aus drei Pandemiewellen in eineinhalb Jahren viel gelernt wurde.
Sätze wie: „Wir haben das so nicht eingeschätzt", lässt keiner mehr wirklich durchgehen. Auch keine Diskussion mit gegenseitigen Schuldzuweisungen in Sachen Impfstoffe. Die haben wir noch gut im Ohr. Damals lief die Produktion gerade erst an. Wie jetzt ein „Impfturbo" eingeschaltet werden soll, und vor allem, wo er zünden soll, erschließt sich mangels Impfzentren auch nicht so recht. Tierärzte sollen helfen. Könnten sie sicher, wenn sie gefragt und Voraussetzungen geschaffen würden.
Ja, es nervt, und manchmal weiß ich nicht recht, ob die Entwicklungen mehr nerven oder die Dauergespräche darüber. Aber die erhalten ungefragt täglich neue Nahrung. Etwa Impfpflicht. Zu früh? Noch mal diskutieren, lieber überzeugen? Als wären Esoteriker und Verschwörungssüchtige Argumenten zugänglich. Umgekehrt hat mir bis heute noch niemand ein stichhaltiges Argument genannt, warum in Einrichtungen mit vulnerablen Personen Ungeimpfte tätig sein sollen.
Es läuft nicht gut. Schade eigentlich. Dabei gäbe es noch so viele Themen für diese zwei Spalten, wenn denn mal die Lernkurve bei Corona schneller steigen würde als die Infektionszahlen.