Es gibt keine Themen mehr außer Corona – und vielleicht ein bisschen Wahlkampf? Wie wäre es mit Tempo-30- Zonen oder Cannabis-Legalisierung? Die taugen normalerweise für so schön angeregte Diskussionen. Nun gut, zu Cannabis ist in den letzten Jahren eigentlich alles gesagt worden. Die Aufregung hat viel von Übersprungshandlung, dankbar, dass es doch noch was anderes gibt, über das sich aufzuregen lohnt. Dagegen kommt die Diskussion um das geplante Tempo 30 in der Landeshauptstadt fast schon ein bisschen müde daher. Mancher würde sich wohl schon freuen, überhaupt mit 30 durchkommen zu können.
Spätestens dann holt uns doch wieder der Corona-Alltag ein, der sich nach und nach durchs griechische Alphabet durchrobbt. Dass das Parlament in Athen eine Erweiterung des Alphabets beschließen will, um für künftige Varianten des Virus vorbereitet zu sein, klingt im Gegensatz zu manch anderen politischen Diskussionen richtig vorausschauend, ist aber nur ein Gerücht. Den Eindruck von vorausschauend könnte die Diskussion um eine Impfpflicht machen, auch wenn wir den Nachbarn da etwas hinterherhinken. Für die Eindämmung der aktuellen Omikronwelle spielt sie keine Rolle, vielleicht für Pi, Ro oder Sigma, was auch immer sich das Virus für den nächsten Herbst einfallen lässt. Trotzdem ist die Debatte jetzt notwendig und richtig – wenn sie denn richtig geführt wird. Diskussionen, wer denn nun Vorlagen für mögliche Regelungen machen soll, sind zwar nicht ganz unwesentlich, gehen aber an den meisten Menschen im Land ziemlich vorbei. Das scheint übrigens auch für die Demos gegen Impfpflicht hierzulande in weiten Teilen so zu sein. Vielleicht erstaunlicherweise. Oder auch nicht angesichts der Zahlen über freiwillige Impfungen und Boostern, die wiederum wenig überraschend mit Zustimmungsquoten für eine Impfpflicht zusammenpassen.
Ja, für eine Impfpflicht sind viele Fragen zu klären, sehr grundsätzliche und zahlreiche pragmatische. Und ja, sie müssen sauber geklärt werden – auch wenn das Zeit in Anspruch nimmt. Fatal wäre, wenn Zeit ins Land streicht, die Omikrowelle abebbt, und damit – wie in den ersten beiden Pandemiejahren – jeglicher Elan erlahmt, sich auf die nächste Welle vorzubereiten, egal, unter welchem Buchstaben die daherkommt. Denn dass sich das Virus noch was einfallen lassen wird, dafür spricht ziemlich viel.