Vor den Toren der Stadt Idar-Oberstein ziehen sich schmale Pfade durchs enge Tal der Nahe. Der Weg verläuft durch das Naturschutzgebiet Kammerwoog-Krechelsfels, passiert die Überreste einer Achatschleife sowie einer römischen Siedlung. Dazwischen liegen wunderbare Aussichtspunkte.
Die Nahe trennt die Mittelgebirge Nordpfälzer Bergland und Hunsrück sowie die Naturräume Saar-Nahe-Bergland und Hunsrück. Der lateinische Name Nava stammt ursprünglich aus dem Keltischen und bedeutet „Wilder Fluss“. Die 125 Kilometer lange Nahe entspringt im Saarland am Südhang des Eckersbergs nordwestlich von Selbach. Nachdem sie Nohfelden passiert hat, verlässt sie das Saarland in nordöstlicher Richtung und überquert die Grenze zu Rheinland-Pfalz. Hinter Idar-Oberstein folgen flussabwärts die Orte Kirn, Monzingen, Bad Sobernheim und Niederhausen sowie Bad Münster am Stein, Bad Kreuznach und Gensingen. Bei Rheinkilometer 529,1 mündet sie in den Rhein, wo sie als Grenze zwischen Oberrhein und Mittelrhein gilt.
Vom Parkplatz am Restaurant Kammerforst sind es 100 Meter bis zum Einstiegsportal des Wanderweges. Dort beginnt ein Pfad zwischen steilen Felsen und der Nahe, die linker Hand Richtung Stadtmitte fließt. Der Weg – nicht ganz flach – schlängelt sich zunächst entlang der Felswände. Anschließend sind wir im Wald unterwegs, oftmals die Nahe im Blick oder ihr Gluckern und Glucksen im Ohr.
Überreste einer römischen Villa
Unmittelbar am Naheufer gelangen wir zu den Überresten der „Hoppstädter Achatschleife“, auch Achatschleife in der Burr genannt. 1850 an dieser Stelle errichtet, war die Schleiferei, bestehend aus zwei Häusern und vier Schleifsteinen in Betrieb, bis 1937 die letzten Schleifer das Tal der Nahe verließen. Von den Häusern sind nur noch die Fundamente sichtbar.
Der Weg setzt sich hinter der Schleiferei in Serpentinen im Wald nach oben fort. Stetig gewinnen wir Meter um Meter. Kurz bevor wir den Wald verlassen, signalisiert eine Informationstafel, dass wir uns an den Überresten der einstigen „Villa Rustica“ Enzweiler befinden.
Zahlreiche Keramikscherben, Fragmente einer Wasserleitung, Schieferplatten, die darauf hindeuten, dass das Haus mit Schiefer gedeckt war, Eisenbeschläge, eiserne Schlüssel sowie Fragmente von Weinamphoren deuten darauf hin, dass die Villa Rustica zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert nach Christus existierte.
Nach kurzem Anstieg befinden wir uns auf dem Weg nach Enzweiler. Vorbei an einigen Häusern gelangen wir zum Sportplatz und folgen dort der Wegführung nach rechts. Oberhalb des Nahetals mit Blick zur tief unten fließenden Nahe und nach Hammerstein setzen wir unseren Weg fort.
Auf Wald- und Wiesenboden bringt uns die Wegtrasse nochmals ins Nahetal. Nach der Unterquerung der Eisenbahnlinie Saarbrücken-Mainz kommen wir zu einer Sinnenbank mit großartigem Blick auf die gegenüberliegende Felswand des Naturschutzgebiets „Kammerwoog-Krechelsfels.“ Auf einer Tafel informieren wir uns über die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt des Naturschutzgebiets.
Über eine Fußgängerbrücke überqueren wir den Fluss, wandern weiter zwischen Wald und Fluss und müssen, nachdem wir die Brücke, über die der Verkehr der B41 fließt, unterquert haben, nochmals ein kurzes Stück nach oben.
Ein schattiger Waldweg bringt uns zum Nahewehr. Am Wehr überqueren wir nochmals die Nahe und sind wenige Minuten später am Ausgangspunkt angekommen.
Wer noch Zeit hat, sollte sich noch die Felsenkirche anschauen, das Wahrzeichen Idar-Obersteins.
Nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt, gelangt man durch die Fußgängerzone zum Marktplatz der Stadt. Die Felsenkirche ist von Weitem sichtbar. 60 Meter über dem Nahetal wurde sie in eine natürliche Felsnische hineingebaut.
Blick auf eine imposante Felswand
Der Sage nach wurde die Kirche als Sühne für einen Brudermord errichtet. Die Burgruine auf dem Felsen über der Kirche war einst das Schloss der Herren von Oberstein. Mitte des 11. Jahrhunderts lebten dort die Brüder Wyrich und Emich, die beide in das schöne Ritterfräulein Bertha von der Lichtenburg verliebt waren. Bertha entschied sich für Emich und gab ihm ihr Jawort. Wyrich geriet so sehr in Wut, dass er seinen jüngeren Bruder aus dem Fenster warf und dieser in den Abgrund stürzte. Jahrelang suchte der reuige Mörder vergeblich den Tod auf den Schlachtfeldern. Als er in seine Heimat zurückkehrte, war Bertha von Lichtenburg gestorben. An ihrem Grab beichtete er einem Abt seine Tat, der ihm auftrug, zur Sühne mit eigenen Händen eine Kapelle zu errichten. Als er den Bau vollendet hatte, entsprang dem Fels ein Quell, der heute noch fließt. Bei der Einweihung der Kapelle sank Wyrich tot vor dem Abt nieder. In der Gruft, die er für die Gebeine seines Bruders vor dem Altar gemeißelt hatte, fanden die Brüder gemeinsam ihre letzte Ruhestätte.
Vom Marktplatz führt eine Treppe zur Felsenkirche und von dort zum Schloss. 1197 trugen die Brüder Eberhard und Werner ihr „castrum depetra“, ihre „Burg aus Stein“, dem Trierer Erzbischof zu Lehen auf. Die Burg wurde durch Kriegswirren zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Burgherren siedelten in das im Jahr 1320 erbaute Schloss Oberstein um. 1855 zerstört ein Feuer das Schloss bis auf seine Grundmauern. In den letzten Jahrzehnten sind einige Teile des Schlosses restauriert und wieder aufgebaut worden. Vom Schlosshof aus bietet sich ein fantastischer Blick über die Stadt an der Nahe und die dahinter liegenden, bewaldeten Höhenzüge der „Preußischen Berge“.