Buch-Tipp: Motörhead als Rettung

Dieses kleine Büchlein ist eine Wucht. Es strotzt vor Energie und Leidenschaft. Die Liebe zur Musik ist in jeder Zeile gegenwärtig, und nicht nur Motörhead-Fans werden sich in diesem Buch wiederfinden. Charly Hübner, ja genau, der Schauspieler, hat das Buch geschrieben. Es gehört zur Reihe der Kiwi Musikbibliothek, in der bekannte Persönlichkeiten über ihre Lieblingsbands schreiben, beziehungsweise über Bands, die ihnen in bestimmten Phasen des Lebens viel bedeutet haben. So schrieb Wolfgang Niedecken über Bob Dylan oder Thees Uhlmann über Die Toten Hosen. Nun also schreibt Charly Hübner über die Heavy Metal-Legende Motörhead um den kultig verehrten Frontmann Lemmy Kilmister, der 2015 im Alter von 70 Jahren starb. Hinterlassen hat er ein Erbe aus vielen unvergessenen Alben und Songs. Charly Hübner erzählt über seine Jugend in Mecklenburg-Vorpommern in den 80erJahren, damals noch DDR. Die Sonntagsausflüge mit seinen Eltern sind für Carsten (so heißt er mit bürgerlichem Namen) ein Martyrium, denn in der rapsgelben „Taiga-Wanze" (ein sowjetisches Auto in der Größe eines Trabants: der Saporoshez) dringt nur Schlagermusik aus den kleinen Lautsprechern. Barden der Langeweile wie James Last oder Karel Gott tragen ihren Teil dazu bei, dass sich Carsten schon bald härteren Klängen zuwendet, und in Motörhead findet er endlich seine Offenbarung. Heutzutage mag Heavy Metal als Massenbewegung gelten, was gigantische Festivals wie das Wacken Open Air beweisen, aber in den 80er-Jahren war es eine Jugendbewegung mit unbändiger Energie, Leidenschaft und aufstrebenden Bands wie AC/DC, Iron Maiden, Judas Priest, Metallica, Slayer oder eben Motörhead. Und auch in der damaligen DDR wurden Teenager wie Carsten Hübner von der Urgewalt ergriffen und fürs Leben geprägt. Aus diesem Grund ist das Buch über Motörhead auch so empfehlenswert: Es ist eine literarische Zeitreise, in der sich jeder wiederfinden kann, dessen Herz einmal für eine bestimmte Musik entbrannt ist.