Das Unternehmen „BeckerBredel Fotografen" ist eine Institution an der Saar, die nun ihr 30-jähriges Bestehen feiert. FORUM stellt das Team um Winfried Becker, Frank Bredel und Laura Ockenfels vor.
Sie sind 65, 55 und 27 Jahre alt und jung – doch zusammen bringen sie es auf runde 30 Jahre. Wie diese seltsam anmutende Rechnung zustande kommt? Nun, Winfried Becker führt altersmäßig die Runde an, Frank Bredel steht in der Mitte und Laura Ockenfels ist die Jüngste; sowohl was die Lebensjahre als auch was die Eigenschaft als Inhaberin angeht. Denn nun, da Winfried Becker aus der Fotoagentur „Becker und Bredel" ausgeschieden ist, steht Laura Ockenfels gemeinsam mit Frank Bredel an der Spitze des Unternehmens, das nun als „BeckerBredel Fotografen" weiter daran arbeitet, die Geschichte des Saarlandes und damit auch einen frankophilen Teil deutscher Historie zu dokumentieren.
„Besser hätte man kein Drehbuch schreiben können", sagt Laura Ockenfels lachend über den Zeitpunkt des Wechsels. Frank Bredel pflichtet ihr bei: „Man braucht neue Kenntnisse, neue Ideen." Winfried Becker sagt über seinen Wechsel in den Ruhestand: „Es ist anders, aber durchweg positiv." Seine Enkel und seine Leidenschaft für den Golfsport würden ihn auf Trab halten: „Ich bin voll ausgelastet und rundum zufrieden." Die Arbeit an sich fehle ihm nicht, nur der Umgang mit den Leuten, wie er sagt. Doch bevor das große Ganze in den Fokus genommen wird, seien zunächst die einzelnen Lebenswege dokumentiert, die das dynamische Trio zusammenführte.
Winfried Becker genießt den Ruhestand
Frank Bredel, von Hause aus Jurist, und Winfried Becker, Einzelhandelskaufmann und Fotograf, lernen sich 1991 als Freiberufler kennen und schätzen, als sie gemeinsam für die „Saarbrücker Zeitung" eine Geschichte über den Abschied eines Wehrführers in Malstatt liefern sollen. Bredel schreibt, Becker liefert die Fotos dazu. Vor der Abgabe kehren sie erst mal gemeinsam in eine Kneipe ein und merken, dass man als Team gut funktioniert. Becker lädt seinen zukünftigen Geschäftspartner in den nächsten Tagen in sein Büro ein, um alles Weitere zu besprechen. Das „Büro" entpuppt sich als sein Zwei-Zimmer-Küche-Bad-Elternhaus in Malstatt.
Später zieht man in die Räumlichkeiten in der Straße des 13. Januar, wo man bis 2015 residiert. Dann folgt der Umzug auf die Bellevue, genauer gesagt in die Zeppelinstraße 2 in Alt-Saarbrücken. Der Zusammenschluss zum Duo zahlt sich bereits nach wenigen Wochen aus, wie die beiden berichten. „Es folgten genau die Synergien, die wir uns vorgestellt hatten", bringt es Frank Bredel auf den Punkt. Er erzählt auch schmunzelnd, dass er vorher bereits ein Fotostudio eröffnen wollte – aber halt nicht fotografieren konnte. Das lernt er erst später. Winfried Becker ergänzt, dass die beiden die Einnahmen der unterschiedlichen Honorare nicht gegeneinander aufrechnen und sich stattdessen vertrauen. Denn am Ende heißt es: „Da ist der große Pott, der wird geteilt."
Und der große Pott wächst und gedeiht. Zudem engagiert man eine Sekretärin für den Telefondienst und ist so immer gut erreichbar. „BeckerBredel Fotografen" hat heute fünf festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zahlreiche Werkstudenten, die ein Pflichtpraktikum absolvieren müssen, etwa von der Fachoberschule oder der HBK Saar. 2015 schließlich fängt eine junge Frau ihre Ausbildung bei „Becker und Bredel" an: Laura Ockenfels. Die damalige Bürokauffrau sattelt auf Fotografin um, beendet drei Jahre später ihre Lehrzeit und ist seit Mai 2020 auch selbst zur Ausbildung von Nachwuchskräften berechtigt. Dann der Einstieg. Mit der frischen Kraft ändert sich auch die Ausrichtung des Unternehmens selbst ein wenig. „Es gab auch einen Philosophiewechsel", erklärt Frank Bredel. Denn Ockenfels legt sehr viel Wert auf die Studioarbeit, sprich sie mag „liebliche und emotionale Fotos", wie sie es selbst ausdrückt. Da kann das Ablichten des Neugeborenen schon mal anderthalb Stunden dauern, wie sie lächelnd sagt.
Schon früh legten sie sich ein Farblabor zu
So zeigt sich wieder einmal, dass man mit der Zeit gehen muss, um nicht mit der Zeit zu gehen. Und dass Winfried Becker und Frank Bredel schon früher ihre Ohren an den Pulsen der Zeiten hatten, hat sicherlich zum langen Bestehen des Unternehmens beigetragen. Schon früh legt man sich beispielsweise ein eigenes Farblabor zu. Die Investition von rund 150.000 Mark macht sich bezahlt, da man so schnell und vor allem am Wochenende Farbbilder liefern kann, damals ja noch ohne Digitalfotografie. „So hatten wir über Jahre ein Alleinstellungsmerkmal", wie Frank Bredel erklärt. Mit dem digitalen Siegeszug wird so manche angeschaffte Maschine obsolet. Doch, so Winfried Becker: „Es hat funktioniert, als es funktionieren musste."
Mit der Zeit wächst man zu einer Presseagentur heran. Da Bredel auch Text-Journalist ist, übernimmt er immer wieder Schreibaufträge. Von den Fotoaufträgen ist rund die Hälfte nachrichtlich gebunden, hinzu kommen rund 30 Prozent an Industrieaufträgen und 20 Prozent an Studioarbeit. Im Laufe der Zeit wurden mehr als eine Million Bilder aufgenommen. Zahlreiche überregionale Medien übernehmen noch immer die „BuB"-Motive. In einem weiteren Schritt legen Becker und Bredel ein verschlagwortetes Fotoarchiv an. Jüngeren Leuten müssten sie das so erklären: „Das ist wie bei den Hashtags bei Instagram", wie sie lachend erzählen. Zum Lachen war ihnen allerdings gar nicht zumute, als sie die erste Digitalkamera für 16.000 Mark kaufen und merken: „Die Bilder waren zwar bunt, aber grottig." Die Technik entwickelt sich natürlich weiter, die Qualität ebenso. Gleichbleibend ist vor allem die Hochwertigkeit der Motive. Bei Becker und Bredel waren sie alle vor der Linse. Schauspiellegende Roger Moore war im Saarland – und raucht mit den beiden eine Zigarre, passenderweise in der Tabaksmühle. Als Michael Jackson vor Ort ist, lächelt er Winfried Becker mit einer Rose in der Hand an, da dieser etwas abseits der Berufskollegen steht. „So entstehen intime Fotoereignisse", lacht er. Ein Bild von Uwe Ochsenknecht während eines Konzertes ist das wohl meistgenutzte der Fotoagentur überhaupt. Schließlich dokumentiert es als eins von wenigen Bildern den vor allem als Darsteller bekannten Mimen in einer Live-Darbietung während seiner kurzen Musikkarriere. Und natürlich begleitet das „BuB"-Team das kleinste Bundesland in seinem Strukturwandel und lichtet 20 Jahre Bergbau unter und über Tage ab.
„Ein Lieblingsbild hatte ich noch nie"
Trotz all dieser Motiv-Vielfalt sagt Frank Bredel: „Ein Lieblingsbild hatte ich noch nie." Da möchte er nicht in der Vergangenheit verhängen, denn: „Von Anekdoten kann man nicht leben." Laura Ockenfels wird da schon konkreter. Das erste Bild, das sie selbst machte, nennt sie als Favoriten. Und das erste, das sie im Ausland aufnahm, zeigt die ehemalige saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Möglich macht diese Streuung unter anderem, dass die Fotos über die großen Portale wie die Deutsche Presse-Agentur oder Imago verfügbar sind. Ein Fun Fact am Rande ist es, dass „BeckerBredel Fotografen"-Bilder zwar in sehr vielen Publikationen erscheinen und auch in Blättern und Onlineportalen weltweit –
doch gerade bei den Nachbarn in Luxemburg und Frankreich sei es enorm schwer, ins Geschäft zu kommen.
Darüber, dass die Bilder auch noch mindestens weitere 30 Jahre verfügbar sind, wacht nun auch Laura Ockenfels. An ihre Art, passende Dekorationen für die Studiosessions zu besorgen und regelrechte Themenwelten zu errichten, mussten sich Winfried Becker und Frank Bredel erst einmal gewöhnen. „Diese Arbeitsweise war neu bei uns." Doch sie bereichert das Unternehmen, und das Vertrauen, dass sie selbst verspürte, gibt sie auch an das restliche Team und eben auch an die Werksstudenten weiter, die teilweise aus der ganzen Welt an die Saarbrücker Hochschulen kommen. Wer möchte, kann sich zudem gern um einen Ausbildungsplatz bewerben. Aufstiegschancen gibt es auch in diesem kleinen Team. Eine Mitarbeiterin wollte beispielsweise ursprünglich nur drei Monate hier arbeiten – daraus wurde dann ein Dreivierteljahr und schließlich eine Stelle.