Frankreich ist eher für Wein bekannt und weniger für Bier. Doch in den vergangenen Jahren sind auch dort immer mehr sogenannte Mikrobrauereien entstanden, die tolle Biere brauen. Eine dieser Brauereien stellte sich dieser Tage in Saarbrücken vor.
Vor Kurzem flatterte eine Einladung des Institut d’Etudes Françaises ins Haus. Im Hotel Mercure in Saarbrücken fand am 21. April eine Bierverkostung statt. Es ging dabei um einen grenzüberschreitenden Abend. Und zwar nicht in der Theorie, sondern mit Bier, gebraut von einer kleinen Brauerei im französischen Forbach. Eingeladen wurde zu einem interkulturellen gastronomischen Abend rund um das „Bière de Printemps" der Brasserie Galibot. Die Brasserie Galibot, das sind Alex, Tom und Charly. Die in Forbach ansässige Mikrobrauerei ist auf untergärige und gemischte Biere spezialisiert. Die Galibot-Biere sind authentisch, frisch wie der Schatten unserer Wälder, reichhaltig wie unser Boden und mit einem Hauch deutschem Charakter. Es sind ausgewogene Biere, die in der Region, in der sie hergestellt werden, verwurzelt sind. Diese traditionelle, (inter-)regionale und innovative Arbeitsweise hat ihnen bereits zahlreiche Auszeichnungen eingebracht, unter anderem auf den Biermessen in Frankfurt und Lyon.
Mikrobrauerei Brasserie Galibot ansässig in Forbach
Ich lernte an diesem Abend Morgane Brette und Julia Ebersbach als Veranstalterinnen kennen. Morgane Brette erklärte die Motivation für diesen Abend: „Unser kleines Team will neue Wege gehen. Wir wollen uns nicht mehr auf Universität und Literatur beschränken. Wir gehörten ja früher zur Universität. Doch heute sind wir Teil einer Stiftung für deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit. Die Tradition zur Universität wollen wir beibehalten. Doch dazu wollen wir heutzutage Veranstaltungen anbieten, die ein breites Publikum ansprechen. Und darunter verstehen wir vor allem Essen und Trinken. Das Saarland ist in diesem Zusammenhang ein richtig guter Ort, ein besonderes Bundesland, irgendwie zwischen Frankreich und Deutschland!"
Am 18. November 2021 wurde der Beaujolais nouveau, der neue Beaujolais, 70 Jahre alt. Dazu machten sie zum ersten Mal solch eine kulinarisch-vinophile Veranstaltung. Durch den Abend führte damals Fabrice Mopin, ein Franzose, der mit seinem Fachgeschäft „Weinavenue" seinen Standort in St. Ingbert hat. Das Institut wollte damit den deutschen Partnern auch die französische Philosophie vorstellen: Wein ist nicht nur für die Bourgeoisie und reiche Leute, Wein ist für alle! Und vom Preis auch für jeden zugänglich.
Ich stamme ja noch aus einer Generation, die diese Aktivitäten selbst erlebt hat. Damals, so will es das Marketinggesetz, durften alle Beaujolais-Transporter erst um 0 Uhr im Beaujolais zu ihren Zielorten losfahren. Ich habe es in Paris mal live erlebt: Der Weinhändler eines Bistros war schneller als der des Nachbarn. Als dieser eine Stunde später beliefert wurde, floss im ersten Bistro schon der Beaujolais in Strömen ...
Aber zurück in die Gegenwart. Am 21. April ging es nun um die Bierkultur. Eine Kultur, die in Deutschland sehr ausgeprägt ist und in Frankreich immer beliebter wird. Es gibt hier in Ostfrankreich eine bemerkenswerte Entwicklung um kleine Brauereien, auch Micro-Brasserien genannt. Die Besonderheit der Brauerei Galibot ist dabei, dass die Forbacher deutsche und französische Braukultur vereinen. Klein, aber fein!
Julia Ebersbach erklärt es so: „Unser Ziel ist es ja, auf der einen Seite die französische, frankophone Kultur dem Publikum nahezubringen, andererseits aber auch die deutsch-französischen Beziehungen im kulturellen Bereich zu fördern. Und diese auch wachsen zu lassen. Wir sind offen für alle Kulturformen, wir machen ganz viele Kulturformen hier an der Grenze. Da gehört die Gastronomie, gerade hier im Saarland und auch auf französischer Seite zur Kultur dazu. Und wir wollen unbedingt weiter in diesem gastronomischen Bereich Akzente setzen!" Schön, wenn die deutsch-französische Kultur auf diese Weise näher gebracht und erlebbar gemacht wird. Es sollen weitere Kooperationen folgen, denn das Institut hat sich thematisch der Sache ja schon geöffnet.
Die Brauerei Galibot entstand aus den beiden Brauereien Schoenecker und Tom & Max. Von Schoenecker hatte ich vor Jahren durch meinen Freund Peter Hofmann bereits gehört, wir wollten sie damals besuchen, doch dann kam Corona. Die Brauerei Galibot ist tief verwurzelt, auch in der Geschichte von Kohle und Stahl in Lothringen. Denn Galibot ist der Name, den jungen Angestellten gegeben wurde, die unter Tage im Bergwerk arbeiteten. Auch auf dem Etikett ihres Bieres „India Pale Lager" kann man das gut erkennen. Da sieht man ein Industriebild.
Helle Biere ganz nach deutscher Tradition gebraut
Spezialisiert sind sie auf sogenannte untergärige Biere. Zusammen mit fünf, sechs anderen Mikrobrauereien von denen es etwa 2.300 in Frankreich gibt. Sie machen hier an der deutsch-französischen Grenze schon ganz besondere Biere.
Etwa helle Biere nach deutscher Tradition: „Helles" etwa und auch ein Hefeweizen. Dunkel dagegen sind das „Vienna Lager" und das „India Pale Ale". Ihre Craft-Biere werden im Laufe der Jahreszeiten produziert. Nicht jedes ist immer verfügbar. Damit haben die Mikrobrauer auf zwei großen Biermessen bereits Goldmedaillen abgeräumt. Einmal bei einer Verkostung internationaler Biere in Lyon drei Goldmedaillen. In Frankfurt ging es um deutsche Brauart, und auch hier gewannen sie zwei Goldmedaillen. Ihre Biere gibt es mittlerweile selbst in Belgien und der Schweiz. Partner im Saarland werden derzeit noch gesucht.
Wir verkosten an diesem Abend drei Biere der Brauerei: das „Princess Inca", den „Maibock Aestas" und „India Lager Pale". Dabei merkte ich sofort, die Franzosen kennen eher „La bière de Printemps", also das Frühlingsbier und die Deutschen eher den Maibock. Ich werde in den nächsten Wochen dieser besonderen Brauerei einen weiteren Besuch abstatten.
Wir haben die fantastischen Biere der Brasserie Galibot probiert und dabei im Dialog unglaublich viel zu diesem Thema gelernt – seien es die verschiedenen Herstellungsarten der Biere, die deutsch-französische Herangehensweise, die Besonderheiten verschiedener Hopfen oder einfach die Kunst, Bier zu verköstigen. Wir können fast behaupten, dass wir alle zu Zythologen geworden sind – Zythologie ist die Lehre vom Bier.
Danke der „Brasserie Galibot" für diesen spannenden und außergewöhnlichen Abend. Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Veranstaltung mit Spezialitäten hier von der Grenze bei Genuss grenzenlos!