Das letzte Heimspiel des 1. FC Saarbrücken wird eher ein tristes. Der FSV Zwickau hat sein Ziel erreicht und den Klassenerhalt geschafft. Saarbrücken will die Fans besänftigen.
Klassenerhalt geschafft, im Pokal erneut nicht ins Finale und dementsprechend nicht im DFB-Pokal vertreten. Die Stimmungslage in Zwickau ist schwierig, aber doch eher positiv. Das zeigte Joe Enochs auch im Interview nach dem Pokalaus gegen Chemie Leipzig. Eigentlich gibt sich Enochs auch nach Niederlagen in Interviews ruhig und gelassen. Doch diese eine Frage im Gespräch mit dem MDR, ob er seiner Mannschaft angesichts der schwachen ersten Halbzeit einen Vorwurf machen müsse, brüskierte den US-Amerikaner sichtlich. „Sie werfen meiner Mannschaft etwas vor? Das können Sie gerne machen, aber ich tue das nicht, um Gottes willen, nein. Das mache ich nie." Enochs verwies darauf, dass sein Team auch in dieser Partie wieder an die Leistungsgrenze gegangen sei: „Die Mannschaft lebt und hat bis zum Ende Gas gegeben. Im Elfmeterschießen ist dann immer alles möglich." Auch den frühzeitigen Klassenerhalt rechnete der 50-Jährige, der dreimal verletzungsbedingt auswechseln musste, seinen Schützlingen hoch an: „Das ist angesichts der finanziellen Mittel eine überragende Leistung." Dennoch hatte sich der FSV fest vorgenommen, erstmals in der Vereinsgeschichte den Landespokal zu gewinnen. Es war das zweite große Ziel in dieser Saison, dass die Schwäne nun jedoch nicht erreicht haben. Diesbezüglich gab sich Enochs „wahnsinnig enttäuscht" und bemängelte: „Wir haben schwer ins Spiel gefunden und nicht zwingend genug gespielt."
Der Etat wird zurückgefahren
Da half es auch nicht, dass Torhüter Johannes Brinkies immerhin einen Schuss abwehren konnte. „Die erste Halbzeit war nicht gut von uns, das muss man sagen. Da waren wir nicht bei 100 Prozent", sagte der Kapitän beim MDR – und reagierte spürbar gereizt auf die Frage, ob der Pokalsieg ein Bonus gewesen wäre. „Warum sollte es ein Bonus sein? Wir wollten unbedingt in den DFB-Pokal und wieder ein cooles Heimspiel haben wie damals gegen den HSV. Das ist mittlerweile etliche Jahre her, weil wir es Jahr für Jahr nicht gebacken kriegen." Fast sechs Jahre liegt die angesprochene Partie zurück. Damals hatte dem FSV für die Pokal-Qualifikation bereits die Teilnahme am Landespokal-Finale gereicht, weil Gegner Erzgebirge Aue über die Liga in den Pokal eingezogen war. Die zweite Teilnahme am DFB-Pokal in diesem Jahrtausend haben die Westsachsen durch die Pleite in Leipzig nun verpasst. Damit gehen den Schwänen wertvolle Zusatzeinnahmen von mindestens 130.000 Euro durch die Lappen. „Ich kann jeden Fan verstehen, der frustriert ist. Uns geht es genauso. Es kotzt uns tierisch an." Und während die BSG-Spieler in der Kabine bereits das obligatorische „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" anstimmten, wuchs beim FSV die Erkenntnis, dass es mal wieder nicht gereicht hat.
So groß der Frust wegen der verpassten Qualifikation für den DFB-Pokal ist, so groß ist die Freude über den erneuten Klassenerhalt. Damit gehen die Zwickauer in ihre siebte Drittliga-Saison in Folge, was angesichts der finanziellen Möglichkeiten ein beachtlicher Erfolg ist. Durch den Ligaverbleib dürften in den nächsten Tagen auch die Vertragsgespräche mit den Spielern und dem Trainer Fahrt aufnehmen. Bezüglich Enochs könnte es schnell gehen: „Die Gespräche laufen schon seit einiger Zeit und könnten bereits in den kommenden Tagen zu einem positiven Ende gebracht werden. Wir wollen mit Joe in die kommende Saison gehen", so Sportdirektor Toni Wachsmuth in der „Bild". Vorrang hat die Zukunft von Enochs, wie Wachsmuth unterstreicht: „Logischerweise hat die Beantwortung der Trainerfrage Priorität. Wir möchten gerne mit Joe weitermachen. Parallel finden Gespräche mit Spielern statt, aber mit Blick auf die Kaderplanung ist eine zeitnahe Entscheidung mit Joe wichtig." Enochs selbst hatte bereits durchblicken lassen, verlängern zu wollen.
Drahtseilakt Kaderplanung
Was die Kaderplanung anbelangt, steht Wachsmuth dagegen ein Drahtseilakt bevor. Die Kontrakte von Leistungsträgern wie Johannes Brinkies (28), Davy Frick (32), Steffen Nkansah (26) und Marco Schikora (27) laufen aus, aber das Geld ist knapp. Gegenwärtig stünden für 2022/23 800.000 Euro weniger zur Verfügung als dieses Jahr. Dabei verfügt Zwickau in der laufenden Saison mit 3,03 Millionen Euro bereits über den drittniedrigsten Profi-Etat. Mit Mike Könnecke können die Westsachsen weiter rechnen, sein Vertrag wurde bereits verlängert.
Dennoch klappte es mit dem erneuten Klassenerhalt. Seit der gewonnenen Relegation gegen die SV Elversberg vor sieben Jahren hält sich der eher finanzschwache Ost-Club durchgehend in der 3. Liga. Dabei vertraut er immer auf die gleichen Bausteine. Viele sehen im FSV Zwickau den klassischen Fußball der 3. Liga. Tief stehen, kontern, gerne lange Bälle und Standards. Es ist ein Rezept, das funktioniert. Auch in diesem Jahr. Die Zwickauer hatten zum Beginn der Saison ihre Probleme, steigerten sich dann aber und trotzten einigen Top-Mannschaften Punkte ab. Das Spiel im Ludwigsparkstadion verkommt nun aber eher zu einem Kick um die goldene Ananas. Der 1. FC Saarbrücken hat in den letzten Wochen viel Kredit verspielt, den vierten Platz erreichen sie nur noch durch ein Wunder. Der FSV hingegen hat sein großes Ziel Klassenerhalt erreicht und wird trotz der vergeigten Qualifikation für den DFB-Pokal mit einem guten Gefühl ins Saarland reisen. Joe Enochs wird dem Verein wohl erhalten bleiben, die Planungen für eine weitere Saison klassischer Drittligafußball laufen.