Die Herausforderung der Endlagersuche für Atommüll ist enorm. Selbst schwach- bis mittelradioaktive Abfälle sind jahrhundertelang gefährlich. Eine Bestandsaufnahme über den speziellen Müll.
Bis Ende 2022 sollen alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Man könnte sagen, es ist das Ende einer Ära, die mit dem bayerischen Versuchsatomkraftwerk Kahl, das am 1. Februar 1962 den kommerziellen Betrieb startete, begann. Was uns, unseren Kindern, Enkeln und möglicherweise all unseren Nachfahren von diesen 60 Jahren bleibt: Atommüll – und davon nicht zu wenig. In Deutschland wird dabei in zwei Kategorien unterschieden: schwach- und mittelradioaktive Abfälle sowie hochradioaktiver Abfall.
Schwach- und mittelradioaktive Abfälle
Hiervon gibt es aktuell über 120.000 Kubikmeter. Es ist ein Großteil des radioaktiven Mülls. Hierzu gehören zum Beispiel Schutzkleidung, Teile von Anlagen, die kontaminiert wurden oder Werkzeuge aus den AKWs, der Medizin, der Forschung und der Industrie. Es dauert mehrere Jahrhunderte, bis diese Stoffe wieder ungefährlich sind. Für ihre sichere Lagerung ist mittlerweile ein Ort gefunden worden: der Schacht Konrad, ein stillgelegtes Eisenerz-Bergwerk in der Nähe von Salzgitter. Dort sollen ab 2027, und damit fünf Jahrzehnte nach dem Beginn der Suche, bis zu 303.000 Kubikmeter radioaktiver Abfall endgelagert werden können.
Hochradioaktiver Abfall
Beim hochradioaktiven Abfall sieht es in Deutschland anders aus. Bisher ist noch kein Ort gefunden, der sich für die schließlich bis zu 30.000 Kubikmeter Müll eignet. Denn das zukünftige Endlager, das unter Beteiligung der Öffentlichkeit gefunden werden und innerhalb von Deutschland unter Tage liegen soll, soll den bestmöglichen Schutz über einen Zeitraum von einer Million Jahre liefern. Eine unglaublich schwierige Aufgabe, die vonseiten der Politik bis 2031 abgeschlossen sein soll, auch wenn einige Experten diesen Termin als unrealistisch bewerten. Doch selbst wenn dieser Zeitplan eingehalten werden könnte, ist nicht klar, wann der erste Atommüll dort auch eingelagert werden kann. Je nach Menge der benötigten Umbauten sowie den voraussehbaren Protesten der Bevölkerung und der Umweltverbände könnte sich das ambitionierte Vorhaben selbst dann noch um mehrere Jahrzehnte hinziehen.
Bis ein Ort für das über Jahrtausende strahlende Erbe der Atomzeit gefunden ist, lagern die derzeit 1.116 Castor-Behälter, in denen unter anderem alte Brennstäbe versiegelt sind, in Zwischenlagern. Diese befinden sich in der Regel in unmittelbarer Nähe zu den Atomkraftwerken, aus denen der Müll stammt. Daneben gibt es mit Ahaus, Gorleben und dem Zwischenlager Nord bei Lubmin drei zentrale Zwischenlager. Allerdings laufen die Aufbewahrungsgenehmigungen für den hochradioaktiven Müll ab Mitte der 30er-Jahre Schritt für Schritt bei den jeweiligen Lagerstätten aus. Wie es dann weitergeht, und ob es bis dahin tatsächlich eine langfristige Perspektive für ein Endlager gibt, bleibt abzuwarten.