Das „Restaurant Bellevue" in Blieskastel-Biesingen bietet regionale Küche auf wirklich hohem Niveau. Nicht umsonst hat sich Jörg Bieg den Titel „Genuss-Gastwirt Saarland 2022/23" gesichert.
Heute geht es mal wieder in den Bliesgau, eine der schönsten Gegenden im Saarland! Hier gibt es verwunschene Auenlandschaften der Blies, ausgedehnte Streuobstwiesen und alte Wälder. Seit 2014 gehört der Bliesgau durch seine Vielzahl an Naturschätzen zu den insgesamt 20 „Fahrtziel Natur-Schutzgebieten" Deutschlands, der Schweiz und Österreichs. Hier wachsen auch besonders viele Orchideen, etwa die Hälfte aller Arten, die in Deutschland vorkommen.
Der Bliesgau ist auch eine Landschaft für Störche. Zum ersten Mal sah ich sie hier vor ein paar Jahren vom Balkon des saarländischen Fernsehkochs Cliff Hämmerle aus. Und sie kommen jährlich zurück, erzählte er mir damals. An der Blies gibt es auch Biber. Ebenso Fledermausarten, die in den Schlossberghöhlen bei Homburg oder im alten Kalkbergwerk in Gersheim ihre Winterquartiere haben. Auch Wildkatze, Igel, Maulwurf, Fuchs, Dachs und Siebenschläfer sind hier zu Hause. Seltene Vögel gibt es hier auch, etwa den Steinkauz als Indikator der alten Kulturlandschaft, der für die Streuobstwiesen typisch ist. Und Rotmilane sieht man hier! Dazu alle möglichen Arten von Schmetterlingen.
Anfang des Jahres war ich für FORUM schon einmal im „Restaurant Bellevue", doch in Corona-Zeiten war hier alles anders. Ich wollte einfach nochmals hierher, die Luft im Biergarten schnuppern oder zumindest mit anderen Gästen im Restaurant ein kleines Menü goutieren – und nicht alleine, irgendwie zwischen Tür und Angel.
Der Tag unseres Besuchs ist ein Donnerstagmittag, der Parkplatz gut belegt. Die erste Überraschung gleich bei meiner Ankunft: Das Haus ist nahezu ausgebucht. Da es etwas bewölkt und frisch ist, scheuen die Gäste heute den Biergarten. Also alle auf ins Restaurant!
Pfannkuchen wie bei Muttern
Seit 1976 betreiben Jörg Bieg und seine Frau Barbara das Anwesen hier. Sie haben eine treue Stammkundschaft, die von beiden Seiten der Grenze kommt. Links von unserem Tisch sitzt eine deutsche Familie, rechts von unserem Tisch wird Französisch gesprochen. „Wir versuchen immer fair zu unseren Gästen zu sein, auch mit den Preisen", erklärt Jörg Bieg. „Wir bieten gute Qualität – nicht nur einmal, sondern permanent! Wir haben keine Industrieprodukte, die von Maschinen produziert werden, sondern arbeiten mit unseren Händen." Das kommt bei den Gästen an.
Wie bekannt, gewann Familie Bieg den Wettbewerb „Genuss-Gastwirt Saarland 2022/23." Keine Frage: Wer in dieser hochrangigen Bewerberriege dabei ist, kann gut kochen und legt Wert auf regionale Produkte. Dabei sind Auszeichnungen verschiedener Restaurantführer fast zwangsläufig. Und genau so möchte ich hier heute essen: Hausmannskost mit regionalen Produkten.
Ich bestelle mir meine erste Spargelcremesuppe in diesem Jahr – „Geschäumte Spargelcremesuppe mit Spargelstückchen". Mein Urteil: „Die Spargelcremesuppe, eine riesige Portion, wie es auf dem saarländischen Land üblich ist, ist sehr intensiv. Sie schmeckt richtig nach Spargel und nicht nach Wasser. Dazu mit Kräutern aus dem heimischen Garten bestreut. Klasse!
„Schnittlauchpfannkuchen mit Lachs und Champignons in Rieslingsahnesauce" nehme ich als Zwischengang, obwohl es eigentlich ein Hauptgang ist. Ich muss sagen: Es ist die beste Präsentation seit den Pfannkuchen meiner Mutter. Vor allem die Sauce. Grillen kann fast jeder, aber die Visitenkarte eines Kochs ist die Sauce. Hier im Hause ein Klassiker! Darauf angesprochen lacht der Chef. Er habe gar keine Chance, dieses Gericht von der Karte zu nehmen: „Da protestieren die Gäste." Übrigens gibt es hier im Haus immer mal wieder Motto-Abende, auch mal rund um Pfannkuchen. In zehn Varianten. Da wäre ich gern dabei gewesen.
Es folgt „Dreierlei vom Rind aus dem Bliesgau mit Teigtaschen". Das Fleisch hat Topqualität, genau richtig von Meisterhand rosa gebraten. So liebe ich es. In den wunderschönen Teigtaschen steckt gut gewürztes Rinderhack. Hier wird das ganze Tier verarbeitet. Chapeau, so geht Nachhaltigkeit. „Ich verschaffe das ganze Rind. So ein Rind hat nicht nur Roastbeef", erklärt Bieg. „Etwa 80 Prozent an einem Rind sind Teile, die bei den Kunden nicht unbedingt favorisiert werden. Aber dennoch haben wir so gut wie keine Abfälle. Vom Kopf bis zum Schwanz wird alles verarbeitet. Da muss ich mir halt etwas einfallen lassen."
Bieg investiert viel Arbeit und viel Zeit in seine Küche. Auch eine seiner hausgemachten Sülzen zu essen ist ein Hochgenuss. Es schmeckt mir hier wirklich richtig gut. Eine Küche der Jahreszeiten, nach der Vorgabe der Natur. Das war auf dem Land schon immer so. Wenn einer im Dorf eine gute Geflügelfarm hat, werden dort die Eier und Hühner gekauft. Wenn einer gute Kartoffeln anbaut, kann er diese ins Restaurant liefern. Von Anfang an, seit 1976, kocht Jörg Bieg mit regionalen Produkten. Und das schmeckt man.
Das kleine Hotel hat nur vier Zimmer
Ein entsprechendes Netzwerk an Lieferanten aufzubauen bedeutet allerdings Arbeit. Doch die Liste seiner Händler beeindruckt mich. Familie Bieg bezieht ihr Lamm von Martin Ernst aus der Nachbarschaft in Seelbach bei Aßweiler. Auch sein Rindfleisch bezieht er von dort. Und zwar auch das, mit dem er Genuss-Gastwirt des Saarlandes wurde. Eier, Geflügel und Kartoffeln stammen aus Ommersheim von Alexander Vogelgesang. Die Gänse, die im Winter fast täglich im Ofen brutzeln, kommen vom Ortsweilerhof in Niederbexbach. Das Mehl stammt von der Mühle Schuwer, Linsen und Öle von der Bliesgau-Ölmühle, Käse aus dem Hirztal und vom Neukahlenberger Hof. Und das Wild jagen die Jäger aus der Region. Der Apfelsaft und der Edelbrand stammen natürlich auch aus dem Bliesgau von den Streuobstwiesen um Gersheim.
Mein Fazit: Das Normale ist langweilig, das machen andere. Jörg Bieg und seine Frau Barbara bieten hier besondere Spezialitäten an. Da lohnt es sich schon, sich in Saarbrücken ins Auto zu setzen und nach Biesingen zu fahren. Wie gesagt: Die Gäste kommen aus der gesamten Region. Viele wissen Qualität eben zu schätzen.
Durch die Lage des Hauses, hoch auf einem Bergrücken, kann man hier ohne größere Steigungen mitten im Biosphärenreservat stundenlang wandern und Fahrradfahren. Und das auch noch in einer einmaligen Landschaft, mit herrlichem Blick über das Blies- und das Mandelbachtal. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu wandern geht auch problemlos bis nach Frankreich. Die, die auf dem Saarlandradweg unterwegs sind, brauchen keinen Meter Umweg zu fahren. Dieser führt nämlich genau vor der Haustür vorbei.
Das „Restaurant Bellevue" bietet vier Hotelzimmer an. Für die eine oder den anderen ist das vielleicht das geeignete Basislager für Touren im Bliesgau oder auch in Frankreich! Das Haus ist Partner der „Genuss Region Saarland". Mit ihren Partnern bieten sie weitere saarländische Genuss-Erlebnisse bei Festen, Führungen oder Feinschmeckerabenden an.