Die Emotionen kochten hoch, als der Aston Martin DBX vorgestellt wurde. Wie könne es sein, dass ein Sportwagenhersteller ein SUV auf den Markt bringt? Wir haben das edle Gefährt aus Sicht des Beifahrers getestet – und dabei viele emotionale Momente erlebt.
Als ich Eugen per Telefon frage, ob er für mich den Aston Martin DBX fahren will, glaubt er zunächst, ich würde mir einen Scherz mit ihm erlauben. So ein exklusives Auto zu fahren war unvorstellbar für ihn. Die zweite Reaktion war ein wenig Enttäuschung, dass es der SUV von Aston Martin ist. Doch als er den fünf Meter langen Aston Martin DBX in unserer Auffahrt sieht, verfällt auch Eugen in schweigende Bewunderung. Der DBX ist ein beeindruckendes Auto, dem man seine Exklusivität und Kraft auf Anhieb ansieht. Wie es für Aston Martin üblich ist, pflegt auch dieser Brite ein dezentes Understatement. Er protzt nicht, ist sich seines Auftritts aber bewusst. Anders als bei den Coupés und Cabrios von Aston Martin, finden im DBX bis zu fünf große Erwachsene gut Platz. Auf der Rücksitzbank ist die Beinfreiheit auch für lange Reisen gut dimensioniert. Gleichzeitig hat der Wagen einen großen Kofferraum, der das Reisegepäck einer ganzen Familie leicht aufnimmt. Alternativ können hier auch größere Sportgeräte Platz finden.
Der Innenraum zeichnet sich durch exzellente Verarbeitung hochwertiger Materialien wie Leder und Echtholz aus. In unserem Fall sind weiches hellgraues Leder und helles Holz, vermutlich Esche, miteinander kombiniert. Die Beifahrer auf den Rücksitzen können sich ihr Wohlfühlklima selbst einstellen, genauso wie die Sitzheizung. Dunkel gefärbte Scheiben zu den Seiten und nach hinten bieten Sichtschutz von außen. In der Armlehne befinden sich zwei Cupholder.
Hochwertige Materialien
Die vorderen Passagiere erleben die bekannte Ästhetik und Funktionalität des Herstellers. Nachdem ich eingestiegen bin, fühle ich mich – wie in einem Aston Martin! Ein wunderschön gestaltetes Armaturenbrett, mit Ziersteppnähten und einem Handschuhfach, das sich mit dem Druck auf einem kleinen Knopf an der linken oberen Seite öffnen lässt. In der Mittelkonsole befindet sich ein 10,25-Zoll-Display mit allen wichtigen Informationen und Funktionen. Auch ich als Beifahrer kann die für mich wichtige Sitzheizung und Sitzbelüftung, sowie die Wahl des Radiosenders und die Lautstärkeregelung gut bedienen. Dem Fahrer stehen in der Mittelkonsole noch ein Touchpad und einige Knöpfe zur Bedienung diverser Funktionen zur Verfügung. Es ist angenehm, hier ein Display vorzufinden, dessen Größe sich dem dezenten Armaturenbrett anpasst und nicht an einen Riesenmonitor erinnert. Wippschalter innerhalb des Displays erleichtern die Einstellung und Auswahl verschiedener Optionen.
Immer wieder beeindruckt bin ich von der Anordnung der fünf wichtigsten Elemente zur Bedienung des Autos. Fünf Knöpfe zieren die Mitte des Armaturenbretts auf Augenhöhe. Der mittlere ist am größten und startet das 550 PS starke Triebwerk des Aston Martin DBX. Es ist ein wahrer Genuss, den Sound des Vier-Liter-Achtzylinder-Motors zu hören, sobald der Fahrer den Startknopf betätigt hat. Diese Sinfonie dringt selbst durch die rahmenlosen Fenster, die sonst für angenehme Ruhe im Innenraum sorgen. Umgeben ist der Startknopf von weiteren Knöpfen, die eine Automatik ausmachen. Diese Anordnung erscheint mir als Beifahrer logisch und konsequent, denn der Fahrer hat alle wichtigen Bedienelemente im Blick, ohne auf die Mittelkonsole gucken zu müssen.
Sitze gehören zur absoluten Oberklasse
Jetzt komme ich zum entscheidenden Unterschied zu den bisher von uns getesteten Aston Martins. Die Sitzposition ist deutlich höher als sonst. Das hat den Vorteil, dass der Ein- und Ausstieg ausgesprochen angenehm möglich ist, selbst für Menschen, denen ein wenig an Beweglichkeit und Elastizität verloren gegangen ist. Der Ausblick ist phänomenal. Durch die große Windschutzscheibe habe ich einen perfekten Überblick über meine Umgebung. Das Glasdach macht den Innenraum angenehm hell. Wer fürchtet, dass die Sonne von oben stören könnte, kann eine dem Innenraum angepasste Lederabdeckung per Knopfdruck heranfahren.
Die Sitze gehören sowohl vorne als auch hinten zu den besten, die mir je begegnet sind. Sie sind elektrisch perfekt auf den eigenen Körper anpassbar. Sogar seitliche Halterungen für den Rücken sind aktivierbar. Das ist auch gut so, denn der DBX geht wie auf Schienen durch Kurven und seine Beschleunigung von 4,5 Sekunden auf Tempo 100 km/h lässt viele andere Sportwagen stehen. Beeindruckend ist der Wendekreis des gut fünf Meter großen Autos. Er ist kleiner als der unseres Mittelklassewagens, und wir haben das Gefühl, dass der DBX im 90-Grad-Winkel um Kurven geht. Das erhöht die Wendigkeit des Autos erheblich.
Von außen macht der SUV mit zwei Luftkühlungsschlitzen in der Motorhaube auf sich aufmerksam. Der Kühlergrill ist in der bekannten Aston-Martin-Form, nur ein wenig höher. Oberhalb des Kühlergrills runden zwei schräg gestellte Scheinwerfer das unverkennbare Äußere ab. Seitlich erhält der DBX noch durch Lüftungsschlitze hinter den Kotflügeln Belüftung. Sie leiten eine Sicke an der Seite ein, die im unteren Bereich in einem Schweller mündet. Dies und ein Dach- und ein Heckspoiler sorgen für eine fulminante Straßenlage, die uns in jeder Situation beeindruckt hat.
Das Schöne an diesem Auto ist auch, dass wir es gelassen in Tempo-30-Zonen fahren können, ohne das Gefühl zu haben, doch eigentlich schneller unterwegs sein zu müssen. Es macht Spaß, an der Ampel auch mal Protzer „stehen zu lassen" oder auf der Autobahn selbst bei hohen Geschwindigkeiten noch ausreichend Durchzugsvermögen zu haben, um in jeder Situation sicher überholen zu können. Wenn dann auch im Inneren des Autos der kernige Sound der acht Zylinder und 550 PS zu hören ist, macht das Fahren noch mehr Spaß. Außerhalb von Beschleunigungsphasen gleiten wir dahin und hören nur, wie der Wind um den Wagen streicht.
Was wir nicht ausprobiert haben, ist die Geländegängigkeit des DBX. Aber den technischen Angaben entsprechend hat er eine Wattiefe von immerhin 50 Zentimetern. Das heißt, dass man mit diesem Tausendsassa auch flache Flussläufe durchqueren könnte. Er ist eben Sportwagen für alle Fälle.
Sportlich, aber dezent zurückhaltend
Die Linien des Aston Martin zeugen von Sportlichkeit und Kraft, halten sich aber dabei dezent zurück. Aufgefallen sind wir mit dem Wagen allerdings überall. Am Hamburger Fischmarkt haben wir ein paar Fotos geschossen, und die kleinen Jungs einer Familie, die an uns vorbeikam, blieben im wahrsten Sinne des Wortes mit offenen Mündern stehen und hauchten ehrfürchtig: „Oh, ein Aston Martin!" Die Eltern hingegen wünschten uns fröhlich „Viel Spaß mit dem Auto!"
Nicht immer sind die Reaktionen so entgegenkommend. Als wir am Hamburger Flughafen in ein Parkhaus einfahren wollen, um auf dem obersten Deck Fotos zu machen, die das Flugfeld als Hintergrund haben, hält uns ein Mitarbeiter auf. Was wir denn dort wollten, fragt er. Als wir es ihm sagen, muss er den „Chef" holen. Der sagt uns umgehend, dass wir auf das obere Deck fahren können, wenn wir ihm 750 Euro dafür zahlen würden. Ein Angebot, das für uns gar nicht infrage kommt.
Erfreulicherweise ist dies die einzige Begegnung dieser Art. Überall sonst bringt man uns freundliches Interesse und bewundernde Blicke entgegen. Das liegt sicherlich auch daran, dass es Aston Martin gelungen ist, sein Konzept von Sportwagen eins zu eins auf den Aston Martin DBX zu übertragen. Die Formensprache ist eindeutig. Die Sportlichkeit steht außer Frage. Der Luxus ist allgegenwärtig, aber dezent und zurückhaltend. Der Sound ist unverkennbar von Aston Martin, und wir hoffen, dass das auch noch lange so bleibt.
Wenn wir uns dieses wunderschöne Auto leisten könnten, wäre es für uns die erste Wahl, denn es vereint Familienfreundlichkeit und gute Transportmöglichkeiten mit Sportlichkeit und angenehmer Exklusivität.