Unsere persönliche Bilanz für 2022 ist von vielen Negativerlebnissen geprägt
Wenn 2022 sich jetzt dem Ende zuneigt, können wir nur stöhnen: War das ein übles Jahr! Das begann schon am Neujahrstag, der arbeitnehmerfeindlich auf einen Samstag fiel. Wenige Tage später fieberten wir dann vergebens mit den deutschen Skisprung-Adlern mit, die es erneut nicht zum Vierschanzentournee-Gesamtsieg schafften. Als wäre das nicht sportliches Fiasko genug, zogen wir uns kurz danach im Fitnessstudio noch eine kleine Muskelzerrung zu, um die wir das übliche große Aufhebens machten, ohne dass unsere Lieben darüber auch nur eine einzige Träne verdrückt hätten.
Unsere Hoffnung, der Januar könnte einen gelungenen Jahresauftakt bedeuten, starb endgültig, als am 31. das Sturmtief Nadja in unserem Garten zwei teure Edelbäume umpustete. Im Februar fiel uns dann beim Geschirrspülen auch noch die Lieblings-Sammeltasse unserer Frau zu Boden, was uns zwei Monate lang nicht nur böse Blicke einbrachte. Das daraufhin erteilte dreiwöchige Spülverbot gehörte zu den wenigen Highlights des jungen Jahres. Vielleicht war es ja der eheliche Liebesentzug, der uns so zur automobilen Raserei brachte, dass wir mit unverantwortlichen 33 Kilometer pro Stunde durch die 30er-Zone gebrettert sind und 15 Euro löhnen mussten.
Wir waren dadurch so am Boden zerstört, dass wir im Februar sowohl den Tag der männlichen Körperpflege als auch den Welttag der Hülsenfrüchte verpassten. Leider fiel auch unserer sehnlichst erwarteter Fastnachtsball aus. Dabei hatten wir uns so darauf gefreut, endlich mal wieder Menschen mit schönen Masken zu sehen.
Als im März dann unser liebevoll aufgepäppelter Blühstrauch den Austrieb verweigerte und zugrunde ging, war unsere Stimmung eigentlich schon auf dem Nullpunkt. Mit einem unangekündigten Besuch einiger Verwandter nahm im April das verhexte Jahr 2022 seinen unrühmlichen Fortgang, auch wenn wir durch demonstrativ wortloses FORUM-Dauerlesen eine Übernachtung der Besucher gerade noch abwenden konnten. Dass dann fünf bis dahin gute Freunde unseren Geburtstag vergaßen und ein paar andere unseren Weinbestand gnadenlos dezimierten, erfüllte uns mit einer bis dato unbekannten Traurigkeit, weil wir nun wochenlang auf dem Trockenen sitzen mussten.
Ebenso leer wie unser Weinregal blieb dann im Mai wieder das deutsche Punktekonto beim geliebten Eurovision Song Contest, und unser Traum von einem stolzen vorletzten Platz war dahin. Dann kam ein lähmender Hitze-Sommer, der uns so manche Freude verdarb. So konnten wir wegen unseres verdörrten Rasens den Nachbarn im Juli und August nicht ein einziges Mal mit unserem Rasenmäher durch den Mittagsschlaf begleiten. Als wir an einem nicht ganz so tropischen Sommertag eine Fahrradtour unternahmen, ereilte uns erwartungsgemäß nach wenigen Kilometern mitten im Wald eine Reifenpanne. Natürlich hatten wir weder Flickzeug noch Handy dabei! Der schöne Blick in die Natur konnte uns da beim Radschieben den fünf Kilometer langen Heimweg nicht wirklich versüßen.
Eine Woche später suchten wir dann etwas Erfrischung in einem Strandbad, mussten nach halbstündigem Aufblasen der Luftmatratze aber frustriert feststellen, dass diese ein Leck hatte: Erneut waren wir auf dem harten Boden der 2022er-Tatsachen gelandet. Kein Wunder, dass im Herbst auch die erhoffte Gehaltserhöhung ausblieb und uns zu guter Letzt im November auf dem Supermarktparkplatz jemand den Kotflügel geschrammt hat und danach getürmt ist. Das „Pleiten-Pech-und-Pannen-Jahr“ 2022 setzte sich auch beim Martinsumzug fort, wo wir beim alljährlichen Kampf um die Zuckerbrezeln erstmals leer ausgingen, weil uns ein übermotivierter Fünfjähriger das letzte Exemplar vor der Nase weggeschnappt hat.
Zu allem Übel sorgte jetzt auch noch unsere Nationalelf mit ihrem frühen Ausscheiden bei der Fußball-WM für „Katar-Stimmung“. Wenn jetzt auch noch unser langgehegter Weihnachtswunsch unerfüllt bleibt, werden wir das Jahr endgültig abhaken. Diese ganz persönliche Rückschau darf aber nicht verallgemeinert werden. Denn zum Glück ist ja 2022 sonst nicht viel Schlimmes passiert!