Es dauert lang, bis im neuen „Asterix“-Band geprügelt wird – sehr lang. „Die weiße Iris“ ist Band Nummer 40 und stellt aktuelle Fragen, lässt Lesern aber Freiraum, sie selbst zu beantworten. Darf man sich nicht mal mehr richtig prügeln? Ist kuschelige Wohlfühl-Wokeness der richtige Weg? Ist Kritikfähigkeit nicht mehr gewünscht? Ist das kleine gallische Dorf protektionistisch oder anti-imperialistisch?
In das gallische Dorf, das unbeugsam Widerstand leistet, kommt Bewegung, als Visusversus die Szene betritt. Der charmante und durchtriebene Arzt hat Cäsar zu einem Experiment überredet. Er möchte den von den ständigen Scharmützeln ausgemergelten Legionären beibringen, positiv zu denken, um neue Kraft im Kampf gegen Asterix, Obelix und alle Dorfbewohner zu sammeln. Gleichzeitig infiltriert Visusversus das Dorf – aber auf nette Art. Indem er als Coach Sprache neu denkt, löst er bestehende Konflikte auf. Fischhändler Verleihnix verkauft selbst geangelten Fisch mit gesunden Spurenelementen aus der Region und Schmied Automatix erzeugt mit Hammer und Amboss positive Schwingungen. Sogar Barde Troubadix darf unbehelligt singen. Doch als Visusversus mit Gutemine, der Frau von Häuptling Majestix, durchbrennen will, da sie einen Freskenwechsel benötigt, reicht es Asterix und Obelix. Das dynamische Duo nebst Idefix und ihrem Zaubertrank mixenden Druiden Miraculix sehen, dass die allzu sehr in Watte gepackte Sprache die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Römern deutlich gen Null senkt.
Der Band ist der erste mit dem neuen Texter Fabrice Caro, bekannt als Fabcaro, der die Geschichte mit viel Wortwitz sowie zahlreichen Querverweisen auf die Popkultur flott erzählt. Die Zeichnungen von Didier Conrad, der seit Band 35 die bunte Feder schwingt, sind auf gewohnt hohem Niveau. Eingefleischte Fans des widerborstigen Rabauken Asterix zählen „Die weiße Iris“ bereits zu den besten Ausgaben überhaupt. Fest steht: Band 40 ist ein kurzweiliges Vergnügen mit tollen neuen Figuren – und am Ende wird wieder zum Bankett geladen.