Joachim „Jo“ Deckarm, seinerzeit der beste Handballspieler der Welt, feiert am 19. Januar seinen 70. Geburtstag. Zu seinen Ehren wird es in der nach ihm benannten Saarbrücker Sporthalle ein hochkarätiges All-Star-Spiel geben.
Er ist der Handballer des Saarlandes, wenn nicht sogar Deutschlands. Der Jahrhundert-Handballer, der mit einem so unglaublichen Talent gesegnet war und auf so tragische Weise seine Karriere beenden musste: Joachim Deckarm.
Sein früherer Bundestrainer Vlado Stenzel bezeichnete den in Saarbrücken geborenen Rechtshänder als „komplettesten Spieler wahrscheinlich aller Zeiten“. Anlässlich seines 70. Geburtstages veranstaltet der Handball-Verband Saar (HVS) am Donnerstag, 25. Januar, in der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle einen „Tag des Handballs“. Im Zentrum steht das Spiel einer hochkarätigen Saarauswahl, den Saar-All- Stars, gegen die Handball-All-Stars zu Deckarms Ehren (Anpfiff: 20.15 Uhr), das live im SR-Fernsehen übertragen wird.
Dreimal Deutscher Handballmeister
Joachim „Jo“ Deckarm wurde mit dem VfL Gummersbach dreimal Deutscher Handballmeister und zweimal Europacupsieger. Zudem absolvierte er 104 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft, mit der er die Handball-Weltmeisterschaft 1978 gewann. In einem Europacup-Spiel im März 1979 erlitt er beim Sturz nach einem Zusammenstoß mit einem anderen Spieler ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, in dessen Folge er monatelang im Koma lag und bis heute auf Hilfe angewiesen ist. Seit einiger Zeit lebt der gebürtige Saarländer in einem Pflegeheim in Gummersbach, wo er nicht nur sehr gut versorgt wird, sondern auch regelmäßig Besuch von Freunden und ehemaligen Mitspielern empfängt – zum gemeinsamen Schachspielen oder Fachsimpeln.
Der Weltmeister von 2007, Christian Schwarzer, bildet zusammen mit HVS-Präsident Christoph Rehlinger, Vizepräsident Christoph Schacht und Ehrenpräsident Hans Joachim Müller das Orga-Team der Veranstaltung. „Wir haben uns vor einem guten Jahr mal zusammengesetzt und uns ein paar Gedanken über die 75-Jahr-Feierlichkeiten des HV Saar gemacht“, erinnert sich „Blacky“. „Dann kam uns die Idee, diese mit einem All-Star-Spiel zum 70. Geburtstag von Joachim im Januar abzuschließen. Diese Spiele kamen bisher immer sehr gut an und die Leute würden sich sicher darüber freuen.“ Am liebsten hätten alle Beteiligten das Spiel am Tag von Deckarms Geburtstag angesetzt, also dem 19. Januar. Allerdings läuft zu dieser Zeit noch die Europameisterschaft der Männer, was mit einem Spielverbot für derartige Veranstaltungen verbunden ist. „Deshalb haben wir uns auf den Donnerstag vor den Halbfinals geeinigt, also den 25. Januar 2024“, erklärt Schwarzer, der sich fortan um die Zusammenstellung der Teams kümmerte.
„Mit den Handball-All-Stars sind wir ja ohnehin immer mal wieder unterwegs, und da haben auch gleich alle gesagt, dass sie die Idee gut finden und gerne dabei wären“, berichtet Schwarzer, der für diese Mannschaft aus Nationalmannschafts- und Bundesligaspielern auch selbst aufs Feld gehen wird. Unter Anweisungen der Trainer Heiner Brand und Michael Biegler und an der Seite von Größen wie Henning Fritz, Carlos Lima, Max Ramota, Christian Ramota, Oliver Köhrmann, Steffen Weber, Nils Lehmann, Markus Baur, Michael Krieter, Michael Spatz und Manuel Späth. In ähnlicher Konstellation waren die früheren Nationalspieler auch schon anlässlich des 60. Geburtstag von Joachim Deckarm an gleicher Stelle zu Gast, und auch 20 Jahre nach dem Ende des TV Niederwürzbach kam die Truppe 2019 in Homburg zusammen.
„Wir haben eine bunte Mischung“
Ihr Gegner, die Saar-All-Stars, setzt sich aus Schwarzers früheren Mannschaftskameraden beim TV Niederwürzbach zusammen: Jürgen Hartz, Andrej Lawrow, Jens und Peter Sieberger, Matthias Schmidt, Dirk Grundel und Michael Rocksien. Hinzu kommen jüngere und teils aktive Handballer wie Jerome Müller (HBW Balingen-Weilstetten/1. Liga), Tim Schaller, Marc-Robin Eisel und Kian Schwarzer (alle Eulen Ludwigshafen/2. Liga), Darius Jonczyk und Lars Weissgerber (beide HG Saarlouis/3. Liga), Yves Kunkel (TV Homburg/3. Liga) und Philipp Hammann (SV 64 Zweibrücken/Oberliga) sowie Daniel Fontaine, Daniel Altmeyer und Sven-Malte Hoffmann (je Karriere beendet, Ex-HG Saarlouis).
„Ich freue mich sehr, dass auch Amelie Berger (HSG Bensheim/Auerbach/1. Liga) und Johanna Brennauer (ESV 1927 Regensburg/2. Liga) ihr Kommen zugesagt haben. Amelie ist ja unsere saarländische Nationalspielerin, die gerade bei der Frauen-WM im Einsatz ist. Auch, wenn sie wahrscheinlich nicht mitspielen darf, möchte sie gern vorbeikommen“, sagt Christian Schwarzer, der weitere saarländische Bundesliga-Frauen angefragt hat, darunter Elisa Burkholder (1. FSV Mainz 05/2. Liga) und Lea Schuhknecht (TG Nürtingen/2. Liga). Die beiden männlichen Erstliga-Profis Peter Walz und Marko Grgic von ThSV Eisenach sowie der ehemalige TVN-Trainer Jörn-Uwe Lommel haben zugesagt. Eine Zusage des früheren Niederwürzbacher Publikumslieblings Staffan Olsson steht noch im Raum. Als Nationaltrainer der Niederlande ist der Schwede bei der EM im Einsatz. Sollte es sein Team nicht bis ins Halbfinale schaffen, lässt sich der 59-Jährige die Teilnahme nicht nehmen. Als Trainer betreut ein Trio aus Philipp Kessler, Dirk Mathis und Steffen Ecker die Saar-Auswahl. „Wir haben eine bunte Mischung, das wird fantastisch“, freut sich Schwarzer.
Ähnlich sieht es die saarländische Handball-Familie, die dem Spiel gern beiwohnen wollte. „Uns fehlt im Saarland halt leider eine tolle Multifunktionshalle, in der vier-, fünftausend Zuschauer Platz finden. So eine hätten wir sicher auch vollgekriegt, diese Halle ist nach ihm benannt, es ist seine Halle mitten in Saarbrücken“, sagt Schwarzer. Gegen die größere Saarlandhalle sprach demnach der Kosten-Nutzenfaktor. „Da war uns eine kleinere, dafür rappelvolle Halle lieber als eine große, bei der am Ende zu wenig für den guten Zweck übrig bleibt“, erklärt Schwarzer und erklärt: „Dabei ist es Joachim wichtig, dass wir nicht nur seinen Fonds auf dem Schirm haben, sondern auch andere Projekte. Und das werden wir auch so tun.“
Deckarm selbst geht es derzeit „den Umständen entsprechend gut. Wie es im Januar aussieht, können wir natürlich jetzt noch nicht sagen. Aber es ist alles vorbereitet: Die Unterkunft ist – wie von ihm gewünscht – für drei Übernachtungen gebucht, aber wir haben auch einen Plan B und auch einen Plan C in der Tasche“, stellt Schwarzer klar: „Das Beste und Schönste wäre aber Plan A, also dass Joachim selbst in der Halle dabei ist. Er soll seinen Geburtstag und das Spiel genießen und hier eine schöne Zeit haben.“