Mit gerade 31 Jahren wurde Deborah Rothe Chefin der Internationalen Tourismusbörse in Berlin, der weltweit größten Reisemesse. Im Gespräch entpuppt sich die Berlinerin als Kennerin der Mark Brandenburg.
Palmen in der Karibik, Polarlichter in Skandinavien oder Polka-Festival in Polen: Reiseziele gibt es viele. Doch überall kann man in einem Menschenleben nicht sein. Da hilft die Internationale Tourismus-Börse (ITB), Prioritäten zu setzen. Zwar ist die weltweit größte Reisemesse mittlerweile ein Event für die Branche selbst (Publikum hat keinen Zutritt mehr). Doch Hoteliers und andere touristische Dienstleister kreieren hier maßgeschneiderte Offerten für uns Urlauber. Reiseweltmeister sind die Deutschen schließlich noch immer.
Eine, die nicht nur privat, sondern auch dienstbedingt viel rumkommt, ist Deborah Rothe. Mit gerade mal 31 Jahren wurde sie Anfang 2023 Direktorin der ITB. Zwar gilt sie auch im internationalen Maßstab als ungewöhnlich junge Chefin, dennoch scheint ihr Karrieresprung folgerichtig. Bereits 2014 stieg sie nach erfolgreichem Studium (Messe, Kongress- und Eventmanagement) an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg bei der Messe Berlin ein. Ihr Organisationstalent habe sie schon früh in der Schule bemerkt. „Ich mag es, zu organisieren und zu planen“, lächelt die waschechte Berlinerin, der Reisen anscheinend im Blut liegt.
„Ich bin ein Freund von Lösungen“
„Ich bin gern unterwegs. Nicht nur dienstlich, auch privat. Zwar buche ich oft kurzfristig, bleibe aber länger, um Menschen kennenzulernen und in andere Kulturen einzutauchen. Auch Kulinarik spielt natürlich eine Rolle“, so die Gesprächspartnerin an ihrem Dienstsitz am Berliner Messedamm. Zu ihren Reise-Favoriten zählen Kanada, die Kanaren und diverse Destinationen in Asien. „In der Aufzählung darf natürlich die Ostsee nicht fehlen“, erklärt die Chefin von 20 ITB-Mitarbeitern. Insbesondere Rügen (vor allem Binz) und Usedom hätten es ihr angetan.
Eine der nächsten Touren ist aber eine Dienstreise und führt sie in den Oman. Und da kommt das Gespräch wieder auf die ITB, auf der der Golf-Staat 2024 offizielles Gastland ist. Der Oman habe viel in seine touristische Infrastruktur gesteckt und heiße Gäste willkommen: „Auf Besucher warten tolle Kulturerlebnisse, die sehenswerte Hauptstadt Maskat und eine schöne Küste“, wirbt Deborah Rothe für den Wüstenstaat auf der Arabischen Halbinsel.
Doch bei der Entwicklung neuer Reiseziele stellt sich auch die Frage, wie die Branche dem Klimawandel Rechnung trägt. Flüge müssten doch eigentlich reduziert und der touristische Ausbau zurückgefahren werden. „Ich bin ein Freund von Lösungen und kein Bedenkenträger. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor weltweit. Er schafft und sichert Arbeitsplätze und bringt Wohlstand“, argumentiert Deborah Rothe.
Doch was für den Tourismus gut sein mag, ist es nicht fürs Klima. Oder etwas lax ausgedrückt: Der globalen Erwärmung ist es egal, ob das Reisebusiness für die Wirtschaft wichtig ist – sie geht unaufhaltsam weiter. Deborah Rothe verweist bei dem Thema auf nachhaltiges Reisen, auf das sich immer mehr Anbieter einstellen würden, sowie auf Kompensationsmaßnahmen für Flüge. Verbindliche Festlegungen gibt es hierfür allerdings kaum.
Aufgewachsen ist die gebürtige Berlinerin im Neuköllner Stadtteil Britz. Heute lebt sie immer noch im Süden der Stadt, jedoch weiter westlich, in Zehlendorf, wie zu erfahren ist. „Berlin ist zu 100 Prozent meine Stadt. Ich liebe an ihr Vielfalt, Offenheit und dass sie sich ständig wandelt.“ Britz sei sie aber treu geblieben. Regelmäßig besuche sie unter anderem den Britzer Garten.
„Mein zweites Zuhause ist der Wannsee“
„Mein zweites Zuhause ist heute der Wannsee. Sowohl das Drumherum als auch das Wasser gefallen mir. Mit meinem Lebenspartner segle ich hier gern.“ Bei der Plauderei über Wannsee und angrenzende Gewässer kommt die Unterhaltung fast zwangsläufig aufs Berliner Umland beziehungsweise Brandenburg. Deborah Rothe entpuppt sich dabei als wahre Kennerin der Mark. „Wir sind unter anderem gern auf dem Rad unterwegs: an Havel und Schwielowsee entlang Richtung Werder, über Caputh und Ferch. Einfach herrlich“, schwärmt die Ausflüglerin.
Auch Bad Saarow und der Scharmützelsee seien ihr vertraut. Nicht erst einmal besuchte die ITB-Chefin den eigenen Worten nach den Weihnachtsmarkt Beeskow. Neben Burg und schickem Marktplatz biete die Kreisstadt auch das älteste Haus der östlichen Mark. „Einer meiner ersten Ausflüge mit den Eltern ging übrigens in den Spreewald, natürlich mit Bootstour und Senfgurke. Eine Senfgurke geht ja immer und im Spreewald sind sie am leckersten!“
Auch auf der ITB (vom 5. bis zum 7. März) müsse sich Brandenburg nicht verstecken. Immerhin sei die Mark eins der seenreichsten und grünsten Bundesländer Deutschlands und das östlich von Berlin gelegene Seenland Oder-Spree sogar die seenreichste Reiseregion Ostdeutschlands. Themen-Schwerpunkte der diesjährigen Reisemesse (2024) seien Nachhaltigkeit und Digitalisierung.