Hier schmeckt das Brot noch so, wie ein Brot eigentlich schmecken soll. In der „Dorfbäckerei Ackermann“ in Bliesmengen-Bolchen wird echtes Bäckerhandwerk gelebt. Das merkt man – finden auch das Deutsche Brotinstitut und selbst Starkoch Johann Lafer.
Die „Dorfbäckerei Ackermann“ liegt in Bliesmengen-Bolchen im Biosphärenreservat Bliesgau, einer der schönsten Regionen des Saarlandes. Seit Sommer 2023 darf sie sich mit dem Titel „Schönster Ort des Saarlandes“ schmücken. Diesen Titel errang die Gemeinde bereits zum zweiten Mal, erstmals 1964. Das Dorf grenzt auf deutscher Seite an die Gemeinde Kleinblittersdorf und auf französischer Seite an die Gemeinde Blies-Guersviller. Seit 1990 verbindet die Fährmannsbrücke den Ort mit dem französischen Blies-Schweyen.
Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Bei meinem Aufenthalt an einem Donnerstagmorgen in der Bäckerei reißt der Besucherstrom nicht ab. Alle wollen das Brot von „Ackermann“ und das kann ich gut verstehen. Denn mit Auszeichnungen kennt man sich hier aus. Sie sind hier zu Recht stolz auf die sehr gute Qualität ihrer Backspezialitäten. Um diese Qualität konstant zu erhalten und weiterzuentwickeln, nimmt die „Dorfbäckerei Ackermann“ seit vielen Jahren auf freiwilliger Basis an den Qualitätsprüfungen des Deutschen Brotinstituts teil. Das Deutsche Brotinstitut ist mit mehr als 20.000 Brotprüfungen jährlich das führende Prüfinstitut für Brotqualität in Deutschland. Die Prüfungen werden von hochqualifizierten Sachverständigen nach DLG-Kriterien durchgeführt. Die „Ackermänner“ freuen sich dabei besonders, dass viele ihrer Backwaren mit „Gold“ ausgezeichnet wurden. Denn sie haben drei Jahre in Folge mit der höchsten Bewertung den Nachweis für konstante Topqualität erhalten.
Aufgenommen in Lafers „Brotbibel“
Doch damit nicht genug. „Unsere Brotbibel“ heißt das neue Brotbackbuch von Starkoch Johann Lafer, das er gemeinsam mit dem Brotexperten Bernd Kütscher verfasst hat. Mit dabei sind 44 ausgewählte Bäckermeister und Bäckermeisterinnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol, die Johann Lafer auf dem Buchcover als „die Besten“ bezeichnet. Sie werden im Buch portraitiert und steuern jeweils ein besonderes Brotrezept aus ihrem Sortiment bei.
Mit dabei sind auch als einzige Saarländer die Bäckermeister Albrecht und Reinhard Ackermann von der „Dorfbäckerei Ackermann“ aus Bliesmengen-Bolchen, deren Baguette „Tradition“ im Buch zu finden ist. Die Präsentation des Backbuches fand Ende Oktober vorigen Jahres im Forum auf der Fachmesse iba in München statt, die als Weltleitmesse der Backbranche gilt. Albrecht und Reinhard Ackermann waren mit auf der Bühne und freuten sich über die Zusammenarbeit mit dem Starkoch: „Es war für uns eine große Ehre, von Johann Lafer ausgewählt zu werden und zu seinem Buch beitragen zu dürfen. Das Backbuch ehrt das deutsche Bäckerhandwerk und seine Vielfalt“, betonen die beiden. „Unsere Brotbibel“, die bei Gräfe und Unzer erschienen ist, richtet sich an Hobbybäcker und brotbegeisterte Verbraucher. Das Buch ist jetzt überall im Buchhandel erhältlich – und auch in der „Dorfbäckerei Ackermann“.
In der Bäckerei suchen wir uns zuerst einmal ein ruhiges Plätzchen, denn vorne herrscht durchgehend Betrieb. Meine Gesprächspartner sind Albrecht und Reinhard Ackermann sowie Schwiegersohn Steffen Weigel. Die drei erzählen, dass die Bäckerei bereits 1930 eröffnet wurde und zwar von Oskar und Sofie Ackermann. 1955 absolvierte Hermann Ackermann, der älteste Sohn der beiden, in Saarbrücken seine Meisterprüfung. 1964 übernahm er dann mit seiner Frau Rosa die Dorfbäckerei. Ab 1979 stiegen die beiden Söhne Albrecht und Reinhard in den Betrieb ein.
In den fünf Jahren nach ihrem Einstieg sammelten sie zunächst wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Betrieben im In- und Ausland. Albrecht Ackermann arbeitete in München und Oberammergau sowie in der Schweiz, in Arosa und Saas Fee. Auch Reinhard Ackermann arbeitete in der Schweiz, und zwar in Interlaken und Arosa.
Gearbeitet wird nur mit Sauerteig
1982 absolvierten Albrecht Ackermann in Hannover und Reinhold in Saarbrücken die Meisterprüfung. 1995 machten beide ihren Betriebswirt und übernahmen 1998 den Betrieb. 2015 erhielt Hermann Ackermann seinen Diamantenen Meisterbrief. Zudem wurde der Verkaufsraum komplett umgebaut und um einen Steinbackofen erweitert.
Seit 2016 sind auch Anna Weigel, geborene Ackermann, die Tochter von Reinhard Ackermann, und ihr Ehemann Steffen Weigel im Familienbetrieb aktiv und betreuen insbesondere den Bereich Brotversand. 2018 erhielten Rosa und Hermann Ackermann den in diesem Jahr erstmals vom Brotinstitut verliehenen „Preis für das Lebenswerk“ als besondere Persönlichkeiten des Bäckerhandwerks.
Wir unterhalten uns lange anlässlich meines Besuchs, denn ich möchte wissen, was sie anders machen und warum sie so erfolgreich sind?
„Das hat viele Faktoren“, erklärt Reinhard Ackermann. „Grundsätzlich versuchen wir immer, unser Bestes zu geben. Wir haben ganz bewusst nie Filialen gegründet, sondern sind die kleine Dorfbäckerei geblieben. Uns ist der persönliche Kontakt zu unseren Kunden sehr wichtig“, betont er. „Und wir haben die richtigen Backwaren. Viel Hefekuchen, die ,Ackermänner‘, unsere Weck, und ,Oskar‘, unser Dinkelmischbrot. Es gibt auch Marmorkuchen und Käsekuchen, aber keine Torten.“
Diese Qualität und der persönliche Kontakt haben über die Jahre dazu geführt, dass viele Kunden von weit herkommen. Sogar aus dem Nordsaarland, aus Rheinland-Pfalz oder Saarbrücken. Und nicht selten nehmen diese auch noch für ihre Nachbarn etwas mit. Außerdem kommen viele Kunden aus Frankreich, die dieses deutsche Brot lieben. Während wir zusammensitzen, höre ich, wie eine Mitarbeiterin auf Französisch eine telefonische Bestellung annimmt und erfahre, dass die Bäckerei auch Französinnen beschäftigt.
Natürlich wird hier noch ausschließlich mit Sauerteig gearbeitet. Täglich wird der Sauerteig angesetzt und am nächsten Tag verarbeitet. Das hat gleich zwei Vorteile: Zum einen schmeckt Sauerteigbrot deutlich besser als industriell hergestelltes und vor allem halten sich Sauerteigbrote deutlich länger als diese.Schließlich ist der Geschmack der Brote der Grundpfeiler des Erfolges. Durch die lange Teigführung werden die Brote nicht nur schmackhafter, sondern auch bekömmlicher. Eiweiße und Zucker, die vielen Menschen bei der Verdauung Probleme bereiten, werden so abgebaut. Deshalb treten diese Probleme bei Industriebroten deutlich häufiger auf.
Seit Jahrzehnten nachhaltig
Das Angebot der „Dorfbäckerei Ackermann“ ist sehr groß, da muss jeder Kunde selbst seinen Favoriten finden. In der Grillsaison werden auch Brote, die speziell dafür geeignet sind, gebacken. Etwa Foccacia Amore oder Pane Zeus mit Feta und Peperoni. Oder Toskana mit italienischen Kräutern und getrockneten Tomaten. Ebenfalls für die Grillsaison gibt es Burger- und Hotdog-Brötchen. Und vieles mehr.
Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor bei den Überlegungen der „Ackermänner“. Albrecht und Reinhard bearbeiten dieses Thema schon seit Jahren. Auf der Bäckerei ist eine große Photovoltaik-Anlage installiert. „Schon seit Jahrzehnten setzen wir auf Nachhaltigkeit“, erklärt Reinhard Ackermann. „Wir haben auch eine Solaranlage fürs warme Wasser und eine Wärmerückgewinnung für unsere Öfen. Wie wir arbeiten, trägt auch dazu bei. Wir backen den ganzen Tag und können so jederzeit auf Wünsche der Kunden flexibel reagieren.“
Natürlich beziehen sie ihr Mehl aus der Region. Und auch mit dem französischen Dreikönigskuchen „Galette des Rois“, der traditionell am 6. Januar, dem Dreikönigstag, genossen wird, konnten sich die Kunden hier eindecken. In der „Dorfbäckerei Ackermann“ herrscht eben eine deutsch-französische Kultur.
Baguette „Tradition“, die „Ackermänner“ und „Oskar“, das Dinkelmischbrot, landen natürlich bei meinem Besuch im Korb. Schließlich will ich die Backwaren nicht nur vor Ort, sondern auch Zuhause genießen. Und ich kann nur sagen: Alles schmeckt hervorragend.