Wir hätten da mal gerne ein Problem, sagt der Kabarettist und stellt uns vor die Frage, was an dem Satz eigentlich alles falsch ist. EIN Problem – schön wär’s! Wir scheitern ja schon daran, einigermaßen alle Probleme aufzuzählen, und dann auch noch in der richtigen Reihenfolge. Vielleicht würde sich das ein wenig reduzieren, wenn hinter zumindest ziemlich vielem davon so etwas wie ein gemeinsames Kernproblem stecken würde, über das wir uns dann hermachen könnten.
Bei den Bauernprotesten war viel vom berühmten Tropfen in ein volles Fass die Rede. Ähnliches taucht auf, wenn sich die Akteure im Gesundheitswesen fast wie in einer Selbsthilfegruppe zu einem „Aktionsbündnis“ zusammentun. Wer sich in Vereinen rumtreibt, bekommt Vergleichbares zu hören. Getoppt wird das noch von den unzähligen privaten Erfahrungen.
Es ist zu viel, zu mühsam, zu kraftraubend, durch was wir uns alles durchkämpfen müssen, bevor wir – im günstigen Fall – das tun können, was wir uns eigentlich vorgenommen haben, oder an das kommen, worauf wir ein Anrecht haben. Was sicher meist in guter Absicht erfolgt ist, erstickt uns in so gut wie allen Lebensbereichen.
Nur „die Politik“ dafür zu beschimpfen, dass sie alles regeln will, ist allenfalls die halbe Wahrheit. Es ist auch das Ergebnis davon, dass wir so unendlich oft fordern, dies und jenes und dann das auch noch müsse gefälligst geregelt werden. Gewiss macht einiges Sinn, wenn wir die Klärung von Konflikten via Faustkampf für keine besonders gute Idee halten.
Aber wir brauchen wieder Luft zum Atmen. Was den kleinen Haken hat: Dann müssten wir wieder selbst mehr Verantwortung übernehmen in unseren neuen Freiheiten. Vielleicht nicht bei jeder Kleinigkeit nach dem Chef oder der Chefin rufen, jede Zeugnisnote anfechten, neue Ver- und Gebote (natürlich in bester Absicht) fordern, kurzum, mit ein paar schönen Gewohnheiten sparsamer umgehen.
Das allein löst natürlich kein Problem, könnte aber helfen. Und „der Staat“ wäre dankbar, zumindest so lange, bis alle Akten abgearbeitet sind – und das kann dauern, selbst wenn keine neuen dazu kämen. Neue Tropfen ins Fass gibt es derzeit reichlich.