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WAS MACHT EIGENTLICH...

19 Jahre lang war Beck Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz
Foto: imago / Rainer Unkel

… Kurt Beck?

Als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident und SPD-Bundesvorsitzender wurde er ab 1994 zu einem führenden Kopf der deutschen Sozialdemokratie. Er hat heute viele Ehrenämter inne und hält Vorträge. Am 5. Februar wird er 75 Jahre alt.

Politiker war nie sein Wunschberuf. „Das hat sich damals so ergeben!“, erklärte Kurt Beck 2019 gegenüber „Bild“. Aber heute wäre es immer noch seine erste Wahl, wenn er nochmal wählen dürfte. „Auch wenn ich – durch meine Erfahrungen – einiges anders machen würde!“

Gesellschaftlich engagiert hat Beck sich bereits früh in der christlichen Arbeiterjugend, bevor er wegen des Godesberger Programms und Willy Brandt 1972 in die SPD eintrat. In der Gewerkschaft übernahm Beck schon in jungen Jahren Führungsämter, war in Kommunal- und Landesparlamenten tätig und machte als Oberbürgermeister seiner Heimatgemeinde Steinfeld weitere Karriereschritte, bevor er SPD-Landesvorsitzender, rheinland-pfälzischer Ministerpräsident und schließlich 2006 SPD-Bundesvorsitzender wurde. Als er sich 2008 von seiner Partei bei der Bekanntgabe der Nominierung Frank-Walter Steinmeiers als Kanzlerkandidat übergangen fühlte, trat Beck als SPD-Chef zurück. Mit politischen Rückschlägen und Widersachern hat er heute seinen Frieden gemacht: „Ich habe keine Feinde mehr“, zeigt er sich mit seinem politischen „Ruhestand“ zufrieden.  Als seinen politischen Wunsch fürs nächste Jahrzehnt nennt er auf FORUM-Anfrage: „Die Bereitschaft zum Gespräch unterein­ander, wieder mehr Freude an der demokratischen Auseinandersetzung und am Ringen um eine freiheitliche, gerechte Zukunft“

„Ich habe keine Feinde mehr“

„Ich empfinde mich als einen sehr traditionellen Sozialdemokraten, dem Leistung mehr bedeutet als Herkunft, der Freiheit und Gerechtigkeit für Grundbedingungen menschenwürdigen Lebens hält und der weiß, dass ohne Solidarität, ohne gegenseitige Hilfe und ein soziales Netz die Gesellschaft nicht zusammenhalten kann“, beschreibt Beck sich auf der Webseite der Friedrich-Ebert-Stiftung, die seine Tätigkeit als Vorsitzender als „Glücksfall“ bezeichnet und ihn 2020 zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Beck, inzwischen auch Ehrenvorsitzender der pfälzischen SPD, wurde Ende 2022 anlässlich seiner 50-jährigen Parteimitgliedschaft für sein „prägendes Engagement“ gewürdigt. „Schön, wenn man merkt, dass es ein paar Leute gibt, die bereit sind, sich auf den Weg zu machen und ein solches Jubiläum gemeinsam zu begehen! Das tut gut“, freute Beck sich bei der Feierstunde.

Kurt Beck hat heute viele Ehrenämter inne und hält Vorträge
Kurt Beck hat heute viele Ehrenämter inne und hält Vorträge - Foto: imago images / photothek

Rückblickend ist Beck durchaus bewusst, dass die Politik ihn „vielleicht ein wenig verbraucht hat“. Die Häufung von Entscheidungen, Schlafmangel, mediale Dauer-Beobachtung und der Verzicht auf Privatleben stellten eine sehr hohe Belastung dar. Krank sein und Schwäche zeigen dürfe man da eher nicht. Selbst von ernsten Problemen mit der Bauchspeicheldrüse 2012 und einem kleinen Schlaganfall vor etwa acht Jahren ließ sich Beck nur kurz beeindrucken. Heute hat er noch eine Vielzahl von ehrenamtlichen Verpflichtungen, etwa als Kuratoriumsvorsitzender der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer und der Weinbau-Hochschule in Neustadt oder bei der Stefan-Morsch- sowie der Fritz-Walter-Stiftung. Bei Veranstaltungen der SPD oder der Friedrich-Ebert-Stiftung ist Beck öfter auch bei Vorträgen und Festreden zu hören. 

Zeit zum Entspannen

Gelegentlich äußert Beck sich auch noch zu aktuellen politischen Fragen. Seine SPD müsse immer als Partei der Gerechtigkeit und des sozialen Ausgleichs erkennbar bleiben und auch in einer Koalition zu notwendigen Kompromissen bereit sein, wenn sie in der Regierung mitgestalten will. Große Sorgen bereiten Beck derzeit der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die schrecklichen Ereignisse des Hamas-Überfalls auf Israel und die folgende Krise im Gaza-Streifen: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir – bezogen auf den russischen Überfall – eine solche Kriegssituation in Europa noch mal erleben müssen!“ Innenpolitisch bekümmert Beck die Bereitschaft vieler Menschen, trotz schlimmer deutscher Erfahrungen in den 30er-Jahren, rechtsradikal zu werden. Eine freiheitliche Gesellschaft sei immer darauf angewiesen, dass die Bürgerinnen und Bürger die schwierigen weltpolitischen Situationen und die Herausforderungen, wie Deutschland sie derzeit erlebt, nachvollziehen können. Viele Autokraten machten sich heute mit Erfolg die Hoffnung der Menschen auf einfache Lösungen zunutze: „Umso mehr müssen klare Antworten, gut begründet, den Menschen reale Wege in die Zukunft aufzeigen“ Beck zeigt sich gegenüber FORUM zuversichtlich, „dass es – im Gegensatz zur Situation in der Weimarer Republik – bei uns eine demokratische Verankerung gibt, die uns auf Dauer mehrheitlich von extremistischer Unterwanderung bewahrt!“

Trotz seiner Ehrenämter findet Beck, dessen Tag mit Nachrichtenlektüre und Büroarbeiten beginnt, auch Zeit zum Entspannen. Mit seiner Frau unternimmt er gern Spaziergänge, absolviert gelegentlich ein Fitness-Programm und genießt abends ein Gläschen Wein. 

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