Filmfestival
Politische Bären-Verleihung
Die Berlinale sieht sich auch als ein politisches Festival – und die 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin waren so politisch wie lange nicht mehr. Nicht nur in den Kinosälen prallten unterschiedliche Positionen zum aktuellen Weltgeschehen aufeinander. Bei der Preisverleihung kam es dann zu einem Eklat. Filmemacher äußerten Genozid-Vorwürfe gegenüber Israel wegen des Vorgehens im Gazastreifen, wofür es Applaus aus dem Publikum gab. Das stieß nicht nur in der Politik auf Kritik, für den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner war es eine „untragbare Relativierung“, auch in den sozialen Medien wurde darüber zum Teil kontrovers debattiert. Das Filmfestival und seine neue Leiterin Tricia Tuttle werden eine Menge aufarbeiten müssen.
Die Entscheidungen der internationalen Jury verwunderten Kritik und Publikum. Die mit einem Goldenen Bären für den besten Film ausgezeichnete Dokumentation „Dahomey“ erzählt von der umjubelten Heimkehr geraubter Kunstschätze nach Afrika. Einen Silbernen Bären gab es für „A Traveler‘s Needs“ mit Isabelle Huppert als Französischlehrerin in Korea. Weitere Silberne Bären gingen an die Science-Fiction-Satire „L’ Empire“, an „Pepe“, der tragischen Geschichte eines Nilpferdes, und an Martin Gschlacht für seine Kameraarbeit in „Des Teufels Bad“. Für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle wurde Sebastian Stan in „A Different Man“, für die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle Emily Watson in „Small Things Like These“ geehrt.
Ein Silberner Bär für das beste Drehbuch ging an „Sterben“ von Matthias Glasner. Er hat darin seine eigene Familiengeschichte verarbeitet. Auch im zweiten deutschen Wettbewerbsfilm „In Liebe, Eure Hilde“ von Andreas Dresen steht am Ende der Tod. Hans und Hilde Coppi gehörten zur Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ und wurden 1943 hingerichtet. „Sterben“ kommt ab 25. April ins Kino, „In Liebe, Eure Hilde“ ist ab 17. Oktober im Kino zu sehen.
Kulturverführung vom 1. März 2024
Ausstellung: Den meisten ist Sharon Stone als Filmstar beispielsweise aus „Basic Instinct“ oder „Total Recall“ bekannt, dabei hat sie Kreatives Schreiben und Kunstgeschichte studiert. Und sie malt seit ihrer Kindheit, hat – wie sie sagt – den Pinsel in der Coronazeit wieder in die Hand genommen, arbeitet bis zu 17 Stunden am Tag an neuen Bildern. Zwölf ihrer abstrakten Gemälde sind nun das erste Mal außerhalb der USA zu sehen: bis 18. Mai in der Galerie Deschler. Die Ausstellung „Sharon Stone: Totem“ entstand in Zusammenarbeit mit Cinema for Peace. Galerie Deschler, Auguststraße 61, 10117 Berlin, Dienstag bis Freitag von 11–18 Uhr, Samstag von 12–18 Uhr.
Musical: „Six – The Musical“ über die sechs Frauen des Henry VIII. kommt auf seiner Welttournee vom 12. bis zum 24. März in den Admiralspalast. London und New York hat die Show bereits im Sturm erobert und wurde mehrfach international ausgezeichnet. Jetzt ist die britische Originalproduktion zu Gast in Berlin. Gewaltige Popsongs, die Lust zum Mittanzen machen, holen Katharina von Aragon, Anne Boleyn, Jane Seymour, Anna von Kleve, Catherine Parr und Catherine Howard ins 21. Jahrhundert. Die royalste Girlgroup aller Zeiten erzählt Geschichten über Liebe, Verlust und Tod, jede von ihnen inspiriert von einer modernen Pop-Ikone. Admiralspalast Berlin, Friedrichstraße 101, 10117 Berlin, Infos zu Terminen und Tickets: www.admiralspalast.theater.
Kunstaktion: Bis 31. März werden täglich von 18 bis 1 Uhr von der denkmalgeschützten alten Verkehrskanzel Kurfürstendamm/Ecke Joachimsthaler Straße Video-Zeichnungen auf den Gehweg am Ku’damm projiziert. Die Berliner Künstlerin Betina Kuntzsch will unter dem Titel „Signale. Ein Zeichenfeld“ einen Einblick geben „in eine abstrakte, gezeichnete, animierte Stadtlandschaft unter dem Pflaster“. Passanten können auf die Projektionsfläche schauen oder sich über sie bewegen und selbst Teil der Projektion werden. Die Aktion ist eine Kooperation mit der Kommunalen Galerie Berlin. www.kommunalegalerie-berlin.de.
Festival: Mehr als 30 Künstlerinnen präsentieren vom 8. bis zum 10. März ihre Arbeiten beim „Power of Female Art Festival“ auf dem Teufelsberg. Das besondere Kunstfestival zum Weltfrauentag vereint Streetart, Musik und Entertainment. Beim Live-Painting kann man die Magie von Streetart an den Wänden der ehemaligen Militäranlage erleben. Ein Kunsthandwerksmarkt mit Handgefertigtem bietet Gelegenheit, die Kreativität lokaler Künstlerinnen zu unterstützen. Täglich gibt es Workshops, Live-Musik und ein Bühnenprogramm mit Comedy, Poesie und Literatur. Und für die gastronomische Versorgung gibt’s Köstlichkeiten von ausgewählten Foodtrucks. Teufelsberg, Teufelsseechaussee 10, 14193 Berlin, Infos zu Öffnungszeiten, Tickets und Führungen: www.teufelsberg-berlin.de. Regina Friedrich