Der Unternehmer Jérôme Feys (32), Geschäftsführer der Berliner Vescape GmbH, über Start-ups in Deutschland und Frankreich, Businesspläne und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
Die Vescape GmbH wurde 2011 von dem Franzosen Jérôme Feys und seinem Jugendfreund Jean-Baptiste Molle in Berlin gegründet. Feys war von Paris in die deutsche Hauptstadt gegangen, um sein Management-Studium abzuschließen und seine Deutschkenntnisse zu verbessern; Molle machte zu dieser Zeit seinen Abschluss an der London School of Economics. Gemeinsam entschieden die beiden Freunde, dass Berlin aufgrund der niedrigeren Mieten und der öffentlichen Förderungsmöglichkeiten der bessere Standort für ihr Start-up sein würde als London oder Paris. Berlin gilt als einer der Hotspots der europäischen Start-up-Szene. 17 Prozent der deutschen Start-ups hatten 2016 ihren Sitz in der deutschen Hauptstadt. Auf Platz zwei folgt mit 14,1 Prozent die Rhein-Ruhr-Region.
Für Vescape scheint sich die Standortentscheidung ausgezahlt zu haben. Mittlerweile, nach sechs Jahren, arbeiten mehrere Ingenieure, Software-Entwickler und Grafiker für das Unternehmen mit Sitz in der Zionskirchstraße in Mitte.
Herr Feys, wie kamen Sie auf die Idee, Sport und Videospiele zu kombinieren?
Als mein Kompagnon, der Ingenieur Jean-Baptiste Molle, in London studierte, ging er regelmäßig ins Fitnessstudio und fand das immer furchtbar langweilig. Wir diskutierten darüber, wie wir das Training an den Geräten mit Videospielen interessanter gestalten könnten. Und wir erfanden die Vescape-App für den Hometrainer, bei der die Spiele gekoppelt mit der Trittgeschwindigkeit sind. Das ist ziemlich realistisch. Je nach Spielinhalt, zum Beispiel bei einer Verfolgungsjagd, kann sich auch der Trittwiderstand erhöhen.
Mittlerweile interessiert sich auch die Wissenschaft für die Erfindung?
Parkinson-Kranke können durch unsere auf ein Smartphone oder Tablet herunterladbare App zur Bewegung motiviert werden und so ihre Motorik verbessern. Sie haben zu wenig Dopamin. Durch die Kombination aus Sport und Spiel wird verstärkt Dopamin ausgeschüttet. Wir arbeiten an ähnlichen Programmen für Übergewichtige oder Alzheimer-Kranke. Durch das Training könnte die Hirnleistung Letzterer verbessert werden. Wir arbeiten bereits mit Wissenschaftlern zusammen und planen Kooperationen mit medizinischen Einrichtungen.
Ihre App hilft auch Alzheimer-Kranken
Wie schwer war es, die nötige Anschubfinanzierung zu bekommen?
An unserem Businessplan haben wir acht Monate gearbeitet und über das Förderprogramm „Exist" eines der heiß begehrten Existenzgründungsstipendien über 100.000 Euro bekommen. Das hat gereicht für ein Jahr. Zunächst haben wir den Fokus auf die technische Umsetzung gelegt und die nicht ganz einfache Verbindung von Ergometer und Computer.
Wie sieht es Ihrer Meinung nach mit der Förderung von Start-ups in Deutschland aus?
Die Förderung von Start-ups in Deutschland ist, auch im internationalen Vergleich, viel besser als ihr Ruf. Wir kommen ja aus Frankreich. Dort versucht man inzwischen mit neuen Programmen aufzuholen. Kritikwürdig dagegen ist die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Für ein Projekt mit der Berliner Charité und dem Max-Planck-Institut mussten für die Beantragung von EU-Fördergeldern über 50 Seiten geschrieben werden. Da die Gefahr groß ist, dass so ein Projekt abgelehnt wird, bedeutet das für kleine Unternehmen mit guten Ideen eine unüberwindbare Hürde und kostet auch Wissenschaftler viel Zeit und damit die Allgemeinheit viel Geld. Das funktioniert in den USA besser. Da reicht in der Anfangsphase eine Projektbeschreibung von einer Seite.