Kazım Erdogan (64)
Vorsitzender „Aufbruch Neukölln" | Neukölln
Die Presse nennt ihn den „Süpermann von Neukölln". „Süpermänner" steht auf dem Flyer eines Theaterstücks, das sich mit dem muslimischen Männerbild auseinandersetzt. Vier der fünf Darsteller sind Teilnehmer von Erdogans Vätergruppe. Über zehn Jahre ist es her, dass Erdogan, der lange als Psychologe und Sozialarbeiter für das Bezirksamt Neukölln arbeitete, die deutschlandweit erste Selbsthilfegruppe für türkische Männer ins Leben rief. Heute gilt er hierzulande als einer der führenden Integrationsexperten. In seiner gerade erschienenen Biografie „Kazım, wie schaffen wir das?" zeigt er Wege auf, wie das Zusammenleben zwischen Deutschen und Einwanderern gelingen kann. Sein Büro schmückt der „Kalifenthron". Ein Geschenk zu seinem Abschied aus dem Berufsleben. Der ist nur Dekoration. Zeit zum Ausruhen hat er nicht. Seit dem Frühjahr ist er im Unruhestand und arbeitet trotzdem bis zu 20 Stunden ehrenamtlich am Tag. Beim „Aufbruch Neukölln" gibt es noch viel zu tun: Rechtsberatung, Selbsthilfe, Sprachförderung. Davon zeugt ein Regal voller T-Shirts mit der Aufschrift „Sprachwoche". Erdogans eigene Eltern waren Analphabeten. Sie können stolz auf ihn sein. Hinter dem Schreibtisch hängen zahlreiche Urkunden. Als Botschafter für Demokratie und Toleranz wurde er für sein Engagement und seine Zivilcourage geehrt. Darüber hinaus erhielt er das Bundesverdienstkreuz.