Mit dem Helmholtz-Zentrum für Cybersicherheit rückt das Saarland erneut in den Fokus der IT-Welt. 2019 könnte bereits Baubeginn sein. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach bereits davon, dass das Saarland den „Wandel 4.0“ mit anführen werde.
Mehr als zufrieden zeigte sich Michael Backes, der Forschungs-Shootingstar aus dem Saarland, als es offiziell war: Das Helmholtz-Zentrum für IT-Sicherheit kommt ins Saarland. Schon jetzt berät der Professor für Cybersicherheit und Leiter des CISPA (Zentrum für IT-Security, Privacy und Accountability) die Bundesregierung in Fragen der IT-Sicherheit und Privatsphäre, bald soll sein Institut in das neue Helmholtz-Zentrum überführt sein. Dafür braucht es aber neue Räumlichkeiten, die den Anforderungen der Helmholtz-Forschungsgemeinschaft genügen. Deshalb wird neu gebaut, das Land hat kürzlich das ehemalige Stuhlsatzenhaus am Uni-Campus gekauft. „Die Verantwortlichen können sofort in die konkrete Planung für einen ersten Erweiterungsschritt einsteigen, denn das Gelände verfügt bereits über einen Bebauungsplan, der nur angepasst werden muss“, erklärte Bauminister Klaus Bouillon (CDU). Für ihn ist die Ansiedlung des Helmholtz-Forschungszentrums, von dem es bislang 18 in Deutschland gibt, das „wichtigste Projekt des Saarlandes für die nächsten zwei Jahrzehnte“. Die Landesregierung erwarte dadurch mehrere Hundert neue Arbeitsplätze, „viele neue Familien werden zu uns kommen. Dieser Qualitätssprung für den Standort Saarbrücken ist ein positiver Anreiz für die Studentinnen und Studenten.“ Der Minister sieht neben dem Imagegewinn für die Landeshauptstadt und das gesamte Saarland auch die wirtschaftlichen Faktoren wie Ansiedlungen von neuen Industrien, Handwerks- oder Dienstleistungsbetrieben als „wichtige Chance“. Wenn alles planmäßig läuft, könnte bereits 2019 mit den Baumaßnahmen begonnen werden.
Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin in Personalunion Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) geht sogar noch einen Schritt weiter. Ihr Blick richtet sich über die Grenzen des Saarlandes hinaus. In ihrer Regierungserklärung vom Mai dieses Jahres sagte Kramp-Karrenbauer, dass außer dem Saarland nur wenige Regionen in Deutschland über eine Forschungsexzellenz im Bereich IT verfügen. „Unser Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und die beiden Max-Planck-Institute für Informatik sowie Softwaresysteme bewegen sich ganz vorne in der Weltspitze. Mit dem CISPA, dem Helmholtz-Zentrum, werden wir zu einem Player auf der Weltkarte der IT-Sicherheit. Folglich sind wir geradezu prädestiniert, den Wandel 4.0 mitanzuführen.“
„Uns gefällt die Atmosphäre"
Das klingt übertrieben, aber die Indizien häufen sich. Das „Manager Magazin“ nennt die Region im Südwesten Deutschlands, zu der auch Darmstadt, Kaiserslautern und Karlsruhe zählen, mittlerweile „Brain Valley“. Hier entstehe gerade ein Hot Spot der digitalen Zukunft Deutschlands, in der weniger hippe Apps wie im Start-up-Mekka Berlin programmiert werden, dafür mehr an Künstlicher Intelligenz geforscht und entwickelt wird. Diese Arbeit wird von der Bundesregierung mit Millionen unterstützt, und doch fehlt es vor allem an Wagniskapital, um Start-ups in diesem Bereich nachhaltig zu fördern. Kooperationen mit größeren Playern, der Software AG in Darmstadt, der SAP in Walldorf oder der Scheer Group in Saarbrücken, sind daher an der Tagesordnung. Andere Unternehmen zieht diese Gemengelage zwischen spezialisierter IT-Wirtschaft und Spitzenforschung an: Daimler Protics bezog kürzlich Büros im Science Park der Universität mit dem Ziel, mittelfristig auf 70 Mitarbeiter aufzustocken. „Uns hat die Atmosphäre hier gefallen“, sagt Michaela Palm, Sprecherin von Daimler Protics. „Sie passt gut zu uns. Hinzu kommt der Ruf der Informatikausbildung im Saarland, die kurzen Wege zum DFKI, der gute Kontakt zur Ministerpräsidentin.“ Daimler Protics berät konzernintern bei Prozessen, Visualisierungen, Big Data, kurz bei der digitalen Transformation des Stuttgarter Automobilkonzerns. Die Forschung an Künstlicher Intelligenz und gut ausgebildete Fachkräfte sind die Argumente, die das Unternehmen nun ins Saarland gelockt haben.
Dass das Helmholtz-Zentrum für Cybersicherheit nun ebenfalls im Saarland beheimatet ist, wirkt durch die enge Verzahnung von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft mit dem gemeinsamen Ziel, Digitalisierung voranzutreiben, zwar folgerichtig. Was als i-Tüpfelchen fehlt, ist eine höhere Bereitschaft, in KI-Start-ups zu investieren. Deutschland mag zwar in vielen Bereichen Weltmeister sein, nicht aber darin, Wagniskapital bereitzustellen, wie es im kalifornischen Silicon Valley geschieht. Oder wie Science-Fiction-Autor Frank Schätzing es in einem Interview mit dem Medienmagazin „Horizonte“ ausdrückte: „Wir sind Weltmeister im Zögern“.