Es war ein Schock für viele Gläubige im Bistum Trier: Die Zisterzienserabtei Himmerod steht vor dem Ende. Die Mönche haben schon mit ihrem Auszug begonnen – noch unklar ist, was aus den Wirtschaftsbetrieben und den rund 30 Angestellten wird. Über das Schicksal des Eifelklosters hinaus stellt sich die Frage: Welche Zukunft haben Ordensstätten im Saarland?
Brand in Klosterkirche. Im Nachhinein wirkt die Schlagzeile wie der Auftakt einer unheilvollen Entwicklung. Im Juli war in der Abteikirche des Zisterzienserklosters Himmerod in Großlittgen im Landkreis Bernkastel-Wittlich ein Feuer ausgebrochen, meterhoch schlugen die Flammen. Ein Großaufgebot der Feuerwehr musste ausrücken und konnte gerade noch verhindern, dass der Dachstuhl abbrannte. Noch mal Glück im Unglück gehabt, konnte man damals denken – zumal für die laufenden Reparaturarbeiten die Versicherung aufkommen muss. Doch das Feuer war nur die erste von mehreren Unglücksnachrichten im Jahr 2017. Im Oktober teilten die Mönche mit, dass das Kloster aufgelöst werde. Auch das mit einem symbolträchtigen Datum: Es war Freitag, der 13. Ein Schock für viele in der Region – und weit über die Grenzen der Eifel hinaus, wie Reaktionen in sozialen Netzwerken zeigten.
Dabei kam das Aus für das bekannte Traditionskloster weder völlig unerwartet, noch war es ein schmerzhafter Einzelfall. Schon länger hatte sich das Ende des 1134 vom heiligen Bernhard von Clairvaux gegründeten Zisterzienserklosters abgezeichnet. Die Ordensoberen hätten es sich mit dem endgültigen Schritt nicht leicht gemacht, versichert Johannes Müller, seit 2014 amtierender 56. und nun letzter Abt des Klosters: „Es war angesichts einer Tradition, die 900 Jahre zurückreicht, eine schwere Entscheidung." Bereits 2011 wurde Insolvenzantrag über das Kloster mit seinen umfangreichen Wirtschaftsbetrieben eingereicht. Damals konnte die Insolvenz mit der Hilfe eines Fördervereins und vieler Unterstützer zwar abgewendet werden. „Aber es wurde wirtschaftlich immer schwieriger, eine so große Immobilie mit immer weniger Mönchen zu erhalten", erklärt der Abt.
Das Aus kam nicht aus heiterem Himmel
Der Schwund an Mitgliedern, wie ihn fast alle Klöster Mitteleuropas seit Jahrzehnten erleben, machte auch vor den altehrwürdigen Toren Himmerods nicht Halt. Vor sechs Jahren wirkten dort noch zehn Mönche. Zuletzt waren es nur noch fünf Mitglieder auf Lebenszeit und ein weiterer, der ein zeitliches Gelübde abgelegt hat. Wie Kenner der Abtei einvernehmlich berichten, waren die Mönche untereinander zerstritten. Eine Abschiedsfeier für den Orden gab es daher nicht. „Selbst dazu reichte der Zusammenhalt am Ende wohl nicht mehr aus", mutmaßt ein Kenner der Abtei. Zwischen den Zeilen bestätigt auch der Abt, dass es Differenzen in der kleinen Gemeinschaft gegeben hat: „Ein Kloster kann auch mit wenigen Mitgliedern überleben. Ich habe immer gesagt, wenn man vier, fünf Leute hat, die zusammenhalten und das gemeinsam wollen, geht ganz viel. Aber das setzt voraus, dass man an einem Strang zieht und Hand in Hand an einem gemeinsamen Werk arbeitet."
Die ersten Brüder haben das Kloster bereits verlassen. Sie werden künftig getrennte Wege gehen, wechseln in andere Zisterzienserklöster, werden Pfarrer oder treten aus dem Orden aus. Noch völlig unklar ist, was aus den etwa 30 Angestellten wird, die etwa in der Klosterküche, Haustechnik, Verwaltung und dem Restaurant arbeiten.
Die Liegenschaften, soviel steht fest, gehen in den Besitz des Bistums Trier über. Bischof Stephan Ackermann hat den bisherigen Abt und den Trierer Domkapitular Reinhold Bohlen zum Beauftragten für den Übergabeprozess ernannt. Die Wirtschaftsbetriebe, etwa die Buchhandlung, die Gärtnerei und die Fischerei, sind weitgehend verpachtet. Anders sieht es für den überalterten Gästetrakt mit etwa hundert Betten aus, der renovierungsbedürftig ist und bei einer Belegung von etwa 30 Prozent defizitär war.
Das Ende von Kloster Himmerod – für Abt Johannes ist es eine Folge der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung: „Der Niedergang des Ordenslebens ist eindeutig. Die Weise, in der es gelebt wurde, ist längst am Ende", sagt er. „Früher wurde es von der Gesellschaft hochgeschätzt, wenn man ins Kloster ging. Das hat sich so massiv geändert, heute gilt man als verrückt, wenn man das macht."
Gebäude soll geistliches Zentrum bleiben
Klöster waren mit ihren wirtschaftlichen Aktivitäten durchaus mit mittelständischen Unternehmen vergleichbar, verfügten zumeist über große landwirtschaftlich genutzte Liegenschaften. Sie unterhielten Schulen und Internate, wie etwa auch das „Missionshaus" in St. Wendel. Noch in den 70er Jahren wurde aufgrund der Schülerzahlen ein großer, moderner Neubau erstellt. Vor zwei Jahren, als sich keine Lösung für eine zukünftige Trägerschaft fand, kam der Beschluss, den Schulbetrieb des Arnold-Janssen-Gymnasiums auslaufen zu lassen, Nachfolgenutzung bislang unklar. Auf dem zum Missionshaus gehörenden ehemalige Landwirtschaftsbetrieb („Paternhof") unterhält heute das WZB, „Werkstattzentrum für Behinderte", einen Integrationsbetrieb mit knapp 100 Arbeitsplätzen.
Vor wenigen Wochen ist das jahrelang leerstehende Redemptoristenkloster Heiligenborn in Bous versteigert worden. Die Victor‘s Unternehmensgruppe hat das Ex-Kloster mit Kirche, Pilgersaal, Wohnhaus und Garagen erworben und plant, dort ein Pflege-Ausbildungszentrum einzurichten.
Für Himmerod gibt es zumindest ein Bekenntnis. Der Trierer Bischof Ackermann hat deutlich gemacht, dass er Himmerod nicht verkaufen will, sondern in irgendeiner Form als geistliches Zentrum erhalten will. Der 83-jährige Pater Stephan Senge, der durch Hilfsprojekte für den Sudan bekannt und beliebt ist, will zudem vor Ort bleiben und sich weiter in der Himmeroder Gästearbeit engagieren. „Das begrüßen wir außerordentlich", sagt der Vorsitzende des Fördervereins, Thomas Simon, gegenüber FORUM. „Es ist für uns ein Zeichen, dass es als geistliches Zentrum weitergehen wird."