Fast zwei Jahrzehnte lang führte Ulrike Roth eine erfolgreiche Metzgerei. Jetzt hat sie mit ihrer Schwester einen kleinen Gourmetladen eröffnet: „Les Délisœurs". Dort verkaufen die beiden allerlei Hausgemachtes. Vor allem die Patés sind ein Gedicht.
Viele Jahre war die Metzgerei Roth in Homburg die Institution für Feinschmecker. Im vergangenen Herbst schloss Ulrike Roth den Laden nach 19 Jahren für immer. Ein herber Verlust für viele, die dort ihre Fleisch- und Wurstwaren bezogen. Doch kurz vor Weihnachten hörte ich Neuigkeiten aus Homburg: Roth eröffnete mit ihrer Schwester Annette Jacob im Stadtteil Beeden ein kleines Gourmetlädchen: „Les Délisœurs."
Alles, was die Metzgerei an Feinkost schon immer angeboten hatte, und noch mehr wird hier verkauft. Dazu steht Ulrike Roth täglich in der Küche und kocht nicht nur regionale Spezialitäten. Es gibt auch eine begrenzte Auswahl an Fleischspezialitäten: vom italienischen Landschwein über Kalb bis zu Côtes de Boeuf. Klein, aber fein. Die Frauen haben zwei kleine Tische im Lädchen aufgestellt, an denen Kunden auch mal Antipasti mit einem Glas Wein genießen können.
So klein der Laden auch ist, so vielfältig ist er. Unter der Marke „Les Délisœurs" vermarkten die beiden Schwestern ihre hausgemachten Patés auch an Wiederverkäufer. Da die Liste der Geschäfte wöchentlich steigt, in denen man diese außergewöhnlichen Patés beziehen kann, verweise ich auf die Internetseite delisœurs.de. Dort lässt sich nachlesen, ob ein Händler in Ihrer Nähe diese Produkte verkauft. In Homburg-Einöd etwa die Metzgerei Schwitzgebel oder Filialen der Metzgerei Schröder in Homburg, St. Ingbert und Neunkirchen, in Alt-Saarbrücken in verschiedenen Edeka-Märkten. Auch in Spiesen-Elversberg, Sulzbach und St. Ingbert bei Edeka. Und es werden immer mehr …
Geplant ist, diese Delikatessen auch in kleinen Läden mit regionalen Produkten anzubieten, erzählt Annette Conrad: „Wir haben bereits Kontakte aufgenommen. Im zweiten Schritt werden wir die Produkte im Glas herstellen, sodass es diesen Läden auch möglich ist, ohne große Kühlmöglichkeiten unsere Patés zu verkaufen. Zurzeit haben wir sie ja nur in der Terrinenform. Auch die Gastronomie ist interessiert. Im Domicil Leidinger etwa hatten wir eine Verkostung, Katja und Gerd Leidinger werden die Patés in ihrer Weinlounge anbieten."
Die Patés sind durchnummeriert. Nummer eins heißt „Tradition", die Basisrezeptur mit einem Hauch Pastis, Nummer zwei „Toskana", mit getrockneten Tomaten und Steinpilzen. Schmeckt nach Sommer. Nummer drei heißt „Provence", sehr würzig, mit Oliven, Knoblauch und provenzalischen Kräutern. Nummer vier heißt „Grand-Mère" und ist mit ihrem Anteil an marinierter Schweineleber bei französischen Kunden sehr beliebt. Nummer fümf heißt „Poivre Rosé". Warum rosa Pfeffer? Annette Jacob: „Wir haben da etwas experimentiert. Mit grünem Pfeffer fingen wir an, doch der rosa Pfeffer passt besser."
Nummer sechs ist mit „Cranberry". Herzhaft und süß, mit dunkler Schokolade, Ingwer und Fleur de Sel. Passen übrigens als kleine Canapés sehr gut zu dem anderen saarländischen Aperitif, dem Cranny. Ob pur oder mit Crémant – schmeckt mir! An Weihnachten servierte ich diese auf den Brotchips aus dem Nauwieser Viertel in Saarbrücken. Himmlisch! Dazu kaufte ich mir bei den Schwestern noch Jambon Persillé, ein alter Klassiker der Metzgerei Roth. Kam bei uns allen bestens an.
Bleibt noch die Nummer sieben, ein Klassiker mit „Apfel-Calvados". Der Bereich Patés in diesem kleinen Laden mit den vielen leckeren Dingen wird betreut von Annette Jacob. Sie arbeitete schon längere Zeit auch bei der Metzgerei Roth mit.
Große Auswahl auf kleiner Fläche
Ich kenne die Familie Jacob seit mehr als vier Jahrzehnten. Papa Rudi Jacob betrieb in dieser Zeit eine Metzgerei in der Alt-Saarbrücker Vorstadtstraße. Außerdem war er eine Sportskanone, erfolgreicher Fußballtrainer bei den Amateuren. Noch vor etwa 15 Jahren fuhr er mit dem Fahrrad nach Südfrankreich. Heute ist er 84, bei bester Gesundheit und wohnt in St. Arnual.
Beide Schwestern sind also in einer Metzgerei groß geworden. Doch Annette hat im Gegensatz zu Ulrike erst einmal einen andern Berufsweg eingeschlagen. „Ich hab natürlich den familiären Background. Doch 20 Jahre habe ich in der IT-Branche gearbeitet. Ende vergangenen Jahres reifte der Entschluss, etwas anderes machen zu wollen. Etwas Handwerkliches. Viele Bekannte verstanden das nicht, weil ich einen lukrativen Job hatte. Doch ich merkte, dass hier mein Platz ist. Ich kündigte und beschloss, mit meiner Schwester diesen Laden zu gründen."
Es ist noch nicht 11 Uhr, und ein älterer Herr wartet bereits an der Tür. Auch der Hinweis, dass noch nicht geöffnet ist, schreckt ihn nicht besonders ab. Er will sein Mittagessen zum Mitnehmen. Kriegt er. Freudig geht er nach Hause. Das ist ein weiteres großes Angebot des kleinen Feinkostladens. Ulrike Roth steht in der Küche und kocht jeden Tag frisch. „Ich koche täglich etwa 15 Gerichte und koche saisonal. So war das schon in der Metzgerei Roth. Dazu gehören natürlich auch die Salate. Ich bin neugierig und probiere auch gerne neue Rezepte aus, ich schätze neue Gerichte. Heute haben wir etwa Bœuf Bourguignon, Kalbfleischfrikadellen, Mistkratzerl (Stubenküken). Ich bin gerade an einem Karotten-Kartoffel-Stampf", erzählt sie und fährt fort: „Ich koche auch Schneebällchen oder Brezelklöße. Heute haben wir zudem Kartoffelgratin und Lasagne. Natürlich auch ganz profane Dinge, etwa Kartoffelpuffer oder Pfannkuchen. Hausmannskost, quer durch den Garten." Auch Fischgerichte gibt es bei ihr, den Lachs beizen die beiden selbst. Roth kocht das, was ihr selber schmeckt.
In der Theke stehen zahlreiche Schüsseln mit unterschiedlichen Zubereitungen, die man sich dann zuhause warm machen kann. In dem Lädchen gibt es keine industriell hergestellte Speisen, sondern nur hausgemachte. Für jeden etwas, jeder nach seinem Gusto.
Auch alles, was die Schwestern in ihrem Lädchen verkaufen, stammt aus kleinen, ausgewählten Manufakturen. Seien es ausgewählte Käse, Salami, luftgetrocknete Schinken, Chutneys, schwäbische Maultaschen, Öle oder auch italienische und französische Feinkost. Die Liste scheint schier unendlich, ich sehe in der Theke auch Quiche Lorraine, eine Tarte mit Ziegenkäse und Oliven oder eine Quiche Provencal. Ebenso natürlich eine Vielzahl an Salaten, ob aus Bohnen, Linsen oder Kartoffeln. Auch einen klassischen Fleischsalat. Dazu Wein, Pasta-Spezialitäten, Senf. Mit einer großen Tüte unterm Arm trat ich den Heimweg an. Ich hatte mich eingedeckt mit wunderbaren Köstlichkeiten. Sogar mit Schwäbischen Maultaschen. Alles war so lecker, dass der nächste Besuch wohl nicht lange auf sich warten lässt …