Das Premium-SUV DS 7 Crossback schließt eine Lücke im Verkaufsregal von PSA. Wir wollten wissen, was der Top-Diesel BlueHdi 180 drauf hat.
Nur um die Gene der Göttin gehe es, nicht um eine Kopie der Legende. Das versichert die Pariser PSA-Gruppe seit Jahren. Gemeint ist der Citroën DS, französisch gesprochen Déesse – zu Deutsch Göttin. Bislang verlief diese Genverpflanzung relativ pietätlos. Die ersten DS 3, DS 4 und DS 5 hießen mit Vornamen noch Citroën. Seit 2014 aber pflegt man das Erbe der Göttin mit deutlich mehr Ehrfurcht. DS geht ins nunmehr vierte Jahr als eigenständige Marke, und mit dem DS 7 Crossback startet jetzt ein SUV, das es mit der Konkurrenz von Audi und Mercedes aufnehmen soll. Das Auto ist zudem die erste eigenständige Entwicklung der Marke und Vertreter eines Segments, in dem Ansprüche und Preise für gewöhnlich höher sind. In dem aber auch Geld verdient wird. Premiumklassen, so weiß man in Paris, machen zwar nur gut zehn Prozent des Gesamtmarktes aus, eruieren jedoch ein Drittel aller Gewinne.
Premium heißt aber auch: Die Kundschaft will etwas sehen und im Wortsinne erfahren. Zu Recht, betrachtet man alleine den Preis unseres Testwagens, einen BlueHdi 180 mit jeder Menge Extras. Unterm Strich stehen 48.980 Euro als Gegenwert für den in Sochaux gebauten Franzosen. Zwar basiert auch der 4,57 Meter lange Crossback auf der bekannten EMP2-Plattform der PSA Gruppe. Dem Edelschiff aber gönnt man statt der eigentlich verbauten Hinterachse mit verformbaren Querträgern eine Mehrlenkerhinterachse.
Konkurrent für Audi und Mercedes
Der Fahreindruck bestätigt eine auf diese Fahrzeuggröße prima abgestimmte, komfortable Dämpfung und – welch Wohltat auf wintergeschändeten Lochpisten – auch geringere Schlaggeräusche. Hektik und Kurvenräuberei sind freilich nicht jedermanns Sache. Wer es dennoch braucht, findet mit dem „Drive Mode"-Wahlschalter des Traktionskontrollsystems einen willfährigen Helfer im Umgang mit Drehmomenten bis zu 400 Nm.
Der Testwagen ist zudem mit einer aktiven, scan-basierten Dämpfersteuerung ausgestattet. Funktionsweise: Eine hinter der Windschutzscheibe eingebaute Minikamera ist elektronisch mit der Vorder- und Hinterachse verbunden. Zusammen mit Sensoren, die Neigung und Beschleunigung erfassen, analysiert das System etwa 20 Meter vorausblickend die Fahrbahnbeschaffenheit. Aufgrund der gelieferten Informationen werden das Fahrverhalten sowie die Feder- und Dämpferhärte leicht korrigiert. Kurz: Fahrbahnschwellen verlieren so ihren Schrecken. Klingt toll. Ist es auch, denn angeboten wird so etwas ansonsten nur in einigen Limousinen der Oberklasse.
Im Kölner Umlandverkehr überzeugte neben der neuen Achtgang-Automatik auch der automatische Abstandhalter. Eingeschaltet wird der Helfer über einen Hebel hinterm Lenkrad. Das System funktioniert übrigens selbst dann, wenn Zeitgenossen meinen, sich durch abrupte Spurwechsel unbedingt noch vor einem einreihen zu müssen. Assistenten gibt es in diesem SUV ohnehin reichlich – Finanzkraft beim Ausfüllen der Optionenliste vorausgesetzt. Interessant ist ganz sicher ein Nachtsichtgerät, wie man es bislang nur aus der Mercedes S-Klasse kennt. Eine in den Kühlergrill integrierte Infrarotkamera erkennt nachts Fußgänger oder Tiere, die sich in einem Bereich von bis zu 100 Meter vor dem Wagen befinden, und warnt den Fahrer.
Ebenso verfügbar ist eine Lenkradkamera, die Lidschlag und Blickrichtung des Chauffeurs überwacht. Sobald das System Verhaltensweisen oder Lenkbewegungen erkennt, die einen Sekundenschlaf ankündigen, schreitet es optisch und akustisch ein.
Wie ein Besuch beim Hausjuwelier
Nichts ändern solche visuellen Systeme daran, dass die analoge Variante, gemeinhin als Rundumsicht bekannt, im DS 7 de facto nicht existiert. Aus Sicherheitsgründen recht pummelig gestaltete D-Säulen versperren auch in diesem SUV die Sicht seitlich nach hinten. Nach so viel Vernunft nun zum Spaß: Der beginnt schon mit der Frontlichtarchitektur. Die einzelnen LED-Scheinwerfer hinter Glas drehen sich beim Start um 180 Grad in Fahrtrichtung. Diese Beweglichkeit alleine macht schon was her, hat aber auch einen funktionalen Hintergrund. Denn bei Nacht passen sich die Lichtstrahlen in Länge und Breite an die Straßenbedingungen und die Geschwindigkeit an. Fünf Lichteinstellungen sind wählbar: Parken, City, Landstraße, Autobahn und Regenwetter. Letzteres soll die Reflexion auf nasser Fahrbahn verhindern. Wollen wir so glauben, testen ließ sich das bei Sonnenschein nicht. Wer sich für eine der technischen Ausstattungsvarianten entschieden hat, ist noch lange nicht fertig. Zusätzlich bietet DS eine Auswahl an Interieurs an, die Namen berühmter Orte oder Straßen in Paris führen. Der Testwagen huldigt dabei der Rue de Rivoli. Rautenförmige Diamantensymbolik, wohin man auch blickt. Lautstärkeregler aus Kristallglas, aluminiumpolierte Wippschalter, mit Perlnahtstruktur versehene Nappabespannungen, ledernes Gestühl, glitzernde Knöpfchen, indirekte Beleuchtung und der Clou: Beim Starten des Motors dreht sich eine mechanische Edeluhr aus dem Hause B.R.M. in lasziv langsamer Behäbigkeit aus dem Armaturenbrett. Mon Dieu – mit Wald und Wiese hat dieses SUV nichts am Hut. Das Ganze erinnert eher an einen Besuch beim Hausjuwelier in der Galerie Lafayette.
Klares Statement also von DS: klotzen statt kleckern. Und zwar so sehr, dass der Crossback fürderhin den Staatsfuhrpark von Emmanuel Macron schmücken darf. Den fürs Flanieren zu offiziellen Anlässen, versteht sich. Doch lässt sich davon auch der Kunde jenseits des Rheins beeindrucken? Derzeit entstehen 61 DS-Verkaufsstellen deutschlandweit, das Auto geht zudem auf Roadshows quer durch die Republik. Nur mal gucken kostet ja nichts, so der Lockruf von PSA. Letzte Zweifler soll dann eine Probefahrt begeistern. Die Rechnung könnte aufgehen. Das Fahrverhalten jedenfalls überzeugt, zudem wirkt die zur Schau gestellte Üppigkeit nicht protzig. Die Materialauswahl und die Verarbeitung sind hochwertig, Raumkonzept und Sitzkomfort auch hinten durchdacht. Alles andere wäre auch Frevel angesichts des legendären Namens DS.