Plötzlicher Herztod ist keine Folge von Leistungssport, sondern kann jeden treffen
Ciao Capitano! Was war geschehen? Der Kapitän des italienischen Erstligisten AC Florenz, Davide Astori, war am Morgen vor dem Auswärtsspiel gegen Udinese Calcio tot in seinem Zimmer des Teamhotels aufgefunden worden. Der 31-jährige italienische Nationalspieler galt als starke Persönlichkeit. Italienische Medien verglichen ihn mit einer Eiche. Es gab im Vorfeld keine Anzeichen einer Krankheit. Er soll wie seine Mannschaftskollegen regelmäßig medizinisch untersucht worden sein, zuletzt einige Tage vor seinem Tod.
Es war ein natürlicher Tod, Herzstillstand lautete die Diagnose nach der Obduktion. Wie kann sich ein anscheinend gesunder, voll leistungsfähiger Fußballprofi abends in sein Bett legen und am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen, weil in der Nacht sein Herz aufgehört hat zu schlagen? Der plötzliche Herztod eines Sportlers ist zwar selten, aber noch seltener tritt dieses fatale Ereignis im Schlaf auf. Erinnert sei beispielsweise an den kamerunischen Fußball-Nationalspieler Marc-Vivien Foé, der im Länderspiel gegen Kolumbien auf dem Spielfeld vor laufenden Fernsehkameras zusammenbrach und kurz danach im Krankenhaus verstarb. Solche Meldungen schockieren und können Sporttreibende verunsichern. Erklärungen sind deshalb notwendig.
Scheinbar kerngesund, aber doch krank – wie passt das zusammen? Mit sportmedizinischen Vorsorge-Untersuchungen kann vieles erkannt werden, aber doch nicht alles, so dass ein Restrisiko bleibt. Das kleinere Übel sind sportbedingte Normvarianten und Grauzonen zwischen Sportherz und krankhaften Herzveränderungen. Der Erfahrene hat damit wenig Schwierigkeiten und wird im Zweifelsfall weitere Untersuchungen veranlassen. Problematischer sind sogenannte elektrische Herzerkrankungen, die häufig genetisch bedingt sind und bedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen können. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Träger dieser Krankheitsgene keine Zeichen der Erkrankung aufweisen.
Bei der Leichenöffnung findet man bei solchen elektrischen Herzerkrankungen meist keine strukturellen Veränderungen, was zur Diagnose „Tod unklarer Ursache“ führt. Auch der Herzstillstand des italienischen Fußballprofis lässt die Ursache offen. Wie aus den Medien zu entnehmen ist, sollen zusätzlich Gewebeproben untersucht werden, was konsequent ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um genetische Tests, um nach Krankheitsgenen zu suchen, die gefährliche Rhythmusstörungen auslösen können. Man spricht auch von einer molekularen Autopsie.
Wenn ein Sportler plötzlich stirbt, wird mangels anderer Erklärungen auch über Doping als mögliche Ursache spekuliert. Zweifellos gab es in der Vergangenheit eine Reihe von Sportlern, bei denen beispielsweise der Missbrauch von Stimulanzien, Epo oder Anabolika zum Tod geführt hat. Unter anderem sind schwere Rhythmusstörungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle als Dopingfolge möglich. Einer der bekanntesten Doping-Toten ist der englische Radrennfahrer Tom Simpson, der 1967 während der Tour de France auf dem gefürchteten Mont Ventoux tot vom Rennrad fiel, vollgestopft mit Amphetaminen. Dennoch sollte man posthum entsprechende Spekulationen vermeiden, vorausgesetzt, es liegen keine harten Fakten vor.
Zurück zur positiven Seite des Sports. Ein toter Sportler auf 100.000 Sporttreibende ist immer noch einer zu viel. Aber es wäre kontraproduktiv, solche Ereignisse zum Anlass zu nehmen, körperliche Anstrengungen oder eben Sport zu meiden. Die Bilanz ist eindeutig pro Sport. Die Studienlage ist erdrückend. Es klingt fast gebetsmühlenartig, wenn ich sage, dass regelmäßiger Sport das Risiko senkt, vorzeitig an Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen zu sterben. Mangelhafte körperliche Leistungsfähigkeit ist heute ein weltweit anerkannter Risikofaktor.
Und, um beim Thema zu bleiben, Leistungssportler haben statistisch betrachtet eine höhere Lebenserwartung als Normalbürger. Bei jeder Meldung über einen plötzlich gestorbenen Sportler darf nicht ignoriert werden, dass Zehntausende an den Folgen ihrer körperlichen Inaktivität sterben.