Dem Restaurantführer Gault-Millau ist das „Jouliard" gute 14 Punkte wert, und die hat sich das Haus am Rotenbühl in Saarbrücken auch redlich verdient. Küchenchef Björn Zapp und sein Team setzen auf Qualität, die man schmeckt, und ein tolles Konzept.
Das „Jouliard" hat gerade ein Jahr geöffnet, doch man kann mit Fug und Recht sagen, dass es sich in dieser Zeit bereits zu einem Hotspot der Saarbrücker Gastro-Szene entwickelt hat. Einige sprechen von einem Gasthaus, andere von einem Bistro. Dann lese ich irgendwo, es sei „die Wohnzimmer-Atmosphäre im modernen Vintage-Chic vergangener Zeiten", die zum gemütlichen Verweilen einlade. Wieder andere sind überzeugt, es sei eines der besten Restaurants Saarbrückens. Also ein kulinarisches Chamäleon.
„Wir reduzieren unser Kochen auf das Wesentliche"
Björn Zapp, Mitinhaber und Koch des Hauses, hat eine ganz eigene Meinung: „Wir sehen uns nicht nur als Bistro. Viele Leute denken, weil wir so locker und easy sind, wäre alles hier Bistro-Style. Ich glaube, wir sind auf dem Weg in eine neue Zeit. Das hier ist eine neue Generation von Restaurant, und wir sind die, die das mit einläuten in Saarbrücken. In Großstädten gibt es solche Konzepte schon häufiger: mit dem ganzen Retro-Chick, den wir auch hier pflegen; mit der einfachen Karte, alles easy gestaltet. Wir wollen einen Platz schaffen, an dem sich jeder wohlfühlt und gut essen kann."
Die Betreiber sind unter anderem Nicole Diabatte und Björn Zapp. Nicole Diabatte leitet den Service, und Björn Zapp ist Küchenchef. „Unsere Küche definiert sich dadurch, dass wir Altbewährtes neu interpretieren", betont er. „Wir setzen ganz stark auf gute Grundprodukte. Oftmals die Besten, die zu kriegen sind. Wir reduzieren unser Kochen auf das Wesentliche. Den ganzen Schnickschnack, der sonst irgendwo auf dem Teller liegt, lassen wir bewusst weg. Wir konzentrieren uns auf das Produkt."
Dafür geben sie auch gerne etwas mehr Geld aus, solange es in einem bestimmten Preisgefüge bleibt. „Ein Skrei soll nach Skrei schmecken und nach nichts anderem. Wir lassen ein gutes Produkt so, wie es ist. Wir wollen den richtigen Garpunkt treffen, etwas Fleur de Sel, Olivenöl. Das reicht. Dazu backen wir unsere Brote selbst."
Fleisch beziehen sie auch mal von Gourmet-Otto. Von Ralf Bos aus Meerbusch bei Düsseldorf kommen besondere Backwaren: „Er hat die Wiener Kaiserbröselsemmel, die benutzen wir auch. Die kann ich selber nicht besser machen." Obst und Gemüse wird im City Basar in der Mainzer Straße gekauft, Fisch bei der Deutschen See. Fleisch auch mal bei Schwamm oder bei Petermann in Niederwürzbach.
Jede Menge Köstlichkeiten aus aller Herren Länder
Es ist gegen 13.30 Uhr. Ein Mann hat seinen Laptop auf den Tisch gestellt und arbeitet daran. Einige Leute an Vierer-tischen sind in ihre Gespräche vertieft – nach dem Essen. Dass sie noch eine Zeitlang sitzen bleiben, sieht man hier nicht so eng. Mir gegenüber sitzen zwei junge Frauen. Ich frage sie nach ihrer Meinung zum „Jouliard". Sophia Schnell erzählt: „Wir kommen gerne hierher, um eine schöne Zeit zu verbringen. Beispielsweise sonntags zum Brunch. Das ,Jouliard‘ hat tolle Gerichte, sehr abwechslungsreich." Und auch ihre Begleiterin Carmen Reingen ist begeistert: „Wir wohnen seit etwa einem Jahr hier in der Nähe und waren auch schon zu besonderen Anlässen hier. Ich schaue mir unter der Woche immer vorher auf Facebook an, was als Mittagstisch angeboten wird. Es ist sehr abwechslungsreich, das spricht mich an. Man findet die Küchen der ganzen Welt hier, Essen aus verschiedenen Kulturkreisen."
Ich erfahre, dass der Brunch sonntags über Wochen vorher ausgebucht ist. Auch abends ist es hier immer voll. Mittags gibt es eine kleinere Karte, wer möchte, kann aber auch von der großen Karte bestellen. Die kleine offeriert vier Vorspeisen, unter der Rubrik „Salate und Pasta" stehen drei Positionen. Fünf Hauptgänge und vier Desserts sind ebenso im Mittagsangebot. Zudem gibt es täglich ein Drei-Gänge-Mittagsmenü für 19 Euro, wählbar aus zwei Vorspeisen, drei Hauptgängen und einer Nachspeise.
Hier prägt eine sehr moderne Handschrift die Karte. Qualitativ ist alles hervorragend. Abends gibt es ein Drei-Gänge-Menu für 39 Euro. Die Gäste haben die Auswahl aus drei Vorspeisen, drei Hauptgerichten und drei Desserts.Außerdem können sie aus den Rubriken „Small & Starters", „Salate & Pasta", „Grill & Hauptgerichte" und „ Desserts" wählen. Die Karte bietet Positionen aus allen Herren Länder.
Ich muss sagen, Björn Zapp hat mich wirklich begeistert und meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Es war ein Feuerwerk des guten Geschmacks! Etwa Burrata – zum Niederknien! Oder Schnecken, wie ich sie nur selten aufgetischt bekomme: mit Knoblauch, Zwiebeln und Pancetta, also italienischem Bauchspeck – ganz dünn und klein geschnitten mit wundervollem Geschmack. So gut, dass man am liebsten noch eine Portion bestellen würde. Auch Vitello Tonnato vom Feinsten und Calamari fritti mit Safran-Aioli, die mich restlos begeisterten. Danach Steak tartare, Frites mit Wachtelei. Grandios! Und ein Skrei mit Avocado und Fregola, eine besondere Pastaspezialität aus Sardinien. Zum Dessert einen wunderbaren Cheesecake.
Qualität spricht sich schnell herum. Kurz nach der Eröffnung im vergangenen Jahr war auch schon der Restaurantführer Gault-Millau da – mit stolzen 14 Punkten im Gepäck.
Eine beeindruckende Weinkarte mit zahlreichen Klassikern
Auf der intelligent gestalteten Weinkarte mit knapp 80 Positionen fand ich zahlreiche Klassiker, etwa Fritz Haag, Dönnhoff, Dr. Heger, Henri Bourgeois, Lageder, Salwey, Schneider, Guigal, Leoville Barton oder Tignanello. Einige Weine gibt es glasweise, andere nur flaschenweise. Auch manch Überaschendes entdecke ich, etwa einen Viognier von Philipp Kuhn aus der Pfalz. Ich wusste gar nicht, dass man diese südfranzösische Rebe in der Pfalz anbauen kann. Zudem tolle Tropfen aus aller Welt. Etwa von der Algarve, aus Italien, Kalifornien oder auch aus Neuseeland. Chapeau! Auf Altbewährtem aufbauen und dieses neu interpretieren, dazu einige Innovationen und alles in bester Qualität – dafür haben sie im „Jouliard" ein sicheres Händchen!