Vier Monate war das „Milano" in Saarbrücken nach einem Großbrand im gleichen Haus geschlossen. Seit Kurzem haben Vincenzo Doriguzzi und sein Team wieder geöffnet. Das freut nicht nur die Stammgäste.
Am ersten Advent vorigen Jahres brach ein Feuer in einem Wohnhaus in der Saaruferstraße in Saarbrücken aus. Bei dem Großbrand kamen vier Menschen ums Leben, und das Haus wurde in Teilen zerstört. Vincenzo Doriguzzi, Betreiber des „Milano", hatte sein Restaurant zu diesem Zeitpunkt voll. Er erinnert sich: „Es war gegen 13.30 Uhr, als ein Gast bemerkte, dass es verbrannt riecht. Ich dachte zuerst, wir hätten vielleicht eine Pizza im Ofen vergessen. Doch einige Sekunden später stürmte ein junger Mann ins Ristorante und schrie ganz laut: ,Es brennt! Alle schnell raus!‘ Ich lief vor die Tür und sah im zweiten Stock dicke, schwarze Rauchschwaden. Schnell und ohne Panik verließen unsere Gäste das Haus." Und blieben so unverletzt.
Kurz darauf trafen die Rettungskräfte ein. Doriguzzis Lokal blieb zwar vom eigentlichen Brand verschont, doch durch das Löschwasser waren erhebliche Schäden entstanden. Richtig schlimm wurde es ein paar Tage später, als Schnee und Regen wegen des zerstörten Dachs und einer verbrannten Regenrinne das gesamte Haus unter Wasser setzten und die Decke einbrach. Monatelang wurde renoviert, kurz nach Ostern dann die Wiedereröffnung. „Gott sei Dank hat die Versicherung sehr schnell reagiert, bis heute lief die Zusammenarbeit sehr gut", erzählt Doriguzzi.
Seit dem 1. Februar 1980 betreibt die Familie das „Milano". Bis vor zwei Jahren war noch Vincenzos Bruder Loris an Bord, 2016 schied er aus. Vincenzo möchte das Restaurant aber mindestens noch bis zum 40. Betriebsjubiläum weiterführen, und wenn es seine Gesundheit erlaubt auch gerne darüber hinaus.
Das „Milano" ist in Saarbrücken eine Institution. Viele Stammgäste kommen seit Jahrzehnten, viele Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur gehen gerne hier essen.
Wie in allen großen italienischen Restaurants gibt es hier nicht nur guten Fisch und gutes Fleisch, auch Freunde von Pizza und Pasta kommen voll auf ihre Kosten. Hier wird noch am Tisch des Gastes flambiert.
Seit jeher setzt Familie Doriguzzi auf gute Gastfreundschaft – und auf ihre Klassiker. Hier gibt es noch Seezunge Müllerin Art oder Riesenscampis vom Grill. Dazu Fleisch vom Kalb und Rind, in verschiedenen Varianten. Das Filet Milano etwa ist der Renner. Für zwei Personen kann man im Milano auch ein Chateaubriand oder ein Steak nach Florentiner Art bestellen.
Zur Vorspeise stehen unter anderem eine italienische Wurstplatte, Vitello Tonnato und Sardinen zur Auswahl. Auch der hausgemachte Krabbencocktail – sehr bunt präsentiert – darf nicht fehlen. Klassisch ist auch die Suppen-Auswahl, etwa Zwiebelsuppe, Minestrone oder Stracciatella, also eine Rinderbrühe mit Ei. Nicht nur jetzt in der warmen Jahreszeit hat die Salatkarte zahlreiche Fans. Neben den genannten Angeboten dürfen natürlich vielfältige Pasta-Gerichte und Pizzen nicht fehlen.
„Unser Erfolg ist unser Team"
Auf der Dessertkarte stehen hausgemachtes Tiramisu, Eisvariationen, Obstsalat und Zabaione, die klassische italienische Weinschaumcreme mit Marsala. Zudem gibt es Wochenangebote, die immer saisonal sind und auf einem separaten Tableau angeboten werden. Beispielsweise Pulposalat, Ossobucco, venezianische Kalbsleber, Schmorbraten in Barolosoße, Fischsuppe von der Adria, Risotto, frische Muscheln, Scampis oder ein Cassata-Eis nach eigenem Rezept. Ich folge gerne den Empfehlungen des Chefs oder orientiere mich am Tableau – bereut habe ich es nie.
In der Küche bestimmen die Verlässlichkeit und der Respekt vor dem guten Produkt das Handeln. Vincenzo Doriguzzi sieht aber noch einen weiteren Grund für die Zufriedenheit seiner Gäste: „Unser Erfolg ist unser Team. Das war schon zu Zeiten unseres Chefkochs Arturo Finotto so, der von 1982 bis 2013 in der Küche das Sagen hatte. Bis heute schaut er immer wieder rein und gibt uns gerne den ein oder anderen Tipp. Die ganze Mannschaft ist schon lange da. Unser Pizzabäcker Amar Jit arbeitet seit 28 Jahren bei uns und ist bekannt in ganz Saarbrücken."
Bei meinem Besuch ist Attilio Marca der Verantwortliche in der Küche. Unterstützt wird er von Alessandro Muto, der vor allem für Salate und Desserts verantwortlich zeichnet.
Ich versuche, das Geheimnis der köstlichen Milano-Pizza zu ergründen. Doch Vincenzo Doriguzzi will nur zögerlich raus mit der Sprache. Geheimrezept
eben. Und mal ehrlich: Wer will das schon preisgeben und der Konkurrenz unter die Nase reiben. „Ganz wichtig ist das Mehl, wir nehmen das 00", sagt er, „Alles andere ist keine Zauberei: Hefe, Olivenöl, Wasser, Eier, Salz und Pfeffer. Wir backen sie dann bei 400 Grad, ungefähr zwei Minuten. Dann sind die Soße und die Zutaten natürlich sehr wichtig – alles frisch und von bester Qualität. Da legen wir großen Wert darauf. Parmaschinken etwa, original Südtiroler Schinkenspeck aus dem Pustertal. Das ist wichtig!"
Bei den Weinen vertraue ich ebenso den Empfehlungen des Chefs. Er weiß schließlich ganz genau, welcher zum jeweiligen Gericht passt. Zurzeit bevorzuge ich persönlich beim Weißwein einen Luganer. Von der Azienda Agricola S. Christina, Lugana, Jahrgang 2017. Rebsorte Trebbiano di Lugana, mit einem delikaten Bukett, fruchtig und mit floralen Noten und den Aromen gelber Früchte. Werde ich auch die nächsten Wochen zu Spargel probieren.
Ein Glück, dass Vincenzo Doriguzzi und seine Mitstreiter nach dem verheerenden Brand und seinen Folgen endlich wieder weitermachen können. Viele Stammgäste werden sich freuen, wenn sie auch nach dem 40. Betriebsjubiläum in zwei Jahren noch da sind. Diese Institution gehört einfach zu Saarbrücken, ähnlich wie die Ludwigskirche. Die Freude am Job konnte ich bei meinem Besuch zuletzt wieder einmal hautnah erleben.