Urlaubstrips an die großen Seen Europas boomen. Heiße Sommertage laden zur Abkühlung und zum Plantschen ein. Die Wasserqualität ist durch die Bank seit Jahren auf gutem Niveau, nur wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die ersten heißen Tage des Jahres waren Vorboten auf die Urlaubszeit, Badespaß inbegriffen. Damit der auch wirklich ein Spaß und nicht zum Gesundheitsrisiko wird, werden EU-weit die Badegewässer systematisch und akribisch kontrolliert. Das Ergebnis in den letzten Jahren war durch die Bank eine gute Botschaft. 85 Prozent der Badewässer weisen eine gute Wasserqualität auf, erfüllen strengste Qualitätsnormen. Nimmt man die Gewässer dazu, die wenigstens alle Mindeststandards erreichen, kommt die EU auf 96 Prozent. Die Zahl der Gewässer, die als „mangelhaft" eingestuft werden mussten, sank von über 380 auf unter 320. Problemgebiete gab es vor allem in Italien, aber auch in Frankreich und Spanien.
In Deutschland wurden zuletzt knapp 2.300 Badestellen untersucht, davon knapp 1.900 an Seen, lediglich fünf erfüllten die europäischen Mindestnormen nicht. Die Angaben stammen zwar noch aus 2017, aber aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre geht man davon aus, dass 2018 nicht wesentlich davon abweicht.
Gleichzeitig haben jüngst Berichte aufhorchen lassen, wonach es drei Viertel der deutschen Seen nur mittelmäßig bis schlecht geht. Das ergab eine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch erscheint, erklärt sich vergleichsweise einfach: Die Wasserqualität ist gut, der ökologische Zustand eher weniger. Für die Untersuchung als Badegewässer werden Gewässer etwa auf Bakterien, allgemeine Krankheitserreger oder Algen untersucht. Für einen ökologisch guten Zustand zählt dagegen auch die Frage nach der Biodiversität dazu, also die Frage nach der Artenvielfalt und dem Zustand von Flora und Fauna in den Gewässern, an Ufern und Überschwemmungsgebieten, also deutlich mehr als die Frage, ob das Wasser für die Gesundheit unbedenklich ist.
Die großen, bekannten und attraktiven Badeseen Europas erfüllen grundsätzlich in der Regel die höchsten Standards. Die Werte können aber insbesondere an den großen Seen an den unterschiedlichen Messstellen variieren. Eine ausgezeichnete Orientierungshilfe ist die interaktive Überblicksseite der EU-Kommission („state of bathing waters"), auf der jede einzelne Messstelle angeklickt und die Ergebnisse der Überprüfungen abgerufen werden können.
Genfer See (Frankreich/Schweiz)
Mit einer Fläche von 580 Quadratkilometern und einem Volumen von knapp 90 Kubikkilometern ist er der wasserreichste See Mitteleuropas. Das Wasser hat Trinkwasserqualität, wird auch entsprechend genutzt. Er gilt als größtes Süßwasserreservoir Westeuropas. Um die Badequalität zu erhalten und zu verbessern, wird versucht, den Phosphatgehalt und so eine Algenwucherung zu begrenzen.
Comer See (Norditalien)
Die Wasserqualität hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert, allerdings nicht an allen Stellen. Im nördlichen Teil werden die EU-Vorgaben für Badewasserqualität fast zu 100 Prozent erreicht. Im Süden dagegen gab es an einzelnen Stellen immer noch Badeverbote aufgrund der Abwasserproblematik. Messungen werden in regelmäßigen kurzen Abständen durchgeführt.
Lago Maggiore (Italien/Schweiz)
Wie bei vielen Gewässern Norditaliens ist die Wasserqualität an verschiedenen Stellen unterschiedlich. Insbesondere im nördlichen Teil macht das klare Wasser den See zum Taucherparadies. Aufgrund milder Temperaturen sind große Teile Badeparadiese.
Bodensee (Deutschland, Schweiz, Österreich)
Zweitgrößter See nördlich der Alpen, gilt als größter Trinkwasserspeicher Europas. Mitte des letzten Jahrhunderts drohte der See vor allem aufgrund hoher Phosphatwerte zu „kippen". Konsequente Maßnahmen der Anrainerstaaten zum Wasserschutz schafften die Wende. Die 15 See-Badeplätze werden regelmäßig in kurzen Abständen überwacht. Baden ist hier in der Regel unproblematisch.
Chiemsee (Deutschland)
Drittgrößter See Deutschlands. Die Wasserqualität hat sich zunehmend verbessert und erfüllt die europäischen Standards. Einzelne, temporäre Grenzwertüberschreitungen hatten Experten mit einer zeitweise hohen Ansammlung an Wasservögeln erklärt. Die Wasserqualität wird an mehreren Messstellen regelmäßig überwacht.
Müritz (Mecklenburgische Seenplatte, Deutschland)
Die regelmäßigen Kontrollen zeigen eine hervorragende Wasserqualität. Vereinzelte lokale und temporäre Beeinträchtigungen werden auf natürliche Einflüsse (Wasservögel, Pflanzen) zurückgeführt.
Plattensee (Balaton, Ungarn)
Der größte See Mitteleuropas. Geringe Wassertiefe und ein vergleichsweise schneller Durchfluss führen zu einer regelmäßig als sehr gut getesteten Wasserqualität. Noch bis Ende vergangenen Jahrhunderts sorgten Algen und Tanzmückenschwärme für Beeinträchtigungen. Dies hat sich aber durch Verbesserungen der Qualität deutlich reduziert.
Lac d’Annecy (Region Rhones-Alpes, Frankreich)
Der zweitgrößte See in Frankreich ist zugleich der sauberste. Er wird von einer Unterwasserquelle sowie Gebirgsflüssen gespeist, was zu Trinkwasserqualität führt.
Frankreich ist reich an Seen und Weihern, es soll mehr geben als Käsesorten. Die Wasserqualität ist aber höchst unterschiedlich. Gut 80 Wassergebiete erfüllten zuletzt nicht die europäischen Normen.