Wenn Bäume und Gräser in voller Blüte stehen, erleben Heuschnupfengeplagte eine lästige Zeit. Sowohl Behandlungsmöglichkeiten der Schulmedizin als auch der Naturheilkunde können helfen, die Allergie zu bekämpfen und ihre Symptome zu lindern.
Während jetzt im Frühjahr viele Menschen aufatmen, die ersten Sonnenstrahlen und die wärmeren Temperaturen genießen und sich darauf freuen, wieder viel Zeit im Freien zu verbringen, beginnt für einige eine schwierige Jahreszeit. Mit dem Frühling und den ersten blühenden Bäumen und Sträuchern wird nämlich auch die Pollenflugsaison eingeläutet.
Nicht wenige sind in Deutschland von der saisonalen Allergie des Heuschnupfens betroffen, wie der HNO-Spezialist Dr. Martin Jockers berichtet: „Die verlässlichsten Zahlen besagen, dass 16 Prozent der Gesamtbevölkerung, also etwa zwölf Millionen Deutsche, Probleme mit Heuschnupfen haben. Insgesamt gesehen sind mehr Frauen als Männer betroffen, allerdings unterscheiden sich die Zahlen je nach Altersgruppe. Unter den 15- bis 30-Jährigen leiden 30 Prozent unter der Allergie, unter den 35- bis 44-Jährigen sind es 44 Prozent, unter den 45- bis 50-Jährigen 45 Prozent und unter den über 50- bis 65-Jährigen 38 Prozent. Unter den Personen, die älter als 65 Jahre sind, sind noch 27 Prozent von Heuschnupfen betroffen". Die Symptome, die bei der Allergie auftreten, sind jedoch unabhängig vom Alter der betroffenen Person. Es lassen sich vor allem Rötungen und Schwellungen beobachten, weil die Nasenschleimhaut und die Bindehaut der Augen reagieren. Außerdem kommt es zu Schleimbildung und vermehrtem Niesen. Auch entzündliche Veränderungen mit Juckreiz und eine insgesamt empfundene Abgeschlagenheit gehören zu den Hauptbeschwerden. Es gibt jedoch verschiedene Auslöser für Heuschnupfen, und jeder reagiert anders. Nach Angaben von Jockers unterscheidet man zwischen frühblühenden Bäumen wie Birke, Erle und Hasel, verschiedenen Gräsern, Getreide und Lieschgräsern, die in dieser Reihenfolge vom Frühjahr bis in den Herbst hinein blühen.
Tipp für Pollenallergiker: Vor dem Schlafengehen Haare waschen
Um die lästigen Symptome des Heuschnupfens unter Kontrolle zu bringen, gibt es für Allergiegeplagte heutzutage glücklicherweise schon eine Vielzahl an Möglichkeiten. Sowohl die Schulmedizin als auch die Naturheilkunde bieten mehrere Therapien an. „Von der Schulmedizin her gibt es bei Heuschnupfen die Allergenkarenz, die Pharmakotherapie und schließlich noch die Immuntherapie", erklärt Jockers. „Bei der Karenz geht es darum, die Allergieauslöser nach Möglichkeit vollständig zu vermeiden, also zur Zeit des Pollenflugs zum Beispiel in ein kühleres Land zu flüchten. Bei der Pharmakotherapie können sowohl lokal, also speziell an Augen, Nase oder Lunge, als auch systemisch, also ganzheitlich wirkende Antihistaminika eingesetzt werden. Wenn diese Behandlung keinen Erfolg hat, kommt ein Kortikoid zum Einsatz. Die dritte Möglichkeit ist die Immuntherapie. Hier hyposensibilisiert man mithilfe einer Spritze oder oral eingenommener Tröpfchen. Man füttert den Körper also mit dem Allergen, zunächst mit kleinen Dosen, welche man immer weiter steigert, sodass man den Körper praktisch wieder an das Allergen gewöhnt. Allerdings gibt es bei dieser Therapieform auch Risiken wie Schockreaktionen, sodass man hier immer abwägen muss, je nachdem wie groß die Beschwerden sind."
Die Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten der Naturheilkunde zielen laut Prof. Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin, im Vergleich zur Schulmedizin weniger auf ein Molekül wie die Antihistaminika, sondern versuchen stattdessen, den Körper ganzheitlich von der Allergieneigung wegzubewegen. Vor allem zur Akupunktur und zur Behandlung mit dem Heilpflanzenextrakt aus der sogenannten Pestwurz gebe es schon gute wissenschaftliche Studienbefunde. „Aber auch die Kneipp-Therapie mit Gesichtsgüssen, Nasenspülungen und -güssen kann helfen", sagt Michalsen. „Ebenso empfiehlt es sich, ausreichend zu schlafen und diverse Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Tai Chi zu lernen und zu praktizieren. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass auch Heilfasten und eine vegetarische, ballaststoffreiche Ernährung, die Futter für die sogenannten guten Bakterien, die Präbiotika, enthält, zu einem guten Erfolg beitragen können. Gegebenenfalls können auch Ernährungsformen mit weniger Gluten hilfreich sein." Die Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten der Naturheilkunde seien im Großen und Ganzen für alle an Allergie leidenden Menschen möglich und geeignet.
Ganz generell rät Martin Jockers Betroffenen dazu, sich die Wettervorhersagen anzuschauen und zu prüfen, ob trockene, windhaltige Wetterlagen herrschen. Außerdem sollten vor dem Schlafengehen die Haare gewaschen werden, um die darin befindlichen Pollen zu entfernen. Auch Rasensprenger und Sonnenbrillen können nützliche Helfer sein. Auf Sport sollte während der Zeit der allergischen Reaktion lieber verzichtet werden, weil dieser die Lunge dann sehr stark belastet. Um es gar nicht erst zu den lästigen Symptomen des Heuschnupfens kommen zu lassen und das Risiko einer Allergie bei Kindern zu minimieren, sollten diese laut Professor Michalsen in nicht zu sterilen oder zu sauberen Umgebungen aufwachsen, weil dies Allergien fördern kann. Nach Angaben von Jockers schützt auch Muttermilch vor Allergien, während rauchende Eltern oder die Haltung von Haustieren das Risiko erhöhten. Ganz vermeiden ließen sich Allergien jedoch nie. „Wenn ein Elternteil belastet ist, ist die Chance, dass das Kind diese auch bekommt, hoch, und wenn beide Elternteile betroffen sind, noch höher. Das sind also schon genetische Dispositionen", erklärt Jockers. Gerade bei Kindern sollte Heuschnupfen in jedem Fall durch Medikamente, egal ob schulmedizinisch oder alternativ, behandelt werden, da hier die Gefahr für Folgeerkrankungen besonders hoch ist. Aber auch Erwachsene sollten Heuschnupfen nicht auf die leichte Schulter nehmen, weil es ohne dessen Behandlung zu chronischen Veränderungen im Bereich Nase und Nasennebenhöhlen und zu einem sogenannten „Etagenwechsel" kommen kann, bei dem ein allergisches Asthma entwickelt wird. Jocker betont: „Das ist schon eine bedrohliche Geschichte, weshalb hier ganz klar die Empfehlung gilt, Heuschnupfen in jedem Fall behandeln zu lassen".