Der verpasste Aufstieg schmerzt zwar immer noch, doch der Blick des 1. FC Saarbrücken geht schon wieder nach vorne. Der Trainer bleibt an Bord, in der Mannschaft bleibt fast alles beim Alten. Ein Selbstläufer wird die kommende Saison deshalb aber nicht.
Es gibt gute und schlechte Tage, dass wir grundsätzlich niemand anderem als uns die Schuld dafür geben können, macht es natürlich nicht leichter für uns", resümiert FCS-Sportdirektor Marcus Mann. Das trifft den Nagel wohl auf den Kopf, denn der 1. FC Saarbrücken hat sich aufgrund individueller Fehler selbst aus der Bahn geworfen und den Aufstieg in die Dritte Liga auf den letzten Metern verspielt. Zwar würde es mit Sicherheit den einen oder anderen Schiri geben, der die Rote Karte nicht gibt oder der den Elfmeter nicht pfeift, Fehlentscheidungen waren es aber in keinem Fall, betont der Sportdirektor. Den Kopf in den Sand stecken werden die Blau-Schwarzen und Marcus Mann aber nicht. „Wenn ich nicht positiv in die Zukunft blicken würde, wäre ich hier fehl am Platz. Es muss immer weitergehen", gibt sich der ehemalige FCS-Kapitän kämpferisch.
Während die Bilder des Löwen-Jubels also langsam aus der Erinnerung verschwinden, kehrt zumindest ein wenig Alltag zurück zum FCS. Was Marcus Mann vor allem positiv in die Zukunft blicken lässt, ist die weitere Zusammenarbeit mit dem Trainerteam und einer kaum veränderten Mannschaft. Natürlich überstrahlen die Abgänge der beiden Topstürmer Patrick Schmidt und Kevin Behrens ein wenig das Geschehen, doch auch in dieser Hinsicht relativiert der Sportdirektor: „Beide sind nicht als diejenigen gekommen, die sie heute sind. Sie haben sich hier weiterentwickelt und genau das muss man denjenigen, die die beiden ersetzen sollen, eben auch zugestehen."
Aufstieg auf den letzten Metern verspielt
Eine Verpflichtung für den Sturm gibt es sogar schon zu vermelden. Von Sandhausen kommt José Pierre Vunguidica. Der 28-jährige kantige Stürmer kam aufgrund einer Verletzung bei Sandhausen nicht mehr zum Zug und soll nun eine der Lücken schließen, die die beiden Abgänge hinterlassen haben. Sebastian Jacob, der sich in den Aufstiegsspielen durchaus als eine Verstärkung erwiesen hat, bleibt wohl über den Sommer hinaus ein Blau-Schwarzer. Ansonsten bleibt das Grundgerüst der Mannschaft aber bestehen. Torhüter Daniel Batz, Marco Kehl-Gomez und Markus Obernosterer werden im nächsten Jahr zum vierten Mal den Versuch starten, aus der Regionalliga aufzusteigen, die bewährte Doppelsechs mit Manuel Zeitz und Marco Holz bleibt ebenso erhalten. Eine große Fluktuation wird es nicht geben. „Die Mannschaft, mit der wir diese Saison Meister wurden, bleibt im Kern zusammen, das stimmt mich durchaus optimistisch", so Mann. Wer die beiden Hünen im Sturm ersetzen soll, ist weiterhin offen. Denkbar ist auch, vom klassischen 4-4-2 wegzugehen und auf ein 4-2-3-1 zu wechseln. „Unser Kader gibt auch für die zweite Option ordentlich was her, doch letztendlich entscheidet das der Trainer", folgert Mann. Vor allem Markus Obernosterer, der in diesem Jahr enorm viel Pech an seinen Füßen hatte, könnte in dieser Option hinter den Spitzen eine wichtige Rolle spielen. „Er hatte Verletzungspech bei uns, er kann im Sommer wie jeder andere auch neu angreifen. Bei ihm ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben", sagt Mann. Ansonsten sind laut dem FCS-Sportdirektor keine großen Veränderungen mehr zu erwarten: „Wir werden die Spieler ersetzen, die auch gehen." Ob der Verein auch noch im Defensivverbund reagieren muss, hängt vor allem mit dem Heilungsverlauf von Marlon Krause zusammen. Aufgrund eines komplizierten Knorpelschadens ist noch offen, wann der Defensivallrounder wieder auf den Platz zurückkehren kann. Trotz der Abgänge und trotz der einen oder anderen Verletzung: Der Kader hat nächstes Jahr wieder genug Qualität, um erneut Meister zu werden. Nichts anderes ist das Ziel.
Ein Selbstläufer wird es kommendes Jahr aber mit Sicherheit nicht werden. Aufgrund des Aufstiegsstaus in der Regionalliga Südwest werden es auch im kommenden Jahr die üblichen Verdächtigen sein. Die SV Elversberg wird es versuchen wollen, ebenso die Kickers aus Offenbach. Die starken Zweiten Mannschaften aus Freiburg, Mainz und Hoffenheim sind zwar immer eine Wundertüte, haben aber auch genug Potenzial in ihren Reihen, um für eine Überraschung zu sorgen. Für den FC Homburg kommt der Sprung ins vordere Drittel vielleicht zu früh, ärgern kann dieser Kader die Großen aber durchaus. Demnach wäre es fatal zu erwarten, dass die Meisterschaft erneut so souverän eingefahren wird wie in diesem Jahr. Doch genau das wird nicht nur für den FCS das Ziel sein.
Der Kader hat wieder genug Qualität
Das ist auch Trainer Dirk Lottner bewusst, der aber mit seiner Vertragsverlängerung um zwei weitere Jahre klar zu verstehen gegeben hat: Wir sind hier noch nicht fertig. Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Robert Roelofsen wird er auch im kommenden Jahr die Mission Aufstieg angehen. Marcus Mann ist darüber natürlich sehr erfreut: „Diese Konstellation hat sich nun seit zwei Jahren bewährt, die Mannschaft kennt er in- und auswendig. Er weiß, was sie kann, und was sie nicht kann. Deshalb gab es da für uns auch keinerlei Zweifel." Wer sich an die Saison nach der verpassten Relegation erinnern kann, weiß, dass die kommende Saison meist für den Kopf sehr anstrengend wird. Wie Dirk Lottner und sein Team diesen Umstand in den Griff bekommen werden und ob es überhaupt notwendig sein wird, bleibt abzuwarten.
Nach einer eigentlich überragenden Saison steht der FCS nun mit leeren Händen da. Marcus Mann muss sich zwar „manchmal noch schütteln", den Kopf in den Sand yu stecken war aber auch für ihn keine Option. Sondern eher geht der Blick nach vorne zur kommenden Saison. „Wir werden wieder als Einheit zusammenwachsen müssen, dann bin ich sehr optimistisch", so Mann. Sollte dieser Optimismus auch auf die Mannschaft überspringen, ist auch im nächsten Jahr einiges möglich. „Es geht immer weiter", sagt der 34-Jährige entschlossen. Im nächsten Jahr geht es gezwungenermaßen in der Regionalliga weiter. Danach hoffentlich eine Liga höher.