Der größte Teil des Goldes wird zwar immer noch in der Schmuckindustrie oder als Wertanlage verwendet. Doch auch aus der Industrie und der Medizin ist das Metall nicht mehr wegzudenken. Man kann es sogar essen.
Im 19. Jahrhundert brachen die Menschen im Goldrausch nach Kalifornien, Alaska oder Australien auf. Heutzutage genügt der Griff in die Schublade. Allein in Deutschland liegen dort schätzungsweise bis zu 100 Millionen alte Handys ungenutzt herum, und jedes einzelne von ihnen enthält Gold. Zwar sind es in jedem Mobiltelefon gerade einmal 24 Milligramm, was selbst bei feinstem Gold umgerechnet noch nicht einmal einem Wert von einem Euro entsprechen würde, doch zusammengerechnet lagern hierzulande 2,4 Tonnen Gold in den Schränken mit einem Gesamtwert von rund 100 Millionen Euro – und mit jeder neuen Smartphone-Generation werden es mehr.
Der größte Teil des Goldes wird immer noch in der Schmuckindustrie oder als Wertanlage in Form von Goldbarren verwendet. So betrug die Gesamtnachfrage nach Gold im vergangenen Jahr weltweit knapp 4.100 Tonnen, wovon mehr als die Hälfte auf die Schmuckbranche entfielen und knapp ein Drittel auf den Bereich Investment. Doch knapp 333 Tonnen oder acht Prozent des geförderten Goldes flossen auch in den Industriesektor und dort vor allem in die Produktion von Elektronikware wie eben Smartphones.
Die Firmen machen sich dabei die besonderen Eigenschaften des Goldes zunutze. Gold leitet sehr gut den Strom, auch bei sehr niedrigen Spannungen. Es korrodiert nicht. Und es zählt aufgrund seiner hohen Dehnbarkeit zu den Metallen, die sich am besten formen und verarbeiten lassen. Gold wird deshalb unter anderem in Steckverbindern, Schaltern, Lötstellen und Verbindungsdrähten verwendet. Auch die Montage von mikroelektronischen und Laserdioden-Chips erfolgt auf vergoldeten Flächen. Viele moderne Geräte wären ohne das Metall gar nicht möglich.
Selbst in der Raumfahrt wird Gold häufig verwendet, weil es sich als äußerst zuverlässiges Material erwiesen hat. Vor allem reflektiert es infrarote, rote und gelbe Wellenlängen des Lichts bedeutend besser als die energiereicheren blauen, blauvioletten und ultravioletten Lichtstrahlen und kann deshalb hervorragend für wärmereflektierende Beschichtungen benutzt werden. Viele Teile von Raumschiffen und Satelliten sind mit einem dünnen, goldüberzogenen Polyester bedeckt. Auch die Visiere der Astronautenhelme glänzen so, weil sie mit einem dünnen Goldfilm beschichtet wurden, der die Augen und Haut der Raumfahrer vor der starken Sonneneinstrahlung im Weltraum schützt.
Ein noch relativ neues Anwendungsgebiet ist die Nanostrukturforschung, also die Erforschung selbst kleinster Strukturen bis hin zur Größe eines einzigen Atoms, wie sie beispielsweise an der Universität des Saarlandes betrieben wird. Sie gilt als eine der wichtigsten Technologien des 21. Jahrhunderts. Dabei scannt ein sogenanntes Rastertunnelmikroskop die Oberfläche mithilfe einer Sonde, die in den meisten Fällen aus Gold gefertigt ist.
Gold kommt auch in der Medizin zum Einsatz. Vor allem in der Zahnmedizin wird Gold für Füllungen, Kronen, Brücken sowie kieferorthopädische Apparaturen verwendet, da es äußerst resistent gegenüber Wasser und Säure und somit lange haltbar ist. Es ist zudem nicht allergen und leicht anzupassen. Aufgrund des hohen Goldpreises werden mittlerweile allerdings vermehrt Amalgam, Titan oder Keramik eingesetzt, zum Teil auch aus ästhetischen Gründen. Schließlich präsentiert längst nicht jeder so stolz seinen Goldzahn wie einige Vertreter der amerikanischen Hip-Hop-Szene, für die eine goldene Zahnleiste auch immer ein Statussymbol darstellt.
Hildegard von Bingen empfiehlt Gold gegen Rheuma
Man kann Gold aber nicht nur im Mund tragen, sondern auch im Auge. Lagophthalmus heißt eine seltene Krankheit, bei der die Betroffenen ihr Augenlid nicht ganz schließen können. In einigen Fällen haben Mediziner den Patienten Gold in das Lid eingearbeitet, um es zu beschweren und somit ein Schließen wieder zu ermöglichen.
Schon im Mittelalter wusste man um die Heilkraft des Goldes. So schrieb etwa Hildegard von Bingen in ihrem Werk „Physica" über die Goldkur: „Ein Mensch, der nun unter Gicht leidet, nehme Gold, koche dieses, trenne den Schmutz davon, ohne dass etwas vom Gold verschwinde, nehme dies Pulver, indem er es mahle… Dies esse der Mensch frühmorgens nüchtern." Zum Teil werden Goldsalze auch heute noch gegen Rheuma verwendet, allerdings ist diese Behandlung durchaus mit Nebenwirkungen verbunden.
Gänzlich unbedenklich ist Gold dagegen als Zusatz in Lebensmitteln. Der Organismus scheidet es wieder vollständig aus. Vor allem für die Veredelung von Schokolade und Pralinen wird gern auf Gold zurückgegriffen. Aber nur, wenn auf der Packung der Zusatzstoff „E 175" angegeben ist, wurde echtes 22-karätiges Blattgold verwendet. Auch der teuerste Burger der Welt wird in London mit einer Schicht aus Blattgold serviert Er kostet 1.569 Euro – immerhin inklusive einem Glas Champagner. Günstiger kommt man bei zwei Currywurstbuden in Berlin und Düsseldorf weg, die ihre Currywurst auf Wunsch ebenfalls mit Goldstaub dekorieren.