Der Musical-Film „Mamma Mia!" wird fortgesetzt. In „Here we go again" wird erzählt, wie Donna als junge Frau ihre drei Männer kennenlernte, schwanger wurde und nach Griechenland zog.
Mit dem Begriff „Kult" wird zuweilen etwas salopp umgegangen. Ist etwas erfolgreich, bekommt es schnell diesen Adelstitel, verschwindet jedoch oft wieder vom Markt und aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Bei „Mamma Mia!" ist das anders. Seit der Musical-Film mit den Songs der Pop-Gruppe Abba im Jahr 2008 in die Kinos kam, soll er nach Angaben des Filmverleihs Universal 600 Millionen Dollar eingespielt haben. Und jeden Sommer kommt eine erhebliche Summe hinzu, weil „Mamma Mia!" auf den Programmen von zahlreichen Open-Air-Kinos steht. Die Fans kennen jeden Dialog, jede Szene und jeden Abba-Song sowieso. Kein Wunder also, dass Hollywood an einer Fortsetzung der Geschichte arbeitete. Mit „Here we go again" ist es so weit:
Die Geschichte beginnt dort, wo der erste Mamma-Mia-Film endete: auf Kalokairi, der schönen griechischen Insel, auf der Donna (Meryl Streep) ihr etwas brüchiges Hotel führt. Aber einige Jahre sind vergangen und Donnas Tochter Sophie (Amanda Seyfried) stellt fest, dass sie ein Baby erwartet. Sie erzählt es zuerst Rosie (Julie Walters) und Tanya (Christine Baranski), den Freundinnen ihrer Mutter Donna. Da erinnern sich Rosie und Tanya an die späten 70er-Jahre, in denen Donna jung war und Sam (Pierce Brosnan), Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgård) unter der Sonne Griechenlands kennenlernte, schwanger wurde und ihr Leben auf Kalokairi selbst in die Hand nahm.
Regisseur und Drehbuchautor Ol Parker konnte für den neuen Film alle Superstars aus „Mamma Mia!" wieder an Bord holen. Das Wiedersehen macht Spaß, birgt aber – wie oft bei Fortsetzungen – die Gefahr der Wiederholung. So ist es eine gute Idee, dass „Mamma Mia! Here we go again" die gegenwärtige Rahmenhandlung verlässt und einen Teil der Geschichte im Jahr 1979 spielen lässt – immerhin die Zeit, in der die Pop-Gruppe Abba auf dem Höhepunkt ihres Erfolges war. Durch die Rückblende rückt eine neue Besetzung in den Vordergrund. Schließlich gilt es, alle Hauptfiguren in ihren jungen Jahren zu zeigen. Lily James spielt die junge Donna, Jessica Keenan Wynn verkörpert Tanya und Alexa Davies schlüpft in den Charakter von Rosie. Allesamt in Deutschland recht unbekannte Schauspieler, wodurch der Ruhm der Originalbesetzung unangetastet bleibt.
Handlung nimmt Fahrt auf
Das ist eine runde Sache – auch, weil die zeitlosen Abba-Songs immer funktionieren und gekonnt mit der Handlung verknüpft werden. So sind Hits wie „Waterloo", „Dancing Queen" und „Thank you for the Music" zu hören. Aber auch etwas unbekanntere Abba-Songs wie „When I kissed the Teacher", „Kisses of Fire" und „I wonder" werden ganz im Stil der 70er-Jahre gesungen, während „One of us" (im Jahr 1981 einer der letzten Hits von Abba) auf der Leinwand den gleichen Hauch von Bitterkeit verströmt wie damals, als Abba in ihren Songs die nahende Trennung der Gruppe besangen. Kein Wunder also, dass der Titel perfekt ist für Donnas Entscheidung, ihr Kind ohne einen Vater aufzuziehen.
Zurück in der Gegenwart nimmt die Handlung rasant an Fahrt auf. Sophie möchte ihrer Mutter von ihrer Schwangerschaft erzählen und das Ereignis mit viel Musik feiern.
Dass da nicht alles wie geplant läuft, ist vorauszusehen und macht den Reiz des Musicals aus. Deutlich wird, dass Sophie im Mittelpunkt von „Here we go again" steht.
Nicht jedes Erlebnis unter der Sonne Griechenlands wird Sophie glücklich machen und auch die Zuschauer werden überrascht, so will es das Drehbuch. So richtig rund läuft nicht jede Szene – es kommt bei „Here we go again" doch zuweilen der Gedanke auf, alles schon einmal gesehen zu haben. Ein Ass hat der Film dennoch im Ärmel. Vor dem Finale hat Superstar Cher einen großen Auftritt. Die offenbar niemals alternde Sängerin spielt Donnas Mutter und darf „Fernando" zum Besten geben – selbstredend in einer perfekten Version, auf die Agnetha und Anni-Frid (die echten Abba-Sängerinnen) durchaus neidisch sein dürfen. Wen stört es da, dass der Film jegliche biologischen Möglichkeiten außer Kraft setzt – ist Cher doch nur drei Jahre älter als ihre Film-Tochter Meryl Streep. Und so hat der Musical-Film „Mamma Mia! Here we go again" durchaus das Zeug zu einem großen Sommer-Kino-Spaß. Die Betreiber von Open-Air-Kinos können beide Filme gut als Double Feature spielen und voller Hoffnung sein, dass eine solche Doppelvorstellung von den Fans zum Kult gemacht wird.