07.01.2023
Nach Wahlchaos endlich am Ziel
Der Republikaner Kevin McCarthy wurde nach einem unerbittlichen parteiinternen Machtkampf von historischem Ausmaß der neue Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses. Man wählte den 57-Jährigen im 15. Wahlgang auf den mächtigen Posten, nachdem ihm diverse Parteikollegen in den vorherigen Durchgängen die Gefolgschaft verweigert hatten und er die nötige Mehrheit deshalb immer wieder verfehlt hatte. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump versuchte, McCarthys Sieg nach einem tagelangen Wahlchaos für sich zu beanspruchen.
McCarthy wurde damit die neue Nummer drei der staatlichen Rangfolge nach dem US-Präsidenten und dessen Vize und folgte in dem mächtigen Amt auf die Demokratin Nancy Pelosi. Die parteiinterne Rebellion gegen McCarthy hatte das Repräsentantenhaus über Tage gelähmt und ins Chaos gestürzt.
Üblicherweise ist die Wahl zum Vorsitzenden der Kongresskammer eine Formalie. Doch mehrere Parteikollegen vom Rechtsaußen-Flügel der Fraktion lehnten sich gegen McCarthy auf und verweigerten ihm ihre Unterstützung. Angesichts einer nur knappen Mehrheit der Republikaner in der Kammer schaffte es McCarthy daher in diversen Wahlgängen nicht, auf ausreichend Stimmen zu kommen.
Für den Politiker war das Schauspiel eine Demütigung, die in die Geschichtsbücher eingehen dürfte: Seit dem 19. Jahrhundert haben die Abgeordneten im Repräsentantenhaus nicht mehr so viele Anläufe gebraucht, um einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Mehr Wahlgänge gab es zuletzt nur 1859/1860. Damals wurde der Republikaner William Pennington erst im 44. Wahlgang zum Vorsitzenden der Kongresskammer gewählt. Das Prozedere dauerte damals mehrere Wochen. In McCarthys Fall zog sich der Abstimmungsmarathon über mehrere Tage hin.
19.01.2023
Völler wird DFB-Direktor
Rudi Völler soll die Nationalmannschaft für die Heim-EM 2024 aus dem Leistungs- und Stimmungstief reißen. Nachdem eine Taskforce den 62-Jährigen empfohlen hatte, stimmten die Gremien des Deutschen Fußball-Bundes zu. Am 1. Februar nahm der Weltmeister von 1990 seine Arbeit als neuer Direktor der A-Nationalmannschaft der Männer auf. „Nach vielen tollen Jahren bei Bayer 04 Leverkusen kehre ich dorthin zurück, wo ich schon als Teamchef wunderbare Zeiten erleben durfte. Meine neue Aufgabe bei der Nationalmannschaft gehe ich deshalb mit Dankbarkeit, Leidenschaft und großer Motivation an“, sagte Völler in der DFB-Mitteilung. „Als Erstes müssen wir die Grundlagen schaffen für eine erfolgreiche und von ganz Deutschland getragene Heim-Europameisterschaft 2024. Die Spieler dafür haben wir.“
01.01.2023
Heiko Maas zieht sich zurück
Der frühere Außenminister Heiko Maas legte sein Bundestagsmandat zum 31. Dezember 2022 nieder. Auf Instagram hatte Maas sich zu Wort gemeldet und zwei Bilder gepostet, die ihn im Abstand von 30 Jahren zeigten. „Als junger Sozialdemokrat hatte ich keine Vorstellung darüber, was mich in den folgenden Jahrzehnten erwarten wird. Nach 8 Jahren als Bundesminister habe ich mich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie meine berufliche und politische Zukunft aussehen könnte. Ich habe immer gesagt, dass ich nicht als Politiker in Pension gehen werde. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen“, schrieb der 56-Jährige. Seit seiner Zeit als Minister saß Maas als einfacher Abgeordneter für den Wahlkreis Saarlouis im Bundestag. Seine Nachfolge trat nun die 22-jährige Emily Vontz aus Losheim an, die zu dem Zeitpunkt Juso-Landesvorsitzende an der Saar war. „Klar werde ich auffallen als jüngste Bundestagsabgeordnete“, sagte Vontz der dpa. Ihr gehe es aber nicht ums Auffallen. „Gerade junge Menschen, die genauso alt sind wie ich, sagen, sie finden es richtig gut, dass mal jemand in unserem Alter im Bundestag sitzt.“
01.01.2023
Bürgergeld löst Hartz IV ab
Am Neujahrstag trat das neue Bürgergeld in Kraft. Die Regelsätze für Bedürftige stiegen um rund 50 Euro. Für alleinstehende und alleinerziehende Leistungsberechtigte gab es ab 1. Januar 502 Euro im Monat, für zwei erwachsene Partner einer sogenannten Bedarfsgemeinschaft jeweils 451 Euro. Für Jugendliche im 15. Lebensjahr bis unter 18 Jahre fließen 420 Euro. Kinder erhalten vom Beginn des siebten bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres 348 Euro. Für Kinder bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres werden 318 Euro gezahlt. In einer Karenzzeit von zwölf Monaten wird die Angemessenheit der Wohnung nicht geprüft. Bis dahin werden die Kosten der Wohnung voll übernommen. In den ersten zwölf Monaten bleibt zudem Vermögen bis zu 40.000 Euro für die erste Person der Bedarfsgemeinschaft geschützt. Für jede weitere Person erhöht sich dieser Freibetrag um je 15.000 Euro. Werden Termine ohne wichtigen Grund versäumt, kann der Regelbedarf um zehn Prozent für einen Monat gemindert werden. Bewirbt sich jemand absprachewidrig nicht auf einen Job oder nimmt an keinem Kurs teil, dann kann der Regelbedarf zunächst um zehn Prozent für einen Monat gemindert werden. Bei einer zweiten Pflichtverletzung soll er um 20 Prozent für zwei Monate und in der letzten Stufe um 30 Prozent für drei Monate gekürzt werden können. Ab der Jahresmitte ersetzte ein Kooperationsplan die bisherige Eingliederungsvereinbarung.
16.01.2023
Gina Lollobrigida gestorben
Der Tod der italienischen Schauspielerin Gina Lollobrigida löste in ihrem Heimatland und auch international Bestürzung aus. Die legendäre Kino-Darstellerin und Künstlerin war im Alter von 95 Jahren gestorben.
Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano nannte Lollobrigida eine „Diva des großen Kinos“ und meinte: „Ihr Charme wird für immer bleiben.“ Lollobrigidas Schauspielkollegin und Oscar-Gewinnerin Sophia Loren sagte: „Ich bin zutiefst erschüttert und betrübt.“
Auch international wurde der Tod der Kino-Ikone betrauert. Hollywood-Schauspieler Antonio Banderas schrieb bei Twitter: „Uns hat eine große Legende des italienischen Kinos verlassen. Ruhe in Frieden.“ Kevin Spacey sagte bei einem Besuch in Turin – wo ihm trotz der jüngsten Vorwürfe sexueller Übergriffe ein Preis für sein Lebenswerk überreicht wurde –, Lollobrigida „war eine großartige Schauspielerin, und sie hatte ein unglaubliches Leben“. Der deutsche Modeschöpfer Harald Glööckler sagte der dpa: „Sie hat unser Leben glamourös gemacht, jetzt ist der Himmel etwas glamouröser.“
Lollobrigida zählt zu den großen Filmikonen Italiens. Neben Sophia Loren, Claudia Cardinale und Monica Vitti erlangte sie in den Nachkriegsjahrzehnten weltweiten Ruhm.
04.01.2023
Ein schwerer Kampf endet
Der frühere Skistar Felix Neureuther gab nach dem Tod seiner Mutter Rosi Mittermaier einen Einblick in die Zeit der Trauer. „Es war eine gewisse Leere da, mit der wir erst zurechtkommen mussten – und noch müssen. Wir alle werden Mama immer im Herzen tragen. Aber das Leben muss weitergehen. Das wollte die Mama“, sagte Neureuther der „Bild“. Die zweimalige Olympiasiegerin war am 4. Januar im Alter von 72 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. „Mami hat uns ihre Wünsche gesagt, wie wir vor und nach ihrem Tod vorgehen sollen“, sagte Neureuther (38). „Mami fühlte sich ja nie als Superstar und wollte keine große Trauerfeier. Es sollte kein Auflauf wie beim Papst sein.“ Es sei ihr expliziter Wunsch gewesen, dass er für seine Tätigkeit als TV-Experte ans Lauberhorn reise, berichtete Neureuther. „Felix, fahr nach Wengen“, habe seine Mutter ihm noch gesagt. Wengen sei ein „ganz spezieller Ort für uns als Familie“, erzählte der 13-malige Weltcupsieger. Sowohl er als auch sein Vater Christian Neureuther haben den Slalom in der Schweiz zu ihrer aktiven Zeit als Skirennfahrer jeweils zweimal gewonnen.
05.01.2023
Papst beerdigt Papst
Die katholische Kirche nahm in Rom Abschied von Benedikt XVI. Das Requiem für den emeritierten Papst auf dem Petersplatz wurde von Benedikts Nachfolger Franziskus geleitet. Im Vergleich zu der Totenmesse für den „Jahrhundertpapst“ Johannes Paul II. im Jahr 2005 war der Andrang der Gläubigen eher gering. Dem Vatikan zufolge nahmen schätzungsweise rund 50.000 Gläubige teil. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde der frühere Pontifex im Anschluss im Petersdom in einer kleinen Zeremonie beigesetzt. Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, war im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben. Die Totenmesse für Benedikt war für die katholische Kirche zeremonielles Neuland, weil mit ihm erstmals seit Jahrhunderten ein emeritierter Papst beigesetzt wurde und kein Nachfolger gewählt werden musste.
03.01.2023
Abschied von einer Legende
Im Stadion seines langjährigen Vereins FC Santos fand die Totenwache für die brasilianische Fußball-Legende Pelé statt. Zahlreiche Fans zogen an dem in der Spielfeldmitte des Estádio Urbano Caldeira in der Hafenstadt Santos aufgebahrten Leichnam des dreifachen Weltmeisters vorbei, wie das Nachrichtenportal „G1“ berichtete. In dem Stadion wurden viele Blumengebinde niedergelegt, darunter im Namen des brasilianischen Fußballverbands CBF, des Vereins FC Santos, des Stürmerstars Neymar und des früheren Nationalspielers Romário. Zuvor war der Sarg vom etwa 80 Kilometer entfernten Hospital Israelita Albert Einstein nach Santos gebracht worden. Pelés Sohn Edinho veröffentlichte bei Instagram mehrere kurze Videos von dem Autokorso. „Wir sind zu Hause angekommen“, schrieb er zu dem letzten Clip. Die Totenwache sollte 24 Stunden dauern. Auch Brasiliens neuer Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wurde in dem Stadion erwartet.
Edson Arantes do Nascimento, wie der Stürmer mit vollem Namen hieß, hatte den Fußball wie kaum ein anderer geprägt. Er war schon zu Lebzeiten eine Legende. Mit 77 Treffern in 92 Länderspielen ist Pelé noch immer Rekordtorschütze der Seleção, der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft. Auf ebenfalls 77 Tore kommt allerdings sein 30 Jahre alter Landsmann Neymar.