Der Abstieg war das Beste, was Max Hartz passieren konnte. In der 2. Bundesliga konnte sich der 25-jährige Handballer nicht durchsetzen, in der 3. Liga blüht er auf.
Max Hartz musste sich im Handball alles hart erarbeiten. Zwar wurde dem Sohn des saarländischen Rekordnationalspielers Jürgen Hartz (58 Länderspiele, 158 Tore) das Handball-Gen in die Wiege gelegt. Doch geschenkt wurde ihm dafür nichts. Als Jugendspieler blieb er unter dem Radar der Förderstrukturen – für die Saarauswahl reichte es lange nicht. Bevor sein Weg 2017 zum damaligen Zweitligisten HG Saarlouis führte, sammelte Hartz bei seinem Heimatverein TV Niederwürzbach, dem TuS Dansenberg und SV 64 Zweibrücken erste Erfahrungen im Herren-Bereich. In der 2. Liga konnte sich der heute 25-Jährige nicht durchsetzen. Seit dem Abstieg der HG in die 3. Liga im Jahr 2018 ist Hartz als wichtige Stütze des Teams nicht mehr wegzudenken.
Zum ersten Mal bei den „Großen" reinschnuppern durfte Max noch in Niederwürzbach. Vater Jürgen, damals Trainer des TVN, holte ihn bereits an seinem 14. Geburtstag erstmals mit ins Erstmannschafts-Training.
Eine Maßnahme, die Wirkung zeigte: „Ich habe mir ab diesem Zeitpunkt geschworen, mich voll reinzuhängen und Zusatzeinheiten draufzupacken, um meine Ziele zu erreichen", blickt Hartz junior zurück. Die Beziehung zu seinem Vater ist auch heute noch vom Handball geprägt: „Wenn wir uns unterhalten, reden wir meistens darüber", gibt Max zu und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Er ist mein kritischster Begutachter."
Auch HG-Trainer Philipp Kessler verfolgt die Entwicklungsschritte von Max Hartz ganz genau. „Die 3. Liga ist eine, die ihm sehr gut zu Gesicht steht. Schon letzte Saison hatte er viele gute Aktionen und hat das Vertrauen in ihn bestätigt", lobt Kessler seinen Schützling, der in der vergangenen Spielzeit aufgrund einer Fußverletzung länger ausfiel. „Er hat einen großen Willen und schiebt auch schon mal Extraschichten im Kraftraum. Dementsprechend hat er sich in der Vorbereitung gut präsentiert", attestiert Trainer Kessler. Hartz’ größter Trumpf ist seine Wurfstärke. „Vor allem aus dem langen Arm heraus", weiß Kessler und erklärt: „Er hat mit Blick auf seine Körpergröße eine extrem große Spannweite. Kann sein, dass er das von seinem Vater geerbt hat. Jedenfalls macht er das sehr gut." Auch den Blick für die Mitspieler – die wohl wichtigste Eigenschaft als Spielmacher – hebt der HG-Trainer hervor. Genauso wie seine „Galligkeit. Er ist sich nicht zu schade, voll dahin zu gehen, wo es wehtut. Man kann sich auch gut mit ihm über das unterhalten, was er noch verbessern muss. Es macht einfach Spaß, mit ihm zu arbeiten."
Das liegt neben seinem großen Ehrgeiz auch daran, dass das Handballspielen für Max Hartz mehr als nur eine große Leidenschaft ist. Andere Sportarten hatten beim ausgebildeten Industriekaufmann keine ernstzunehmende Chance. „Was Fußball angeht, habe ich zwei linke Füße. Ich habe nach zwei Trainingseinheiten schon gemerkt, dass das nix für mich ist", gibt Hartz schmunzelnd zu. Auch Tennis, was er eine Zeit lang gern spielte, konnte seine familiäre Prägung nicht überdecken: „Wir sind alle handballverrückt, daher wurde mir diese Sportart quasi in die Gene geschrieben", sagt er selbst. Als kleines Kind flitzte er im TVN-Trikot und mit Ball an der Hand durch die Hallen der Nation, durch die Papa Jürgen mit dem damaligen Bundesligisten aus Niederwürzbach tourte. Am meisten fasziniert Max Hartz, „dass im Handball so viel in so kurzer Zeit passieren kann. Im Fußball ist es beim Stand von 2:0 in der 90. Minute eher unwahrscheinlich, dass das Ding noch gedreht wird. Im Handball kann sich das Blatt binnen einer Minute komplett wenden", findet er. Dass er auf seiner Position des Spielmachers solche Phasen in einem Spiel aktiv gestalten und entscheiden kann, macht einen zusätzlichen Reiz aus.
Auf lange Sicht vorne mitspielen und wieder aufsteigen
Dieser Reiz wird größer, seit er die Entwicklung vom talentierten Ergänzungsspieler eines Zweitligisten zum wichtigen Impulsgeber eines Drittligisten durchgemacht hat. „In der 2. Bundesliga war ich ja schon froh, wenn ich überhaupt dabei sein durfte und alles von der Bank aus miterleben durfte", erinnert sich der Rechtshänder und ergänzt bescheiden: „Jetzt aktiv eingreifen zu dürfen, ist natürlich noch einmal etwas ganz anderes. Ich freue mich, dass ich mittlerweile angekommen bin und dass es ganz vernünftig klappt." Das, was der HG am Ende der Saison 2017/2018 den Klassenverbleib kostete, ist eine Liga tiefer ebenfalls nicht so stark ausgeprägt: „Wenn man in der 2. Bundesliga einen Fehler gemacht hatte, wurde der mit großer Wahrscheinlichkeit gnadenlos bestraft", erinnert sich Hartz: „Man konnte sicher sein, dass das Spiel verloren geht, wenn man sich zu viele Fehler leistet. Das ist momentan nicht so. Nicht erst einmal konnten wir Spiele noch für uns entscheiden, obwohl wir einige Fehler gemacht haben."
Mit der HG will er auf lange Sicht ganz vorne angreifen und um den Wiederaufstieg in die 2. Liga mitspielen. In der laufenden Saison verhindert dies das Verletzungspech im ohnehin knapp bestückten Kader: „Der Saisonstart an sich war gut. Unser Ziel war es, alle Heimspiele zu gewinnen, und das haben wir bisher auch geschafft", sagt Max Hartz. Ihn wurmen nur die verlorenen Derbys in Hochdorf (19:24), Haßloch (25:31) und Dansenberg (24:31). „Zwei davon hätten wir gewinnen können. Aber durch die Verletzten fehlen uns natürlich Optionen – im Angriff und in der Abwehr, und da ist es schwierig, jeden in jedem Spiel dazu zu bringen, dass er seine Topleistung abruft", weiß Hartz und ergänzt zuversichtlich: „Je länger wir alle in dieser Situation auskommen müssen, desto klarer werden die Abläufe und demnach besser wird das Zusammenspiel."
Die kommenden Gegner, die noch im laufenden Jahr den Weg in die Stadtgartenhalle antreten müssen, hält Hartz allesamt für schlagbar.
Auswärts stehen bis zur Jahresfrist härtere Duelle an wie zum Beispiel am 9. November in Fürstenfeldbruck. „Dort wird es sehr schwer. Aber die Außenseiterrolle liegt uns mehr als die Rolle des Favoriten", weiß der gelernte Industriekaufmann. Er weiß jedoch auch, dass die Erwartungshaltung der eigenen Fans und vor allem die der Gegner zumeist die weniger komfortable Rollenverteilung bewirkt. Als langjähriger Zweitligist ist die HG ganz automatisch einer der Gejagten – egal, in welcher Tabellenregion sie sich aktuell befindet.