Die San Francisco 49ers überrannten im NFC-Championship-Game die Green Bay Packers mit 37:20 und stehen nach einer bärenstarken Saison im Super Bowl.
Wer sich große Spannung erwartet hat, wurde in diesem Spiel enttäuscht. Zwar gelang es den Green Bay Packers in den ersten beiden Drives, den Lauf der 49ers zu stoppen, anschließend begann aber die Dominanz der Kalifornier, die das Spiel auf allen Ebenen dominierten und den Packers ihr Spiel aufzwangen. Vor allem das Laufspiel und die physische Überlegenheit brachte die 49ers durchweg auf das Scoring Board – fast jeder Drive endete mit Punkten. Raheem Mostert lief zu drei Touchdowns, Kicker Robbie Gould traf zweimal per Field Goal. Die Packers mit ihrem Superstar Quarterback Aaron Rodgers fanden überhaupt nicht gegen die dominante Defense ins Spiel, das Laufspiel war gegen die physische Dominanz der 49ers keine Lösung. Mit fortlaufender Spieldauer gaben sich die „Cheeseheads" sowieso auf.
Große Spannung wollte nicht aufkommen
Nach der Halbzeitpause kamen die Packers zwar offensiv ein wenig effektiver aus der Kabine – ändern konnte das aber nicht mehr viel. Rodgers warf zwar einen Touchdown-Pass auf Aaron Jones, nur um danach von der 49ers-Offense exklusiv mit Laufspielzügen vollkommen überrannt zu werden. Jones legte dann einen kurzen Rushing Touchdown nach und verkürzte – und brachte 49ers Coach Kyle Shanahan zumindest ein wenig ins Grübeln. Die Niners-Offense geriet danach ins Stocken und Coach Kyle Shanahan ließ bei 4th & 1 an der gegnerischen 39 punten, was den Packers neues Leben einhauchte. Rodgers organisierte dann einen 92-Yard-Drive über nur sieben Spielzüge, an dessen Ende ein Acht-Yard-Touchdown-Pass auf Tight End Jace Sternberger stand. In der Folge allerdings ließen sich die 49ers die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und machten ihren siebten Super-Bowl-Einzug perfekt. San Francisco – und damit auch der deutsche Linebacker Mark Nzeocha – steht erstmals seit der Saison 2012 im Big Game und könnte mit seinem sechsten Titel mit den Patriots und Steelers gleichziehen.
Der Star des Spiels und der Player-to-watch für den Super Bowl ist auf Seiten der 49ers schnell gefunden. Raheem Mostert und seine Offensive Line dominierten an der Line of Scrimmage und ließen es schlicht nicht zu, dass Green Bay Zugriff bekam. Der Runningback nutzte aber auch jegliche Lücken aus und durchbrach zahlreiche Tackles für einen mächtigen Raumgewinn. Mit 220 Yards und vier Touchdowns machte Mostert das Spiel seines Lebens und führte die 49ers in diesem Spiel fast im Alleingang in den Super Bowl. Jimmy Garoppolo wurde dabei überspitzt gesagt gar nicht gebraucht, musste im gesamten Spiel insgesamt nur acht Pässe werfen. Im Super Bowl wird das anders aussehen, die Kansas City Chiefs konnten mit ihrer Defense Derrick Henry stoppen und werden, zumindest kann man davon ausgehen, auch mehr Impact auf den Run der 49ers haben.
Die San Francisco 49ers im Überblick
Der Trainer: Kyle Shanahan war schon einmal kurz davor, den Super Bowl zu gewinnen. Als Offensive Coordinator führte er mit den Atlanta Falcons zur Halbzeit mit 28:7, nur um dann in der zweiten Halbzeit Zeuge des größten Super-Bowl-Comebacks aller Zeiten zu werden. Shanahan leistete mit seiner Offense dennoch spektakuläres und erzielte in diesem Jahr die meisten Punkte aller Mannschaften. Nach seiner Auszeichnung zum Assistant Coach of the year griffen dann die 49ers zu und machten ihn zum Head Coach. Nach zwei eher durchwachsenen Saisons mit einer negativen Bilanz griff das Spielsystem Shanahan dann richtig und es folgte der Super-Bowl-Run. „Kyle und ich vertrauen uns und hatten eine Vision, jetzt stehen wir im Super Bowl. Wir wissen aber auch, dass die Leute sich nur an den Gewinner erinnern", so General Manager John Lynch. Die Erfahrung, die er als Assistant Coach in diesem großen Spiel gemacht hat, könnte ihm jetzt als Head Coach durchaus behilflich sein.
Die Stars: Es ist eigentlich unmöglich einen Spieler dieses Teams herauszuheben – dafür funktionieren die 49ers in zu vielen Bereichen zu gut. Da wäre Jimmy Garoppolo, der zu den besseren Quarterbacks der Liga gehört, der aber im NFC Championship Game eigentlich nicht „gebraucht" wurde. Raheem Mostert der Runningback kann seine Leistung aus dem letzten Spiel eigentlich gar nicht mehr toppen, zu außergewöhnlich war diese. Auf die Frage, warum sie dieses Mal so viel mit dem Ball gelaufen sind, antwortete Shanahan trocken: „Weil es funktionierte:" Es gab aber auch schon Spiele in der Saison, da lief es nicht so prickelnd. Das Spiel steht und fällt mit den am wenigsten geschätzten Spielern in einem Football-Team: der Offense Line und der Defense Line. Schafft die Offense Line es, „Jimmy G" Zeit zu geben und die Wege für ihren Runningback sauber freizublocken, sind sie kaum zu verteidigen. Schafft die Defense Line es, den gegnerischen Quarterback unter Druck zu setzen, wird dieser es schwer haben, ins Spiel zu kommen.
Prognose: Die 49ers waren nach dieser regular Season einer der Favoriten auf den Platz im Super Bowl. Verständlich. Denn es scheinen alle Rädchen ineinanderzugreifen. San Francisco legte von allen die überzeugendste Leistung in der Preseason hin und steht absolut zu Recht im Super Bowl. Ob Kyle Shanahan wieder bei etwas Rekordverdächtigem dabei sein wird, liegt vor allem an seiner Mannschaft. Zu erwarten ist, dass San Francisco mit der Offense der Kansas City Chiefs mehr Probleme haben wird. Jedoch haben sie gezeigt, dass sie gegen jedes Scheme gut sind: gegen laufstarke Mannschaften oder gegen passstarke Teams. Mike McGlinchey, rechter Tackle der 49ers, brachte es auf den Punkt: „Wir sind schwer zu schlagen, es ist schwer für die Gegner, überhaupt mithalten zu können."