Die Weiterentwicklung des traditionsreichen Industrieareals südlich des Humboldthains zu einem zukunftsträchtigen Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort in Berlins Mitte hat sich Eckart Eyser (51), Geschäftsführer der Firma Trescom Technology, zur Aufgabe gemacht.
Herr Eyser, Vorstandsvorsitzender eines Technologie-Parks, das klingt nach einer spannenden Aufgabe.
Das ist es bestimmt. Am Standort gibt es etwa 150 teilweise hochspezialisierte Wirtschafts- und Forschungsunternehmen von der Technischen Universität bis zum Fraunhofer Institut (IZM). Im Gegensatz zu anderen Berliner Zukunftsorten wie Adlershof oder Schöneweide werden wir nicht von einem Regionalmanagement wie Wista unterstützt und erhalten auch keine öffentliche Finanzierung. Wir machen alles ehrenamtlich neben unserem Tagesgeschäft. Da bleibt einiges auf der Strecke. Wir machen als Unternehmensverbund das Beste daraus.
Welches sind die größten Herausforderungen?
Wir beobachten eine allgemeine Gentrifizierung an Berlins Wirtschaftsstandorten. Die Unternehmen haben genauso mit drastisch steigenden Mieten zu kämpfen wie Privatpersonen. Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit zur Start-up-Stadt Nummer eins zu avancieren. Aktuell ist Berlin auf Platz drei. Die Immobilienbranche wittert hohe Gewinne. Denn mit der Vermietung von Gewerberäumen an Start-ups können die Gewerberaumvermieter mehr Geld machen.
Was hat das für Folgen?
Gleichzeitig mit der Vermietung an Start-ups werden alteingesessene Unternehmen vertrieben und an den Stadtrand gedrängt, weil sie plötzlich nicht mehr ins Konzept passen. Rechtlich ist diese Vorgehensweise sauber. Moralisch aber fragwürdig. In der Praxis sieht das so aus: Verträge werden einfach nicht verlängert. Die Planungssicherheit für Unternehmen geht verloren. Auch an unserem Standort mussten uns deshalb Traditionsunternehmen verlassen. Oder sie haben ihre Verträge immer nur kurzfristig verlängern können. Die Immobilienbranche beharrt auf ihrem Recht auf kurzfristige Entscheidungen und will Räumlichkeiten nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten vermieten.
Aber es heißt doch immer: Der Standort entwickelt sich positiv?
Das tut er. Aber zu welchem Preis? Die Ellenbogengesellschaft setzt sich auch hier immer mehr durch. Da wird nicht nach links und rechts geguckt. Das ist aber eine kurzfristige Sicht. Denn ein normales Unternehmen schafft Arbeitsplätze und zahlt Steuern, was der Stadt langfristig mehr Einnahmen bringt. Das Gewerbemietrecht steht auf dem Prüfstand. Die Kündigungsfrist muss verlängert werden. Berlin sollte auch den Erwerb von Eigentum stärker fördern. Wir brauchen unbedingt mehr Planungssicherheit für Unternehmer. Wenn wir eine Plattform bieten für junge Kreative, ist das toll. Doch trotz Start-up-Fiebers sollte auf eine sozialverträgliche Mischung geachtet werden. Wir engagieren uns gerne für den Bezirk und hypen den Standort. Es kann aber nicht sein, dass uns gleichzeitig der Ast abgesägt wird, auf dem wir sitzen. Was die Verdrängung von Unternehmen betrifft, wird es für uns mittelfristig eine Entlastung geben. Derzeitig entsteht im Technologie-Park unter dem Projektnamen „Grow" ein neues Start-up-Zentrum mit kleinteiligen Büros. 2018 werden die Bauarbeiten abgeschlossen sein.